„Wie viel Glück ist möglich in Zeiten des Klimawandels?“ – dieser Frage gingen vergangenes Wochenende knapp 30 VertreterInnen der Sozial-, Kultur-, Geistes- und Wirtschaftswissenschaften auf der Insel Spiekeroog bei den 2. Spiekerooger Klimagespräche nach. Das Veranstaltungsformat wurde von Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Vorsitzender des Zentrums für wirtschaftswissenschaftliche Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung (CENTOS) der Universität Oldenburg, initiiert. Neben Pfriem sind Prof. Dr. Ludger Heidbrink (Kulturwissenschaftliches Institut Essen) und Prof. Dr. Wolfgang Sachs (Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie) für die wissenschaftliche Leitung der Gespräche verantwortlich.
Nach Vorstellung und Erläuterungen ihrer Thesen erarbeiteten die WissenschaftlerInnen in vier Arbeitsgruppen u. a. auf Spaziergängen am Meer und in Strandkörben ihre Ergebnisse. Die Gruppe zur „Steigerungslogik moderner Wirtschaftsgesellschaften“ ging von aktuellen Untersuchungen aus, nach denen ab einem bestimmten Wohlstandsniveau das Glücksempfinden der Bevölkerung nicht mehr ansteigt, sondern sogar abzunehmen droht. Nach der Diagnose der Arbeitsgruppe ist das Glücksmodell auf permanentes Wachstum von Produktion und materiellem Konsum, auf Gewinnmaximierung und übersteigerten Wettbewerb gepolt. Der Klimawandel stelle dieses Modell prinzipiell in Frage. Er bedrohe die Existenz des Menschen langfristig und setze ihn zugleich einem immer größeren Leistungsdruck sowie Zivilisationskrankheiten aus.
Den Befund, dass eine wachsende Anzahl von Menschen bereit sei, ihr Leben praktisch neu zu bestimmen und damit auch die Herausforderung Klimawandel bewältigen könne, hat die Gruppe „Kristallisationskerne für Neues“ erarbeitet. Als praktische Ansätze führte sie auf: neue Wohnformen gerade auch für ältere Menschen, die Gestaltung von Quartieren, die dem Klimawandel Rechnung tragen und zugleich die eigene Lebensumgebung zur Heimat werden lassen, die neue Wertschätzung von Lebensmitteln und das wachsende Interesse an wirklichen Naturerlebnissen.
Mit praktischen Beispielen von der Staudinger-Schule in Freiburg bis zu den Schönauer Stromrebellen setzte sich die Gruppe „Wege zum glücklichen Leben“ auseinander. „Die praktische Veränderung der Welt in Richtung Nachhaltigkeit macht glücklich“, so das Fazit der Gruppe.
Die Gruppe „Sozialität, Lokalität, Transformation“ diskutierte, wie Angebote von Produkten und Dienstleistungen, die weniger spezialisiert und räumlich globalisiert sind, Klimaschutz mit Glück verbinden, indem sie neue soziale Erfahrungs- und Lernräume schaffen: „Glücklicher werden die Menschen vor allem durch bessere soziale Beziehungen, weniger Mobilität, selbstbestimmtere Arbeitsformen und mehr Selbstversorgung. Die Idee einer solidarischen Ökonomie hilft, neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln“, so ihr Resümee.
Die nächsten Spiekerooger Klimagespräche finden vom 17. bis 19. November 2011 statt. Hauptsponsor der Veranstaltung ist die Beluga Shipping Projekt- und Schwergutreederei Bremen GmbH. Finanzielle Unterstützung gewährt auch die Metropolregion Bremen-Oldenburg. Über drei Jahre fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück ab sofort ein Projekt, das dem Transfer der jährlichen Ergebnisse der Spiekerooger Klimagespräche in Wirtschaft und Gesellschaft dient. Am 5. Mai 2011 findet dazu eine Veranstaltung im Osnabrücker Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) statt.
Kontakt: Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Centos, Tel.: 0441/798-4182, E-Mail: reinhard.pfriem@uni-oldenburg.de
http://www.spiekerooger-klimagespraeche.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
regional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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