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24.11.2010 13:44

Online-Matrikel-Portal der Universität Rostock präsentiert Studierende aus sechs Jahrhunderten

Ingrid Rieck Presse und Kommunikation
Universität Rostock

    Heute ist ein historischer Tag für die Universität Rostock, denn dieser Tag hat sehr viel mit der langen Geschichte der Alma Mater Rostochiensis zu tun. Am 24.11.2010 hat Rektor Prof. Dr. Wolfgang Schareck das Online-Matrikel-Portal der Universität Rostock unter: http://matrikel.uni-rostock.de/ mit seinen vielfältigen Serviceangeboten frei geschaltet. Etwa 70.000 Personendaten von ehemaligen Studierenden der Universität seit 1419 sind ab sofort im Internet verfügbar. Ein in Deutschland einzigartiges Universitätsprojekt hat damit seine erste und entscheidende Hürde genommen. „Traditio et innovatio ist der Leitspruch unserer Universität. Das Online-Matrikel-Portal bringt das auf eindrucksvolle Weise zum Ausdruck“, sagte Rektor Schareck.

    Fritz Reuter, Tycho Brahe, Richard Wossidlo oder Erich Kästner – diese Beispiele werden seit jeher genannt, wenn nach „berühmten“ Rostocker Studenten gefragt wird. Aber auch weniger geläufige Namen finden sich in der langen Reihe von Universitätsbesuchern, wie etwa Jakob Ulffson, Erzbischof von Uppsala und Mitbegründer der ältesten schwedischen Universität; Leopold von Stralendorf, Leiter der Reichshofkanzlei Kaiser Rudolfs II. in Prag; Axel Oxenstierna, Kanzler König Gustavs II. Adolf während des Dreißigjährigen Krieg oder Martin Drath, Richter am neu gegründeten Bundesverfassungsgericht. Pfarrer und Politiker, Kaufleute und Advokaten, Ratsherren und Mediziner, Wissenschaftler und Lehrer – ein großer Teil der gesellschaftlichen Eliten Mecklenburgs, Norddeutschlands und Nordeuropas der vergangenen Jahrhunderte hat an der Universität Rostock studiert, die einst wichtigste Bildungsstätte des hansisch-niederdeutschen Kulturraums war und heute eine der ältesten deutschen Hochschulen ist.

    In ihrem Archiv bewahrt die Universität einzigartige Zeugnisse einer nunmehr fast 600jährigen Geschichte. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Matrikeln, in denen die lange Reihe der Universitätsbesucher lückenlos dokumentiert ist. Neben Privilegienbriefen und Statuten als den Symbolen für akademische Freiheit und eigenständige Verfassung waren die Matrikeln das wichtigste Dokument einer Universität. Die Einschreibung durch den Rektor in das ehrwürdige Matrikelbuch war ein symbolischer und rechtserheblicher Akt, durch den der Immatrikulierte seinen Rechtsstand wechselte und von nun an die Privilegien des akademischen Bürgerrechts genoss. Weitaus mehr als eine bloße Auflistung von Personenzeugnissen repräsentieren die Matrikeln die Universität in ihrem ursprünglichen, bis heute fortwirkenden Wesen als Personenverband, als Gemeinschaft von Lernenden und Lehrenden.

    Auf Anregung von Prof. Dr. Kersten Krüger, Beauftragter des Rektors für die Universitätsgeschichte, und Dr. Angela Hartwig, Leiterin des Universitätsarchivs, hat eine Projektgruppe um Karsten Labahn, Doreen Brandt und Robert Stephan im Mai 2008 mit der Übertragung der Informationen aus den Matrikeln begonnen. Die Eingabe der Matrikeleinträge erfolgt anhand von digitalisierten Vorlagen über ein Online-Formular in eine zentrale Datenbank. Einheitliche Übertragungsrichtlinien und Korrekturvorgänge gewährleisten die Einhaltung der etablierten Standards wissenschaftlicher Quelleneditionen.

