idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.10.2010 11:57

1.700 Lichtjahre von der Sonne entfernt tickt eine „kosmische Uhr“

Dr. Bernd Ebeling Presse, Kommunikation und Marketing
Georg-August-Universität Göttingen

    Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung der Universität Göttingen hat in 1.700 Lichtjahren Entfernung von der Sonne ein seltenes Planetensystem entdeckt. Im Sternbild Schlange wird der enge Doppelstern NN Serpentis von zwei Planeten umkreist, die schwerer als Jupiter sind. Bei dem Planetensystem handelt es sich erst um das zweite bekannte System dieser Art. Der Doppelstern bildet eine Art „kosmische Uhr“, die alle drei Stunden tickt. Die Ergebnisse sind nun in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen.

    Pressemitteilung Nr. 221/2010

    1.700 Lichtjahre von der Sonne entfernt tickt eine „kosmische Uhr“
    Göttinger Astronomen entdecken seltenes Planetensystem um einen Doppelstern

    (pug) Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung der Universität Göttingen hat in 1.700 Lichtjahren Entfernung von der Sonne ein seltenes Planetensystem entdeckt. Im Sternbild Schlange wird der enge Doppelstern NN Serpentis von zwei Planeten umkreist, die schwerer als Jupiter sind. Bei dem Planetensystem handelt es sich erst um das zweite bekannte System dieser Art. Die beiden unterschiedlich großen Sterne des Doppelsterns umkreisen sich so, dass der größere den kleineren alle drei Stunden vollständig bedeckt. Die Forscher konnten den Zeitpunkt der Bedeckung auf weniger als eine Sekunde genau messen. Der Doppelstern bildet demnach eine Art „kosmische Uhr“, die alle drei Stunden tickt. Die Ergebnisse sind nun in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen.

    Der größere der beiden Sterne ist ein so genannter Weißer Zwerg, der ausgebrannte Kern einer Sonne, die vor einer Million Jahren ihre gesamte äußere Hülle verlor. Der kleinere Stern ist eine Minisonne, deren Masse etwa ein Zehntel der Masse unserer Sonne beträgt. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die „kosmische Uhr“ über einen Zeitraum von 22 Jahren hinweg systematisch mal vor- und mal nachging. Die Zeitverschiebungen führten zur Entdeckung der beiden den Doppelstern umkreisenden Planeten und ermöglichten den Wissenschaftlern, deren Umlaufzeiten und Massen zu messen.

    Die Entstehung von Planeten um enge Doppelsterne ist bislang ein ungelöstes Rätsel. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Planeten aus dem Material entstanden sein könnten, das der Vorgänger des Weißen Zwergs vor einer Million Jahren abgestoßen hat – dieser hatte dabei rund drei Viertel seiner Masse verloren. Das Alter des langsam abkühlenden Weißen Zwergs lässt sich aufgrund seiner Temperatur von etwa 50.000 Kelvin bestimmen. Die Existenz eines – aus kosmischer Sicht – so jungen Planeten war bislang nicht bekannt.

    Für ihre Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten zurück, die Astronomen der Universität Göttingen, der Universität von Texas in Austin und der Universitäten von Warwick und Sheffield in Großbritannien gewonnen hatten. Die Göttinger Forscher benutzten dabei ihr eigenes 1,2-Meter-Teleskop in Texas, das über ein Internetportal von Göttingen aus betrieben wird. Theoretiker der Universitäten Tübingen und Valparaiso (Chile) berechneten, wie sich das Vierfachsystem über lange Zeit hinweg zum jetzigen Zustand entwickelt hat.

    Originalveröffentlichung: K. Beuermann et al. Two planets orbiting the recently formed post-common envelope binary NN Serpentis. Astronomy & Astrophysics. DOI: 10.1051/0004-6361/201015472.

    Hinweis an die Redaktionen:
    Ein Bild zum Thema haben wir im Internet unter http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3687 zum Download bereitgestellt.

    Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Klaus Beuermann und Prof. Dr. Stefan Dreizler
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Physik
    Institut für Astrophysik
    Friedrich-Hund-Platz 1, 37077 Göttingen
    Tel. (0551) 39-5052 oder -5053
    E-Mail: beuermann@astro.physik.uni-goettingen.de und dreizler@astro.physik.uni-goettingen.de
    Internet: http://www.astro.physik.uni-goettingen.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=3687


    Bilder

    NN Serpentis: Die künstlerische Darstellung zeigt maßstabsgerecht die beiden Planeten im Vordergrund und den Doppelstern im Hintergrund.
    NN Serpentis: Die künstlerische Darstellung zeigt maßstabsgerecht die beiden Planeten im Vordergrund ...
    Foto: Stuart Littlefair, University of Sheffield.
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Kooperationen
    Deutsch


     

    NN Serpentis: Die künstlerische Darstellung zeigt maßstabsgerecht die beiden Planeten im Vordergrund und den Doppelstern im Hintergrund.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).