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13.09.2001 11:46

Wenn kranke Kinder Hilfe brauchen

Rudolf-Werner Dreier Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    2.500 Kinderärzte kommen vom 13. bis 16. September zum Kongress nach Freiburg

    Die Fachwelt der Kinderheilkunde trifft sich von Donnerstag, den 13. September, bis Sonntag, den 16. September 2001, in Freiburg: Zur 97. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin werden mehr als 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Die Tagung findet gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin statt. Die Hauptthemen sind Infektionen, angeborene Fehlbildungen der Niere und des Harntraktes und hämatologisch-onkologische Erkrankungen.

    Am Freitagmorgen beschäftigen sich Wissenschaftler ab 8.30 Uhr mit dem Thema Infektiologie, beispielsweise mit Meningokokken, die eine schwere Hirnhautentzündung auslösen können. Von Mensch zu Mensch übertragen können diese Bakterien völlige gesunde Kinder oder Jugendliche treffen, die möglicherweise schon wenige Stunden nach einer Infektion tot sind. Wissenschaftler arbeiten an neuen Impfstoffen, die die besonders aggressiven Killer-Meningokokken wirkungsvoll bekämpfen sollen. Erste Ergebnisse werden im Rahmen des Freiburger Kongresses vorgestellt. Über angeborene Nierenfehlbildungen können sich Mediziner am Samstagmorgen ab 8.30 Uhr informieren. Rund 0,5 bis ein Prozent aller Neugeborenen kommt mit einer Fehlbildung der Nieren oder der Harnwege zur Welt. Derzeit untersuchen Experten die möglichen genetischen Ursachen dieser Fehlbildungen. Thema sind zudem Harnwegsinfektionen, die zu den häufigsten Infektionskrankheiten zählen, die sich Patienten im Krankenhaus einfangen. Durch zunehmende Antibiotikaresistenzen sind diese Infektionen aber immer schwerer zu behandeln. Hauptthema am Sonntagmorgen ist die Hämatologie. Die Freiburger Kinderonkologin Professor Charlotte Niemeyer referiert über die Gefahr von Zweittumoren, die nach der Chemotherapie entstehen können. Die amerikanische Wissenschaftlerin Mary Dienauer spricht über das CGD-Syndrom: Kinder, die daran leiden haben einen angeborenen Defekt an weißen Blutkörperchen und müssen wegen der ständigen Bedrohung durch Infektionen in einem sterilen Zelt leben. Mögliche Hilfe für diese Kinder ist durch eine Gen-Therapie zu erwarten oder durch eine Knochenmarkstransplantation.

    In Hauptsitzungen, Symposien, freien Vorträgen und Postersitzungen werden im Rahmen der Jahrestagung über 600 Einzelreferate gehalten. Die Programminhalte sind in enger Abstimmung mit dem Berufsverband der Ärzte für Kinderheilkunde und Jugendmedizin und den Arbeitsgemeinschaften der pädiatrischen Subspezilitäten sowie den befreundeten Fachgesellschaften gestaltet worden. So soll der Bogen zwischen aktueller Wissenschaft und praktischer Fort- und Weiterbildung gespannt werden.
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    Die Sitzungen beginnen morgens um 7.30 Uhr mit Frühstücksseminaren, in denen Fortbildungen zu wichtigen praktischen und wissenschaftlichen Themen abgehalten werden. Insgesamt 24 Symposien zu verschiedenen Subspezialitäten der Pädiatrie werden stattfinden. Hier reicht das Spektrum von neuesten molekulargenetischen Ergebnissen bis zur Psychosomatik und Kinderpsychiatrie. Experten werden über Diabetes und Adipositas, über Pharmakologische Aspekte in der Pädiatrie, über Immunmodulation und Immunmangel, über Stoffwechselstörungen und Rheumatologie referieren.

    Bei den jeden Tag stattfindenden Hauptvorträgen nehmen Experten zu wichtigen aktuellen wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Themen Stellung. Professor Otmar Wiestler, Neuropathologe aus Bonn, wird das Thema der "Forschung an humanen embryonalen Stammzellen" diskutieren. Professor Helmut Remschmidt, Kinderpsychiater aus Marburg, referiert über das Thema der "Jugenddelinquenz - Ursachen, Interventions- und Präventionsmöglichkeiten", ein für Kinderärzte wichtiges Thema in Bezug auf die Langzeitfolgen unserer Präventionsmöglichkeiten. Am Ende des Kongresses kommt sozusagen als Ausblick für zukünftige Forschungsentwicklungen der Vortrag von Professor E. Renate Panzer-Grümeyer aus Wien, die das Thema "Molekulardiagnostische Methoden bei Beurteilung der Risiken zur Leukämieentstehung bei Neugeborenen" abhandelt. Diese 3 Hauptvorträge sollen die Spannbreite heutiger Erkenntnisse unserer wissenschaftlichen Methodik und der psychosozialen Konsequenzen darlegen.

    Diskutiert wird ebenso die Zukunft der Kinder- und Jugendheilkunde im Hinblick der Veränderungen des Gesundheitswesens: Kinderbteilungen oder -kliniken schrumpfen oder werden ganz geschlossen. Damit fehlen Weiterbildungsplätze für junge Ärzte. Gelingt es in Zukunft nicht, kranke Kinder ausschließlich von dafür prädestinierten Pädiatern betreuen zu lassen, wird die Gefahr real, dass sich Organspezialisten aus der Erwachsenenmedizin der Probleme annehmen. Dann könnte die Existenz der Kinder- und Jugendmedizin mittelfristig gefährdet sein. So werden schon heute auf dem Arzneimittelsektor neue Medikamente fast ausschließlich für Erwachsene entwickelt. In rund 70 Prozent werden bei Kindern diese Mittel eingesetzt, ohne dass die einzelnen Medikamente für die entsprechende Altersgruppe pharmakologisch und toxikologisch evaluiert sind.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Matthias Brandis
    Geschäftsführender Ärztlicher Direktor
    Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
    der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    Mathildenstr. 1
    79106 Freiburg
    Tel. 0761/270 4306
    Fax 0761/270 4454
    e-mail: brandis@kikli.ukl.uni-freiburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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