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20.09.2001 09:41

Ein neuer Blick auf Tiere in der Wissenschaft?

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Die Problematik der Mensch-Tier-Beziehung in der Soziologie: Weber, Marx und die Frankfurter Schule (Birgit Mütherich)

    BSE und MKS sind vorerst aus dem Zentrum der öffentlichen Diskussion verschwunden, geblieben ist aber - besonders in den Medien - ein Nachdenken über Mensch, Tier und Natur.

    Ähnlich sieht es in bestimmten Wissenschaftsbereichen aus: In der Philosophie hat sich die Tierethik, dem angelsächsischen Vorbild folgend, längst zur eigenen Teildisziplin entwickelt, die historischen Kulturwissenschaften haben Tier-Bilder und -Mythen in Mittelalter und Frühneuzeit als reizvollen Forschungsgegenstand für sich entdeckt. Psychologie und
    Pädagogik beschreiben die kognitiven Leistungen von Tieren und die subjektiven Beziehungen zwischen Menschen und anderen Lebewesen - bis hin zum Einsatz von Tieren als Co-
    Therapeuten bei körperlichen, geistigen oder seelischen Störungen im menschlichen Betreuungsbereich.

    Die Soziologie allerdings, insbesondere im deutschen Sprachraum, hat die Thematik der Mensch-Tier-Beziehung vernachlässigt und von den entsprechenden neueren Entwicklungen ihrer Nachbarwissenschaften bisher kaum Notiz genommen. Birgit Mütherich, als Sozialwissenschaftlerin an der Sozialforschungsstelle Dortmund schwerpunktmäßig mit Jugend-, Migrations-, Gender- und Arbeitsforschung befasst, beschäftigt sich seit längerem mit den Ursachen und Auswirkungen dieser Blindstelle.

    In ihrem Buch, das durch einen kultur- und
    ideengeschichtlichen Exkurs dem Leser/der Leserin den Einstieg in die Thematik eröffnet, untersucht sie Tier-Vorstellungen und den Stellenwert der Mensch-Tier-Beziehung im Rahmen klassischer soziologischer Theorien wie der von Max Weber, Karl Marx, Theodor Geiger und der Frankfurter Schule und bezieht neuere Ansätze in den Arbeiten von Gotthard M. Teutsch, Rainer E. Wiedenmann und Doris Janshen ein.

    "Ein spezifisches, seit der Aufklärung dominierendes Verständnis der Mensch-Tier-Beziehung und des gesellschaftlichen Naturverhältnisses war sowohl für die Entstehung und Ausbildung der modernen Industriegesellschaft als auch für die Entwicklung der Soziologie, von grundlegender Bedeutung", so Mütherich. "Besonders Interessant hierbei ist, dass dieses Verständnis weniger den Säkularisierungsprozess widerspiegelt, sondern sich eher aus religiösen Vorstellungen und älteren philosophischen Quellen speist, die von der Wissenschaft oft übernommen wurden." Darüber hinaus untersucht Mütherich, welchen Stellenwert das Mensch-Tier-Verhältnis für das menschliche Selbstkonzept, die gesellschaftliche Praxis und die symbolische Ordnung von Kulturen hat - ein Hintergrund, vor dem sichtbar wird, wie dessen Wahrnehmung bzw. Ausblendung die gesellschaftliche
    Diskussion und die wissenschaftliche Theoriebildung bis heute beeinflusst. Insofern bietet das Buch, das zugleich ein neues Forschungsfeld beschreibt, nicht nur aufschlussreiche Aspekte für die Fachwelt, sondern richtet sich auch an eine allgemein historisch und gesellschaftspolitisch interessierte Leserschaft.

    Birgit Mütherich: Die Problematik der Mensch-Tier-Beziehung in der Soziologie: Weber, Marx und die Frankfurter Schule , LIT-Verlag, Münster 2001.

    Weitere Informationen: Birgit Mütherich Telefon: 0231 - 8596-268


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    regional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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