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30.09.2010 10:27

Feuer und Flamme für Ihre Sicherheit

Rose-Marie Riedl Unternehmenskommunikation und Forschungsmarketing
Hohenstein Institute

    Die Hohenstein Institute bieten Prüfung, Zertifizierung und Forschung rund um das Thema Textilien – kompetent aus einer Hand. Prüfungen der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) sind dabei ein expandierender Arbeitsbereich. Mariana Schubert, Leiterin der Prüfstelle PSA gewährt uns Einblick in die Arbeit ihres Teams.
    Was versteht man eigentlich unter Persönlicher Schutzausrüstung?
    Persönliche Schutzausrüstung oder kurz PSA ist heute ein wichtiger Teil für die Sicherheit in unterschiedlichen Berufen. Arbeiter der Stahlindustrie, Feuerwehrmänner und Straßenbauarbeiter nützen spezielle Bekleidung um ihre eigene Sicherheit zu erhöhen, zudem ist Schutzbekleidung in diesen Berufen zwingend vorgeschrieben. Die PSA ist Berufs- und Arbeitskleidung, die für besondere Anforderungen hergestellt wird und den Träger vor unterschiedlichen Gefahren schützen soll.
    Und warum gibt es spezielle Prüfungen für PSA?
    Bei der PSA steht der Schutz des Trägers im Vordergrund. Entsprechend muss sie eine definierte Warnwirkung aufweisen oder vor äußeren Faktoren wie Hitze, Flammen, Kälte, elektrischer Aufladung oder auch Regen schützen. Im europäischen Raum wird PSA mit dem CE- Zeichen gekennzeichnet, dafür muss die Bekleidung von einer zugelassenen Zertifizierungsstelle geprüft werden. Zur Bestätigung erhält der Kunde eine EG-Baumusterbescheinigung. Die Hohenstein Institute sind eine zugelassene Zertifizierungsstelle (0555) für PSA.
    Feuerwehrbekleidung gehört zur Königsklasse der PSA, da sie verschiedene Schutzaspekte abdecken muss. Wie spiegelt sich das in den Prüfungen wider?
    Bei Feuerwehrbekleidung sind besonders die Materialprüfungen ausschlaggebend für die Sicherheit des Trägers. Die Textilien müssen reißfest sowie feuer- und hitzebeständig sein. Auch das Design und die Wahrnehmbarkeit führen zu einer höheren Sicherheit – Feuerwehrbekleidung hat z. B. eine ganz spezifische Anordnung der Reflexstreifen, damit sichergestellt ist, dass der Träger in jeder erdenklichen Körperhaltung erkannt wird. Dies birgt auch einen großen Wiedererkennungswert der Bekleidung. Die Hitze- und Flammbeständigkeit von Feuerwehrbekleidung kann zusätzlich mit Hilfe des Thermo-Mans in Genf in Kooperation mit der Firma DuPont überprüft werden.
    Wichtig ist ja auch die Akzeptanz von PSA durch den Träger.
    Genau, den menschlichen Faktor darf man auf keinen Fall aus dem Auge verlieren. Die beste PSA hilft nichts, wenn der Mensch sie nicht richtig oder gar nicht trägt. Tragekomfort ist für die Akzeptanz besonders wichtig, da die Kleidungsstücke über mehrere Stunden hinweg bei schwerer körperlicher Arbeit und verschiedensten klimatischen Bedingungen und körperlichen Belastungszuständen getragen werden müssen. Aus diesem Grund ist die Prüfung der physiologischen Eigenschaften im Sinne des Tragekomforts ein wichtiger Aspekt bei der Beurteilung und Optimierung von PSA.
    Thema Tragekomfort - Wie lässt sich dieser objektiv und unter Laborbedingungen überprüfen?
    Wichtige Aspekte des Tragekomforts sind die Atmungsaktivität und Wärmeisolation. Diese werden für textile Materialien mit dem sogenannten Hautmodell nach DIN EN 31092 bzw. ISO 11092 ermittelt. Dazu wird das Material auf eine beheizte, poröse Metallsinterplatte gelegt, durch die Wasserdampf austritt. Die Messung findet unter definierten klimatischen Bedingungen statt. Wir ermitteln dabei den Wasserdampfdurchgangswiderstand, er gibt Auskunft darüber, wie viel Feuchtigkeit von dem textilen Material aufgenommen und an die Umgebung abgegeben wird, sprich wie gut dessen Atmungsaktivität ist. Außerdem wird der Wärmeverlust der Metallplatte und damit die Wärmeisolation ermittelt.
