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18.10.2010 13:01

Heilen Stammzellen die Querschnittlähmung?

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

    Neuer Forschungsschwerpunkt an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg / Fachsymposium zum Amtsantritt des neuen Ärztlichen Direktors Professor Norbert Weidner am 22. und 23. Oktober 2010

    Wie kann man mit Hilfe von Stammzellen durchtrennte Nervenstränge wieder neu verknüpfen? Was braucht es, damit die Nervenzellen anschließend wieder funktionieren? Neue Therapieansätze bei Querschnittlähmung stehen seit 2010 im Fokus einer neuen Forschungsgruppe der Klinik für Paraplegiologie an der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg. Ins Leben gerufen wurde die Arbeitsgruppe „Experimentelle Neuroregeneration“ von Professor Dr. Norbert Weidner, seit Dezember 2009 Ärztlicher Direktor der Klinik.

    Zur feierlichen Amtseinführung von Professor Weidner findet am 22. und 23. Oktober ein Fachsymposium zu Neuroregeneration und Neurorehabilitation in der Orthopädischen Klinik Heidelberg statt: International führende Wissenschaftler stellen den aktuellen Stand der Forschung zu Verletzungen und Heilungsprozessen des zentralen Nervensystems sowie moderne Therapiekonzepte vor.

    Regeneration zerstörter Nervenbahnen mit Stammzellen und Gentherapie

    Werden bei einem Unfall oder durch seltene Entzündungen oder Tumoren das Rückenmark verletzt und dabei Nervenbahnen durchtrennt, können sie sich spontan nicht mehr erholen – Lähmungen der Arme und Beine sowie der Blase und des Darmes sind die Folge.

    Wie unterbrochene Nervenbahnen dazu gebracht werden können, wieder zusammenzuwachsen und Signale vom und zum Gehirn weiterzuleiten, daran forscht Professor Norbert Weidner seit vielen Jahren. Dabei konzentriert er sich besonders darauf, Therapieansätze mit Stammzellen weiterzuentwickeln: Stammzellen aus Knochenmark oder Nervengewebe werden in das beschädigte Rückenmark transplantiert und regen die benachbarten Nervenzellen an, Zellfortsätze wie Fühler auszustrecken. „Das größere Problem ist es, die Zellen dazu zu bewegen, auch über längere Distanzen wieder an ihre ursprünglichen Kontaktstellen im Rückenmark anzuknüpfen“, erklärt Professor Weidner.

    Einen Durchbruch auf diesem Gebiet schaffte Professor Dr. Armin Blesch, der seit 1. Juli 2010 das Wissenschaftlerteam um Professor Weidner als Leiter der neuen Sektion „Neuroregeneration“ in der Klinik für Paraplegiologie verstärkt. Professor Blesch forschte die letzten 15 Jahre an der University of California in San Diego, USA. Er kombinierte im Tierversuch die Stammzelltherapie mit einer sogenannten Gentherapie: Dabei werden Abschnitte der Erbinformation (DNA) mit dem Bauplan für ein bestimmtes Eiweiß in die Nervenzellen eingeschleust. Bilden die Zellen dieses Protein, wirkt das wie ein Lockstoff auf andere Nervenzellen: Sie nehmen mit ihren Zellfortsätzen Kontakt zu den behandelten Zellen in ihrem ursprünglichen Zielgebiet auf, die Verbindung ist wieder hergestellt. Die Studie wurde im September 2009 in der Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlicht.

    Neue Therapieansätze kombiniert mit moderner Neurorehabilitation

    Der erste Schritt zu einer neuen Therapie ist gemacht, bis zur klinischen Umsetzung ist es allerdings noch ein weiter Weg. „Ganz wesentlich für die Effektivität eines Stammzell-basierten Therapieansatzes wird die Kombination mit modernen neurorehabilitativen Konzepten sein“, so Professor Weidner. Gemeint sind sogenannte technische Assistenzsysteme in Form von robotischen Gehrtrainingsmaschinen, mit denen nicht vollständig Gelähmte bereits heute ein intensives Gehtraining absolvieren können. Nur so können neu geknüpfte Nervenverbindung auch „freigeschaltet“ werden. „Am Heidelberger Universitätsklinikum bietet die enge Zusammenarbeit mit dem bereits etablierten Bereich Experimentelle Neurorehabilitation unter der Leitung von Dr. Rüdiger Rupp deutschlandweit einzigartige Voraussetzungen, um ein tragfähiges, regenerationsförderndes Therapiekonzept zu entwickeln“, so Professor Weidner.

    Weitere Themen des Symposiums sind u.a. aktuelle Entwicklungen von technischen Neuroschnittstellen, zu denen Neuroprothesen zur Wiederherstellung von gelähmten Funktionen und Brain-Computer Interfaces zur Gedankensteuerung zählen, aber auch Perspektiven in der Behandlung von Parkinson. Die Veranstaltung findet am 22. und 23. Oktober 2010 in der „Alten Kapelle“ der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg, Schlierbacher Landstraße 200 a, 69118 Heidelberg statt. Die Vortragssprache ist englisch.

    Journalisten sind herzlich eingeladen!

    Programm unter:
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/Aktuelles.115093.0.html?&L=de

    Weitere Informationen über die Klinik für Paraplegiologie:
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/Klinik-fuer-Paraplegiologie.115090.0.html?&L=de

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Norbert Weidner
    Ärztlicher Direktor der Klinik für Paraplegiologie
    Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
    Telefon: 06221 / 96 63 22
    E-Mail: Norbert.Weidner@med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.600 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.400 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.

    www.klinikum.uni-heidelberg.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Pressetermine
    Deutsch


     

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