idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.10.2010 11:42

Kleine Kunstwerke kopieren Krankheiten

Sebastian Hollstein Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Universität Jena erhält wertvolle Moulagensammlung

    Jena (05.10.10) Großflächiger Ausschlag: Masern. Gerötete, einzelstehende Flecken: Röteln. Rote Punkte, die zu Bläschen werden: Windpocken. Für Medizinstudenten ist es heute einfach, solche Krankheitssymptome auseinander zu halten, denn ihnen steht genügend bildliches Informationsmaterial – ob in Büchern oder im Internet – zur Verfügung. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war das erheblich schwieriger. Um trotzdem mit natürlichen Abbildungen lehren und lernen zu können, stellten Mediziner wächserne Abformungen von kranken Körperteilen – Moulagen genannt – her.

    Eine Sammlung solcher Seuchenschablonen hat die Friedrich-Schiller-Universität Jena heute (5.10.) von ihrem Lehrstuhlinhaber für Virologie und Antivirale Therapie Prof. Dr. Peter Wutzler geschenkt bekommen. „Wir sind sehr froh und dankbar, unsere umfangreichen Sammlungen mit diesen 32 exotischen Stücken erweitern zu können“, erklärt Dr. Tilde Bayer, Sammlungsbeauftragte der Universität Jena. „Schließlich ist Jena eine Geburtsstadt der Moulagenkunst. Einige kann man bereits in der Anatomischen Sammlung sehen.“ Zwar gab es anatomische Abformungen bereits vorher, aber erst Ende des 18. Jahrhunderts stellte Franz Heinrich Martens (1778-1805) in Jena kranke Körperteile aus Wachs her, um eine bessere Lehre an der Universität zu ermöglichen. Gleiches passierte zu jener Zeit unabhängig voneinander in London und Wien.

    Die Moulagen Prof. Wutzlers sind weitaus jünger. Sie wurden in den 1950er Jahren im Deutschen Hygiene-Museum Dresden gefertigt. „Inzwischen sind die kleinen Kunstwerke einiges wert“, informiert Tilde Bayer. „Bis zu tausend Euro pro Stück.“ Doch es ist vor allem der wissenschaftlich-historische Wert, der die neue Sammlung für die Jenaer Universität so attraktiv macht. Unter den Abformungen befinden sich ganze Kindergesichter mit Ausschlag oder auch ein Fuß mit einer Pestbeule. Besonders wichtig ist die naturgetreue Farbgebung, denn durch sie gibt das Wachsmodell einen unmittelbaren Eindruck der Krankheitssymptome. Nicht zuletzt deswegen werden sie zunehmend wieder in der Lehre eingesetzt, zeigen sie doch manchmal sogar Krankheiten, die es so heute gar nicht mehr gibt. Außerdem sind sie für Medizinhistoriker ein wichtiger Forschungsgegenstand.

    Die Jenaer Moulagen kommen auch der Forschung zugute. Sie werden von der Friedrich-Schiller-Universität Jena dem Archiv für medizinische Wachsbilder an der Berliner Charité als Dauerleihgabe überlassen. „Dort arbeiten ausgewiesene Moulagenspezialisten und Präparatoren, die ihnen die erforderliche restauratorische und konservatorische Betreuung angedeihen lassen können“, erklärt die Sammlungsbeauftragte. „Allerdings kann ich mir gut vorstellen, die kleinen Kunstwerke für Ausstellungen auch wieder nach Jena zu holen.“

    Kontakt:
    Dr. Tilde Bayer
    Sammlungsbeauftragte der Universität Jena
    Zwätzengasse 4, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 931015
    E-Mail: tilde.bayer[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Nach der Vertragsunterzeichnung diskutieren Rektor Klaus Dicke (l.) und Professor Peter Wutzler über die Kunst der Moulagen.
    Nach der Vertragsunterzeichnung diskutieren Rektor Klaus Dicke (l.) und Professor Peter Wutzler über ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
    None

    Die Universität Jena hat 32 Moulagen geschenkt bekommen, die dieser mit Darstellungen von Krankheiten im Säuglings- und Kindesalter aus der Anatomischen Sammlung der Universität ähneln.
    Die Universität Jena hat 32 Moulagen geschenkt bekommen, die dieser mit Darstellungen von Krankheite ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Nach der Vertragsunterzeichnung diskutieren Rektor Klaus Dicke (l.) und Professor Peter Wutzler über die Kunst der Moulagen.


    Zum Download

    x

    Die Universität Jena hat 32 Moulagen geschenkt bekommen, die dieser mit Darstellungen von Krankheiten im Säuglings- und Kindesalter aus der Anatomischen Sammlung der Universität ähneln.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).