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10.09.2001 16:45

Aufs Spiel gesetzte Körper ...

Frederik Borkenhagen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft

    Aufführungen des Sozialen und die Erschaffung des Selbst in Sport und populärer Kultur - Tagung der dvs-Sektion Sportphilosophie in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich "Kulturen des Performativen" am 4.-6. Oktober 2001 in Berlin

    Die Sektion Sportphilosophie der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) führt ihre Jahrestagung in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich "Kulturen des Performativen" vom 4.-6. Oktober 2001 in Berlin durch. Veranstaltungsort ist das Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin, Grunewaldstr. 35, 12165 Berlin-Steglitz.

    Zur Tagungsthematik:

    Performative Prozesse der Verkörperung des Sozialen wie Rituale, Spektakel, Festivals oder Spiele durchsetzen vielfältig das gesellschaftliche Leben. Sie sind prozesshaft und vermitteln andere Wirklichkeitserfahrungen als Sprache und Text.

    In neuartigen Bewegungsspielen verbinden sich heterogene symbolische Elemente (Mode, Pop, Sport) zu neuen kulturellen Räumen im Spannungsfeld von Globalisierung und Lokalisierung. Zugehörigkeit, Distinktion, Wertvorstellungen, Personen- und Gendermodelle existieren in diesen Räumen nicht in institutionalisierter Form, sondern müssen immer wieder aufs Neue performativ über Attribute (Zeichen, Gesten, Bewegungen) her- und dargestellt werden. Während etwa im klassischen Sport das Prinzip messbarer Leistung entscheidend ist, gewinnen in den neuen Spielen Selbstdarstellung, Virtuosität, Körperkunst, Wagnis und Abenteuer an Bedeutung: Die Subjekte spielen, indem sie ihre Körper aufs Spiel setzen, bewusst auf Sicherheit verzichten und Routinen aufgeben.

    Der Körper ist nicht hier nicht allein als effizient funktionierender Leistungskörper von Bedeutung, sondern auch als Empfänger und Erzeuger von Erregung. Durch hochtechnologische Geräte (Skates, Bikes etc.) und Bewegungen wie Gleiten und Drehen, durch hohe Geschwindigkeiten oder dadurch, dass man sich in Gefahr begibt, werden die Sinne angereizt und intensive Gefühle erzeugt.

    Klassische Methoden rigider Körperformung weichen Techniken der Selbsterprobung und -gestaltung, die durch medial vermittelte Körperformangebote, Warenästhetiken und populäre, protoreligiöse Mythologien orientiert werden.

    Die Tagung soll im Austausch von Sportwissenschaft, Philosophie, Soziologie, Pädagogik, Cultural Studies, Historischer Anthropologie, Musikwissenschaft, (europäischer) Ethnologie und Gender Studies u.a. folgenden Fragen nachgehen:
    - Wie sind die Beziehungen zwischen Körper-, Bewegungs- und Spielkulturen und sozialen Prozessen in anderen gesellschaftlichen Bereichen?
    - Prägen sich in den neu entstehenden kulturellen Räumen aus Pop, Sport und Mode neue Formen von Gemeinsamkeit aus?
    - Wie gestaltet sich in diesen Räumen das Verhältnis zwischen dem Einzelnen und der Gruppe? Welche Mythologien und Ideologien werden darin verkörpert?
    - Deutet sich in neuen Formen des Körpergebrauchs und des Spiels ein Wechsel von der Leistungs- zur Erfolgsgesellschaft an, in der nicht quantifizierbare Leistungen, sondern das Wagnis und der Zufall günstiger Gelegenheiten über Erfolg oder Misserfolg entscheiden?
    - Welche Rolle spielen Medien (Lifestyle-Zeitschriften, Videos, Sportübertragungen) für die Selbstbildung und den sozialen Zusammenhalt?
    - Weiten die neuen (Körper-)Techniken der Selbsterprobung die Grenzen der eigenen Kultur aus, oder handelt es sich eher um Formen der Selbstnormalisierung und der ideologischen Subjektion?

