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28.09.2001 08:10

Friedrich Steine erhält Förderpreis der DGGMNT

Katrin Apenburg Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

    Hamburg. Der Berliner Philosoph und Wissenschaftshistoriker Dr. Friedrich Steinle erhält amSamstag, den 29. September 2001 auf der 84. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik (DGGMNT) in Hamburg den mit 2.500 Mark dotierten Förderpreis der Gesellschaft. Der Preis, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wird, honoriert besonders innovative Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern auf dem Gebiet der Medizin-, Naturwissenschafts- und Technikgeschichte und soll künftig jährlich vergeben werden.

    Am Beispiel der Elektrizitätsforschung des frühen 19. Jahrhunderts untersucht Friedrich Steinle den besonderen Typ des explorativen Experiments. Gemeint sind damit wissenschaftliche Versuche, die nicht dazu erdacht waren, bereits bestehende Theorien zu untermauern. Explorative Experimente dienen nach Ansicht Steinles dazu, eine erste Orientierung auf einem neuen Feld zu gewinnen. Sie finden sich vor allem dort, wo die Ausgangssituation unsicher ist. "In der Forschungspraxis", so der Wissenschaftler, "spielen sie eine viel wichtigere Rolle als es üblicherweise in späteren Darstellungen der Ergebnisse zum Ausdruck kommt."
    1820 konnte der dänische Naturforscher Hans Christian Oersted eine Wechselwirkung zwischen Elektrizität und Magnetismus belegen. Für die damalige Zeit eine Sensation. Der beobachtete Effekt widersprach allem bis dahin Bekanntem und war nur schwer in Worte zu fassen. Die fehlende Sprache ­ ein Kennzeichen für eine spezielle Erkenntnissituation: Oersted eröffnete ein völlig neues, noch unerschlossenes Feld, für das lange Zeit Begriffe fehlten.
    Um zu verstehen, was die Entdeckung Oersteds für die Forschungspraxis anderer Naturforscher bedeutete, verglich Steinle vor allem die Karrieren und Forschungsarbeiten des Pariser Mathematikprofessors André Marie Ampère und des Londoner Laborassistenten Michael Faraday. Beide hatten vorher keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet der Elektrizitätslehre und beide begannen ihre Untersuchungen mit explorativen Arbeiten. Während Ampère schon bald zu einer mathematischen Theorie überging, arbeitete
    Faraday weitaus länger explorativ. Er war es auch, der im Zuge dieser Arbeiten schließlich den Begriff der magnetische Kraftlinie einführte und daraus später die Feldtheorie entwickelte. Steinle zeigt, wie aus ein und demselben Forschungsthema ­ nämlich Oersteds Entdeckung ­ die zwei kontroversen Theoriesysteme der Elektrodynamik des 19. Jahrhunderts aus ganz verschiedenen Zugangsweisen hervorgingen.

    Honoriert wurde von der Jury der DGGMNT vor allem Steinles umfangreiche Rekonstruktion der Forschungspraxis. Darüber hinaus seine Untersuchungen zum Experiment, bei denen er auch den Erkenntnisprozess in all seinen Differenzierungen wesentlich einbezog.

    Dr. Friedrich Steinle, geb. 1957, studierte Physik an der Universität Karlsruhe. 1990 schloss er seine Promotion im Fach Geschichte der Naturwissenschaften über frühe Entwicklun-gen der Newtonschen Mechanik an der Universität Tübingen ab. Verschiedene Lehr- und Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Göttingen, Paris, Cambridge/USA, Hamburg und Berlin, wo er sich 2000 in Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften habilitierte. Der Vater von vier Kindern arbeitet zurzeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.

    Weitere Informationen:
    PD Dr. Friedrich Steinle
    Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Wilhelmstraße 44, 10117 Berlin,
    Tel.: 030/22667 135, Fax: 030/22667 299, Email: steinle@mpiwg-berlin.mpg.de


    Weitere Informationen:

    http://www.mpiwg-berlin.mpg.de/dggmnt/tagungen/tagung2001.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Geschichte / Archäologie, Mathematik, Philosophie / Ethik, Physik / Astronomie, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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