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21.09.2001 12:57

Buchveröffentlichung: Historiker und die Wahrheit

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Mit der retuschierten Vergangenheit beschäftigen sich die RUB-Historiker Dr. Tillmann Bendikowski, Arnd Hoffmann und Dr. Diethard Sawicki in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Geschichtslügen. Vom Lügen und Fälschen im Umgang mit der Wahrheit".

    Bochum, 21.09.2001
    Nr. 275

    Von der Lebenslüge zur Geschichtslüge
    Profil eines fassettenreichen Begriffs
    Buchveröffentlichung: Historiker und die Wahrheit

    Mit der retuschierten Vergangenheit beschäftigen sich die RUB-Historiker Dr. Tillmann Bendikowski, Arnd Hoffmann und Dr. Diethard Sawicki in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Geschichtslügen. Vom Lügen und Fälschen im Umgang mit der Wahrheit". Aus verschiedenen Perspektiven begeben sie sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Geschichtslüge, einem emotional aufgeladenen und fassettenreichen Begriff. Sie fragen nach der politischen, sozialen und wissenschaftlichen Bedeutung des Phänomens, von dem eine ganz eigene Faszination ausgeht. Das Buch wird auch auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse (10.-15. Oktober) zu sehen sein.

    Lebenslügen ehemaliger Nazis

    Historiker lügen nicht - keine Frage, denn die Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit ist untrennbar mit dem Bild des Geschichtswissenschaftlers verbunden. Ohne ihre Glaubwürdigkeit könnte die Geschichtsschreibung nicht existieren. Und dennoch taucht die Lüge, die retuschierte Vergangenheit, immer wieder auf. So hat sie etwa in Form der Lebenslüge besonders im Nachkriegsdeutschland Karriere gemacht: Ein Beispiel ist der Fall des Germanistikprofessors Hans Schwerte, der lange Zeit verschwieg, dass er während des Nationalsozialismus der SS-Mann Hans Schneider war. Nicht nur die Täter, auch die Opfer des NS-Regimes nahmen es mit der Wahrheit bei ihren Berichten über die Vergangenheit nicht immer so genau: So sind die grausamen Schilderungen von Binjamin Wilkomirski über seine Kindheit im KZ erfunden. Unklar ist, ob er absichtlich gelogen hat, oder ob er unbewusst Erlebtes und Erzähltes vermischt. Eine Besonderheit der Geschichtslüge ist, dass sie in Einzelfällen strafbar ist. Es ist z. B. verboten, die Massenvernichtung von Juden im Zweiten Weltkrieg zu verleugnen.

    Karl der Große - eine Erfindung?

    Bendikowski, Hoffmann und Sawicki beleuchten die Fälschung der Vergangenheit aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie wollen ihre Funktion und Bedeutung untersuchen, klären, welche Mechanismen beim vermeintlichen Aufdecken einer Geschichtslüge ablaufen und inwiefern die Geschichtswissenschaft als Korrektiv der Geschichtslüge funktioniert. So untersuchen sie z. B., wie konkurrierende Gruppen - etwa die katholische und die evangelische Kirche oder politische Parteien - den Vorwurf der Geschichtslüge instrumentalisierten. Ein anderer untersuchter Fall ist die Behauptung, Karl der Große habe nie gelebt. Das Buch schließt mit einem Interview mit dem bekannten Historiker Prof. Hans Mommsen über seine Erfahrungen mit Fälschungen und Lügen in der Geschichtswissenschaft.

    Titelaufnahme

    Tillmann Bendikowski, Arnd Hoffmann, Diethard Sawicki: Geschichtslügen. Vom Lügen und Fälschen im Umgang mit der Wahrheit. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2001, ISBN 3-89691-499-5

    Weitere Informationen

    Dr. Tillmann Bendikowski, Kreyenfeldstraße 87, 44894 Bochum, Tel. und Fax: 0234/262467, Email: tillmann.bendikowski@ruhr-uni-bochum.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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