    Neben Zeitpunkt, gezahlten Gebühren und Bemerkungen zu den Umständen der Immatrikulation enthalten die Matrikeleinträge in der Regel den Namen, die Herkunft und Hinweise zum Status der eingeschriebenen Person (akademische Titel, Adelsprädikate, Ämter). Später differenzieren sich diese Quellen immer weiter aus. In die tabellarischen Matrikelbücher des 19./20. Jahrhunderts schrieben sich die Studenten selbst ein und machten weitere Angaben wie Schulabschluss, Wohnort, Beruf des Vaters und Studienfach. Die vorhandenen Informationen ermöglichen sowohl Aussagen zum regionalen und sozialen Profil der Besuchergruppen als auch zur akademischen Praxis an der Rostocker Universität im Lauf der Jahrhunderte.

    Im Matrikelportal werden zurzeit mehr als 70.000 Personenzeugnisse aus dem Zeitraum 1419 bis 1927 präsentiert. Alle Matrikeleinträge können Semester für Semester durchgesehen werden. Suchfunktionen ermöglichen gezielte Recherchen nach Personennamen und Herkunftsorten, aber auch detaillierte Datenbankabfragen nach Studienfächern, akademischen Titeln, Geschlecht oder Religion.

    Neben den Matrikeldaten macht das Portal auch alle Originalquellen zugänglich. Jeder Eintrag ist mit den dazugehörigen Digitalisaten der Matrikelbücher verknüpft. So kann man in der mittelalterlichen Handschrift der Rektoratsmatrikel oder in den eigenhändigen Einschreibungen der Studenten des 19. Jahrhunderts stöbern.

    Durch weitere Verknüpfungen werden die Matrikeleinträge aufbereitet und mit zusätzlichen Informationen angereichert. So ermöglicht die Verbindung mit Geodaten die Anzeige der Herkunftsorte der ehemaligen Studierenden auf einer interaktiven Karte. Daneben finden sich Angaben zu den im Semester der Einschreibung tätigen Professoren sowie zu den angebotenen Vorlesungen. Links führen hier zum Catalogus Professorum und zu Digitalisaten der historischen Vorlesungsverzeichnisse seit dem 18. Jahrhundert auf dem Dokumentenserver der Universitätsbibliothek. Über die PND-Nummer, einem einheitlichen Identifikator für Personen in Deutschland, werden einzelne bekannte ehemalige Studierende identifiziert und mit weiteren Informationsangeboten im Internet, etwa biographischen Artikeln oder Publikationen, verknüpft.

    Eine Nutzerkommentarfunktion bietet den Besuchern des Portals die Möglichkeit, alle Matrikeleinträge zu kommentieren. Jeder kann sich an der Erweiterung des Portals beteiligen und die oft nur sehr knappen Angaben mit Lebensdaten oder Biographien der Studenten und Hinweisen auf Literatur oder Internetlinks ergänzen. So kann das Matrikelportal mit der Zeit wachsen und die Universität kann das Wissen um ihre bekannten und weniger bekannten Studenten erweitern.

    Im Rostocker Matrikelportal werden die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung und Verknüpfung von elektronischen Datenbeständen im Internet konsequent umgesetzt. Vergleichbares findet sich in Deutschland bisher nur mit der Matrikeldatenbank der weitaus jüngeren Akademie der Bildenden Künste München. Traditio et Innovatio – so lautet der Leitsatz der Universität Rostock. Während Innovation im Wesen wissenschaftlicher Forschung selbst liegt und somit an einer Universität allgegenwärtig ist, lässt sich Tradition nur schwer fassen. Sie wird greifbar in historischen Universitätsgebäuden oder berühmten Köpfen der Wissenschaftsgeschichte. Mit dem Matrikelportal ist der Universität Rostock die seltene Verbindung beider Elemente gelungen.

    Kontakt:
    Forschungsstelle Universitätsgeschichte,
    Universitätsarchiv
    Karsten Labahn M.A.
    Telefon: +49 (0)381 498 8797
    E-Mail: karsten.labahn@uni-rostock.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    fachunabhängig
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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