    Bei welcher PSA ist die Optimierung des Tragekomforts aus Ihrer Sicht besonders wichtig?
    Nach einer Studie aus den USA war noch vor einigen Jahren bei 49% der im Einsatz umgekommenen Feuerwehrleute ein Kreislaufkollaps die Todesursache. Grund dafür war eine mangelnde physiologische Funktion der Schutzkleidung. Lange Zeit stand nämlich bei der Entwicklung von PSA der Schutz vor Hitze und Flammen im Vordergrund. Heute wissen wir, dass diese auch die Kühlfunktion des Körpers unterstützen muss, indem sie den Schweiß effektiv vom Körper ableitet.
    Bei Arbeiten im Straßenverkehr ist die Sichtbarkeit gegenüber Dritten ein wichtiger Punkt. Was ist dabei zu beachten?
    Grundsätzlich wird Warnkleidung in drei Klassen eingeteilt, wobei Klasse III die höchsten Anforderungen an die Warnwirkung beinhaltet. Die Reflexstreifen, verantwortlich für die Nachtsichtbarkeit, müssen in einem definierten Umfang sowie Art und Weise am Bekleidungsstück angebracht sein. Auch an das Design und das fluoreszierende Hintergrundmaterial, verantwortlich für die Sichtbarkeit am Tage, definiert die DIN EN 471 klare Vorgaben.
    PSA muss aber nicht nur im Neuzustand schützen, sondern über den gesamten Nutzungszeitraum hinweg.
    Genau - um dies sicherzustellen, wird die Bekleidung bei uns teilweise auch nach Vorbehandlungen getestet. Dazu gehört z. B. das fünfmalige Waschen der Kleidung, danach werden die Festigkeit sowie die Brennbarkeit getestet. Bei Schutzkleidung gegen Regen werden die Textilien durch 9000faches Knicken und Scheuern mechanisch beansprucht, danach wird die Wasserdichtigkeit geprüft. Wir können auch das Altern der Textilien simulieren, dabei wird das Material Xenonlicht und Feuchtigkeit ausgesetzt – dieses künstliche Altern ist eine zusätzliche Prüfung, die interessierte Kunden als erweiterte Überprüfung ihrer Produkte nutzen können. In unseren Textilprüflaboren ermitteln wir für die verwendeten textilen Materialien Werte für die Scheuer- und Knickbeständigkeit, sowie die Reiß- und Berstfestigkeit. In unserer „textilen Folterkammer“ stehen uns dafür eine Reihe von Messgeräten zur Verfügung (siehe Infokasten).
    Wie sollte PSA idealerweise gepflegt werden, um sie möglichst lange nutzen zu können?
    Wird die Schutzkleidung im Haushalt des Trägers gewaschen, ist die mitgelieferte Waschanleitung unbedingt zu beachten. Ein zunehmender Teil der textilen PSA wird aber heute in der gewerblichen Wäscherei wiederaufbereitet. Um auch dabei eine optimale Lebensdauer gewährleisten zu können, haben unsere Experten ein spezielles Prüfprogramm für Textildienstleister definiert. Damit lässt sich im Vorfeld feststellen, wie viele Waschzyklen die Textilien ohne gravierende Einschränkung der Schutzwirkung durchlaufen können.
    Bönnigheim, im August 2010


    Weitere Informationen:

    http://www.hohenstein.de/content/content1.asp?hohenstein=33-0-0-815-2010
    http://www.hohenstein.de


    Bilder

    Mariana Schubert, Leiterin der Prüfstelle für Persönliche Schutzausrüstung an den Hohenstein Instituten.
    Mariana Schubert, Leiterin der Prüfstelle für Persönliche Schutzausrüstung an den Hohenstein Institu ...

    Der Thermo-Mann
    Der Thermo-Mann


    Anhang
    attachment icon Schutzausrüstung Hohenstein

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Mariana Schubert, Leiterin der Prüfstelle für Persönliche Schutzausrüstung an den Hohenstein Instituten.


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