Dauerkopfschmerzen können die Folge sein, wenn Kopfschmerzpatienten zu häufig Schmerz- und/oder Migränemittel einnehmen. Neben Häufigkeit und Dauer der Einnahme entscheidet auch die eingenommene Substanzklasse mit darüber, wie schnell sich ein solcher Arzneimittel-Kopfschmerz entwickelt und wie die erforderliche Entzugsbehandlung verläuft. Generell gilt: Um diese Kopfschmerzform zu vermeiden, sollten Patienten höchstens an 10 Tagen pro Monat und an höchstens drei Tagen hintereinander Schmerz- oder Migränemittel einnehmen.
Schätzungsweise ein bis zwei Prozent der Bevölkerung - in Deutschland zwischen 800.000 und 1,6 Millionen Menschen - leiden unter einem Arzneimittel-Kopfschmerz. Er entsteht, wenn Kopfschmerz-Patienten ihre Beschwerden zu oft mit Medikamenten bekämpfen. Von den Patienten, die in spezialisierten Kopfschmerz-Zentren betreut werden, sind rund fünf bis zehn Prozent betroffen. Der dumpf-drückende Schmerz im ganzen Kopf tritt täglich oder fast täglich auf und setzt bereits beim Aufwachen am Morgen ein.
Frauen sind dreimal häufiger betroffen als Männer. Mehr als die Hälfte (65 Prozent) der Patienten, dies belegen zahlreiche Studien, hat Migräne. Spannungskopfschmerzen haben 27 Prozent und acht Prozent einen Kombinationskopfschmerz, also Migräne und Spannungskopfschmerz gleichermaßen.
"Auffallend ist", so Dr. Zaza Katsarava von der Neurologischen Universitätsklinik Essen, "dass der Arzneimittel-Kopfschmerz nur bei Patienten mit Migräne und Spannungskopfschmerz auftritt. Menschen mit anderen Kopfschmerzformen, etwa Cluster-Kopfschmerz, oder Patienten, die unter anderen Schmerzen leiden, sind nie von dieser Kopfschmerzart betroffen, selbst wenn sie über viele Jahre Schmerzmittel (Analgetika) einnehmen müssen."
In mehreren Studien haben Katsarava und seine Kollegen im Team um Professor Hans-Christoph Diener untersucht, bei welchen Patienten sich diese Kopfschmerz-Form entwickelt. Ebenso haben die Forscher die Bedingungen und Ergebnisse einer Entzugsbehandlung überprüft.
Von den rund 100 untersuchten Patienten hatten 48 Prozent Analgetika - zumeist Mischpräparate - genommen, 39 Prozent Triptane und 13 Prozent Ergotamine.
"Die pharmakologische Klasse der regelmäßig eingenommenen Substanz ist entscheidend für die klinische Ausprägung des Arzneimittel-Kopfschmerzes", stellt Katsarava fest. So haben die Forscher herausgefunden, dass sich der Dauerkopfschmerz bei Patienten, die regelmäßig moderne Migränemittel (Triptane) einnehmen, schneller entwickelt als bei jenen, die ihre Attacken mit Analgetika oder Ergotamin bekämpfen. Frühsymptom des Arzneimittelkopfschmerzes aufgrund von Triptanen ist eine Zunahme der Anfallshäufigkeit, die danach in einen täglichen migräneartigen Dauerkopfschmerz übergeht. Demgegenüber ist der Arzneimittel-Kopfschmerz aufgrund zu häufig eingenommener Analgetika eher dumpf-drückend im ganzen Kopf und im Falle eines Ergotamin-Fehlgebrauchs leicht pochend.
Die Wissenschaftler haben auch Dauer und Intensität der Entzugssymptome analysiert. "Auch hier konnten wir feststellen", sagt Katsarava, "dass die eingenommene Substanz beides wesentlich beeinflusst." Im Falle eines Triptan-induzierten Kopfschmerzes ist der Entzug deutlich kürzer und leichter. Die Kopfschmerzstärke etwa geht bei diesen Patienten deutlich schneller zurück als bei jenen, die Analgetika oder Ergotamine genommen hatten. Außerdem sind diese Patienten auch weniger rückfallgefährdet als ihre Leidensgenossen, die Analgetika oder Ergotamine geschluckt hatten.
"Nach wie vor ist unklar, wie es zur Entwicklung des Arzneimittel-Kopfschmerzes kommt", erklärt Katsarava. Wichtig ist jedoch, dass betroffene Patienten sehr genau auf Häufigkeit und Dauer ihrer Medikamenten-Einnahme und vor allem auf erste Frühsymptome des Arzneimittel-Kopfschmerzes achten, um sich vor dieser Kopfschmerzform zu schützen.
Um einen Arzneimittel-Kopfschmerz zu vermeiden, sollten Kopfschmerzpatienten generell höchstens an 10 Tagen pro Monat und an höchstens drei Tagen hintereinander Schmerz- oder Migränemittel einnehmen.
Rückfragen an:
Dr. med. Zaza Katsarava
Universitätsklinikum Essen
Neurologische Klinik und Poliklinik
Hufelandstraße 55
45122 Essen
Tel.: 0201-723-3856
Fax: 0201-723-5939
e-mail: zaza.katsarava@uni-essen.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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