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05.11.2010 13:23

TU Dresden: Internationale Robotik-Tagung mit geistes- und ingenieurwissenschaftlichen Beiträgen

Kim-Astrid Magister Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Haben Pflegeroboter eine Seele?

    Am 11. und 12. November veranstaltet die Professur für Technikphilosophie der TU Dresden in Kooperation mit der Universität Tokio die internationale Tagung „Future of Robotics in Germany and Japan: Intercultural Perspectives and technical Opportunities“. Geladen sind Referenten aus Japan, den Niederlanden und verschiedenen deutschen Universitäten.

    „Die Idee zu einer Robotik-Tagung mit geistes- wie ingenieurwissenschaftlichen Beiträgen entstand aus einer grundlegenden Beobachtung“, erinnert sich Michael Funk, der als Forschungsassistent an der Professur für Technikphilosophie der TU Dresden lehrt. „Der bisherigen Debatte um die Nutzung von Robotern fehlten weitestgehend die interkulturellen Aspekte. Deutschland und Japan gehören ja zu den führenden Nationen auf dem Gebiet der Entwicklung autonomer Robotertechnik, unterscheiden sich jedoch sehr in ihren kulturellen Rahmenbedingungen. Gerade in den Gesellschaften Mitteleuropas und Ostasiens werden religiöse, soziale und ethische Fragestellungen aber völlig unterschiedlich bewertet. Diese verschiedenen Sichtweisen wollen wir nun zusammenbringen.“

    So werden die Forscher zum Beispiel diskutieren, auf welche Weise der Mensch Pflegerobotern „Vertrauen“ entgegenbringen kann und muss. „Die Tagung soll nicht nur thematisieren, wie uns Technik helfen kann, wenn immer weniger junge Menschen immer mehr alte Menschen versorgen müssen,“ führt Michael Funk aus. „Zu besprechen sind vor allem auch Fragen nach einem guten und erfüllten Leben, und ob Roboter dafür einen Beitrag leisten können. Können wir es moralisch vertreten, von einer Maschine gepflegt zu werden? Oder wird unsere Gesellschaft solche Maschinen als unmoralisch empfinden und folglich diese Technik nicht akzeptieren?“

    Diese Frage trifft in Deutschland und Japan nicht nur auf unterschiedliche ökonomische, sondern vor allem auch auf unterschiedliche kulturelle Voraussetzungen. Auch wenn es im französischen Materialismus der europäischen Aufklärung Versuche gegeben hat, den Menschen als eine Maschine zu beschreiben, so verbietet doch ein christlich geprägter Person-Begriff die Übertragung menschlich-seelischer Eigenschaften auf einen autonomen Roboter. Pflegeroboter sind Werkzeuge mit ausgesprochener technischer Intelligenz und keine Personen oder moralische Akteure - oder etwa doch?

    „Trotz enormer Modernisierungsschübe seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich in Japan vorreligiöse Auffassungen und Weltbilder, wie etwa im Shintoismus, erhalten“, erklärt Lehrstuhlinhaber Prof. Bernhard Irrgang dazu. „Die Grenze zwischen dem Belebten und dem Unbelebten ist nicht klar gesteckt, weshalb Dingen, Naturphänomenen, Maschinen und eben auch Pflegerobotern eine eigene Seele zugeschrieben wird. Die Folgen für die öffentliche Diskussion um Akzeptanz von autonomer Robotertechnik sind enorm und zeigen exemplarisch, wie stark sich die gesellschaftliche Legitimation von technischer Forschung und das soziale Vertrauen in Technik in ihrer jeweiligen kulturellen Einbettung zwischen Deutschland und Japan unterscheidet.“

    Informationen für Journalisten:
    Prof. Dr. Bernhard Irrgang, Tel. 0351 463-36001, E-Mail: Bernhard.Irrgang@tu-dresden.de
    Michael Funk, Tel. 0176 32132195, E-Mail: michael.funk.dresden@googlemail.com
    „Future of Robotics in Germany and Japan: Intercultural Perspectives and technical Opportunities“


    Weitere Informationen:

    http://tinyurl.com/tud-robotik


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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