    Vorläufiges Programm:

    Donnerstag, 4.10.2001

    bis 14.00 Anreise
    14.00-14.30 Begrüßung und Einführung
    14.30-15.45 Nerlich, Michael: Zum Verhältnis von Abenteuer und Moderne
    15.45-17.00 Neckel, Sighard: Auf dem Weg in die Erfolgsgesellschaft? Umrisse einer Zeitdiagnose
    17.00-17.15 Kaffeepause
    17.15-18.30 Bette, Karl-Heinrich: X-treme. Soziologische Betrachtungen zum Abenteuer- und Risikosport
    18.30-19.15 Stern, Martin: Heldenfiguren im Risikosport
    19.15-20.00 Breuer, Christoph: Strukturmerkmale postmoderner Sportnachfrage. Eine empirische Untersuchung

    Freitag, 5.10.2001

    09.30-10.45 Diederichsen, Diedrich: Flexibilität und Konformität - Über postnonkonformistische Nonkonformität
    10.45-11.45 Caysa, Volker: Rauschinszenierungen. Zum Verhältnis von Askese, Rausch und Ekstase im Erlebnissport
    11.45-12.00 Kaffeepause
    12.00-13.00 Winter, Rainer: Zwischen Vergnügen und Ermächtigung. Zur Konstruktion des Körpers in den Cultural Studies
    13.00-14.15 Mittagspause
    14.15-14.45 Krais, Beate: Körper und Geschlecht - zur Einführung
    14.45-15.45 Lehnert, Gertrud: Mode als Spiel - Zur Performativität von Mode und Geschlecht
    15.45-16.45 Meuser, Michael: Bekommt der Mann einen Körper? Geschlechtersoziologische und modernisierungstheoretische Aspekte der Körperaufwertung in aktuellen Männlichkeitsdiskursen
    16.45-17.00 Kaffeepause
    17.00-18.00 Kelle, Helga: Territorienspiele und Geschlechterkonstruktion
    18.00-19.00 Villa, Paula-Irene: Mit dem Ernst des Körpers spielen - Körper, Diskurse und Emotionen im Argentinischen Tango

    Samstag, 6.10.2001

    09.00-09.30 Gebauer, Gunter: Der Körper als Medium der Erkenntnis - zur Einführung
    09.30-10.30 Ränsch-Trill, Barbara: Tanzende Körper. Weltspiel - Spiel der Bewegung - Freies Spiel der Erkenntniskräfte
    10.30-11.30 Franke, Elk: Der Selbstbezug im Handeln - ein blinder Fleck der Sozialphilosophie?
    11.30-11.45 Kaffeepause
    11.45-12.45 Sobiech, Gabriele: Die zwanghafte Suche nach dem "Ich". Die Arbeit am Körper als (Neu-)Erschaffung des Selbst
    13.30-14.45 Mittagspause
    ab 14.45 Sitzung der dvs-Sektion Sportphilosophie

    Anmeldungen und Akkreditierung:

    Freie Universität Berlin, PD Dr. Thomas Alkemeyer, Schwendener Str. 8, 14195 Berlin
    Tel.: (030) 838 5 27 35, Fax: (030) 838 5 27 36, eMail: alkemeye@zedat.fu-berlin.de

    oder über die Tagungshomepage: http://www.fu-berlin.de/tagung-koerperspiele

    Die Tagungsbeiträge belaufen sich auf 100,00 DM für Nichtmitglieder der dvs und auf 70,00 DM für dvs-Mitglieder und Studierende. Die Gebühren sind bei der Anmeldung zu überweisen auf das Konto Nr. 516030302 bei der Dresdner Bank (BLZ 100 800 00) unter dem Kennwort "Spielkörper".


    Weitere Informationen:

    http://www.fu-berlin.de/tagung-koerperspiele.de
    http://www.dvs-sportwissenschaft.de
    http://www.sfb-performativ.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Pädagogik / Bildung, Philosophie / Ethik, Religion, Sportwissenschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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