Gewalt und Macht im Stalinismus
Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Stefan Plaggenborg
Die Zeit des Stalinismus (1928/29-1953) zaehlt Millionen von Opfern. Menschen sind zu Tode gekommen, deportiert und zu Lager verurteilt worden. Diese Gewalt gegen Menschen ist keine beilaeufige Erscheinung, sondern sie ist ein fester Bestandteil des Stalinismus. Sie ist jedoch bisher weder thematisiert noch als historische Kategorie begriffen worden.
Die Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Stefan Plaggenborg, Inhaber des Lehrstuhls fuer Osteuropaeische Geschichte an der Jenaer Universitaet, am 21. Mai 1996 versucht deshalb, Hintergruende und Ursachen dafuer aufzuzeigen, warum es zur Gewalt in massenhaften Ausmassen kam. Prof. Plaggenborg geht davon aus, dass es bereits vor dem Stalinismus eine Disposition fuer Gewalt gegeben hat, die aus den Revolutionsjahren stammt und in die sich neu formierenden Staatsstrukturen eingebaut wurde. Revolutionaere Gewalt der Massen wurde bald nach der Oktoberrevolution zur Gewalt im Namen der Massen. Gewalt wurde institutionalisiert und verrechtlicht. Im Stalinismus konnte diejenige Gruppe in der Partei, die von sich behauptete, die Revolution voranzutreiben (die Gruppe um Stalin), die nun staatlich gewordene Gewalt strafend gegen ihre Gegner einsetzen. Zu dieser Strafgewalt des Staates kam hinzu, dass sie Handlungsraeume fuer viele Sowjetbuerger oeffnete, sich an den zu Feinden gestempelten Personen zu vergreifen. Wichtig ist, so Plaggenborg, dass die Gewalt an die Durchsetzung des revolutionaeren Konzepts Stalins gebunden war. Damit wurde Gewalt zugleich zu einem Machtkonzept im Stalinismus, das der Stalingruppe die Vorherrschaft sicherte. Man kann, obwohl es paradox klingt, sogar sagen, dass sie Gewalt brauchte, um sich zu legitimieren.
Die oeffentliche Antrittsvorlesung beginnt um 18.00 Uhr in der Aula der Friedrich-Schiller-Universitaet Jena.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft
überregional
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Deutsch
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