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17.09.2010 16:00

Forscher fordern "Wissenschaft light" für die Schulen

Reiner Korbmann, presse@gdnae.de, Pressereferat
Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte e. V.

    Präsident der GDNÄ setzt sich für Herabsetzung der Bildungsstandards ein

    Dresden – Eine breite Allgemeinbildung als zusätzlichen Bildungsstandard in den naturwissenschaftlichen Fächern hat der Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ), der Tübinger Mediziner Prof. Hans-Peter Zenner, in Dresden gefordert. In den Schulen dürfe es nicht nur um Erwerb von Spezialwissengehen gehen, sondern auch um eine gute Allgemeinbildung in allen Bereichen des Wissens, sagte Prof. Zenner am Freitag bei der Eröffnung der 126. Versammlung der GDNÄ. In den geisteswissenschaftlichen Fächern werde an den Schulen das grundsätzliche Verstehen von Literatur, Sprache oder Geschichte gelehrt, dagegen werde in Fächern wie Chemie, Physik oder Mathematik Kompetenzen zu umfassender Abstraktion und fehlerfreier Prozeduralisierung angestrebt.
    So werde zu vielen Schülern jede Motivation genommen, sich für die Welt der Naturwissenschaften zu begeistern, erklärte der GDNÄ-Präsident in Dresden. Tatsächlich wirke der naturwissenschaftliche Unterricht heute auf nicht wenige junge Menschen sogar abstoßend. Daher fordere er ein zusätzliches "Wissenschaft light" für die Schulen. "Das Verstehen genügt auch in den Naturwissenschaften für eine Allgemeinbildung", betonte Professor Zenner. Daneben sollte für die besonders begabten und interessierten Schüler ein hoher Standard erhalten bleiben.
    Die GDNÄ, eine traditionsreiche, interdisziplinäre Vereinigung von Forschern und Nichtwissenschaftlern. sieht als eine ihrer Hauptaufgaben, die naturwissenschaftliche Bildung in der Gesellschaft zu verbessern. Bei den Qualitätsansprüchen an die Schulbildung, so betonte der GDNÄ-Präsident in Dresden, forderten aber zu viele Beteiligte lediglich aus ihrer Sicht höchste Kompetenzen, etwa der Staat, die Industrie und andere gesellschaftliche Institutionen. Die Bildungsstandards an der Schule dürften jedoch nicht nur von Maximalforderungen ausgehen, wie sie diejenigen stellen, die ohnehin bereits erfolgreich in den Naturwissenschaften arbeiten, sondern müssen auch die Interessen und Bedürfnisse der Mehrzahl der Schüler im Blick haben: an einer umfassenden Allgemeinbildung bis zum Abitur. Nur durch eine bessere Allgemeinbildung, betonte Prof. Zenner, könne in der gesellschaftlichen Debatte die oft aufscheinende naturwissenschaftliche Ignoranz vermieden werden, etwa wenn "genfreie Nahrungsmittel" oder „genfreie Städte“ gefordert werden.
    "Es sind Fachkommissionen mit Fachdidaktikern, Schulpraktikern und Lehrplanspezialisten, die heute unsere Bildungsziele festlegen." Prof. Zenner forderte sie bei der Eröffnung der GDNÄ-Tagung auf, den emotionalen Zugang und das Verstehen von Erscheinungen in den Naturwissenschaften stärker in den Vordergrund zu rücken: "Ästhetik statt Abstraktion könnte man rufen – immerhin sind der Menschheit die kühnen Kirchenbauten der Gotik ohne abstrakte Formeln gelungen, die bis heute als unvergleichlicher, ästhetischer Ausdruck für Physik, Chemie und Ingenieurkunst gelten können." Auch für Schule und Hochschule gälten als Qualitätskriterium die Wünsche der Schüler und Studenten. Dabei gehe es um Passion ebenso wie um Rationalität. Wenn viele Schüler bis zum Abitur motivierender und weniger abstrakt ausgebildet würden, werde Naturwissenschaft in der Bildung eine deutlich größere Rolle spielen.
    Die Versammlung der GDNÄ findet zum ersten Mal seit 1934 in Dresden statt. Rund 50 renommierte Wissenschaftler, darunter zwei Nobelpreisträger, werden bis zum 21. September über das Thema "Herausforderung Mensch - Energie, Ernährung, Gesundheit" debattieren, und Lösungsmöglichkeiten für globale Zukunftsprobleme aufzeigen. Etwa 1.500 Teilnehmer werden erwartet. Neben der Tagung findet in einem großen Dresdner Einkaufszentrum ein Wissenschaftsparcour mit Experimenten und Erläuterungen für jedermann statt, in dem die Warenwelt darum herum erklärt wird. Bei zwei kostenlosen öffentlichen Abendvorträgen werden allgemein interessierende Themen besprochen: etwa die wissenschaftlichen Visionen der populären "Star Trek"-Filme und die musikalischen Folgen von Beethovens Taubheit.
    Aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Rheinland-Pfalz haben 130 hochqualifizierte Schülerinnen und Schüler, sowie fast 100 Studenten und Jungwissenschaftler ein Stipendium der Wilhelm und Else Heraeus Stiftung erhalten, um die Vorträge zu besuchen und mit den Wissenschaftlern zu diskutieren. Zentrale Anliegen der GDNÄ, die 1822 in Leipzig von dem Naturforscher Lorenz Oken gegründet wurde, sind der Dialog der Forschung mit der Gesellschaft sowie das Gespräch zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen. Anders als die meisten wissenschaftlichen Tagungen ist die Versammlung der GDNÄ daher offen für jedermann, für Schüler und Studenten sogar kostenlos. Der Stil der Vorträge ist entsprechend auf ein breites, interessiertes Publikum ausgerichtet.

    Achtung Redaktionen
    - weitere Informationen zu Inhalten und Ablauf der Tagung entnehmen Sie bitte dem Programm der Dresdener Tagung. Sie finden es im Internet unter http://www.gdnae.de/media/pdf/GDNAE_GesamtProgramm_2010.pdf
    - während der Tagung finden von Samstag bis Montag gegen 13.00 Uhr, am Dienstag gegen 14.30 Uhr, in der Pressestelle tägliche Pressegespräche statt mit den interessantesten Referenten des Tages. Termine und Namen der anwesenden Referenten liegen bei.
    - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Pressereferenten der GDNÄ, Reiner Korbmann, Science&Media, Telefon 089-20 80 57-00, Fax 089-642 65 99, E-Mail reiner.korbmann@scienceundmedia.de
    – während der Tagung: gleiche E-Mail, Telefon: 0351-463 388-21.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Schule und Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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