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11.10.2001 10:13

Weibliche Jugend in Europa

Dr. Gerhard Trott Medien und News
Universität Bielefeld

    Mit der Jugendphase im Leben von Frauen befasst sich eine Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld, die vom 18. bis 20. Oktober stattfindet und von Christina Benninghaus (Bielefeld) sowie den amerikanischen Wissenschaftlerinnen Mary Jo Maynes (Minneapolis) und Brigitte Søland (Columbus) geleitet wird.

    "Jugend" - so die Organisatorinnen der Tagung "Female Adolescence in Historical Perspective. Europe 1750 - 1970" - ist eine soziale Konstruktion, die in starkem Maße dem historischen Wandel unterworfen ist. Historische Studien zeigen entsprechend, wie sich die gesellschaftlichen Jugendvorstellungen und die auf Jugendliche gerichteten Sozialisationsbemühungen und für sie geschaffenen Institutionen veränderten. Sie untersuchen die Lebensweisen und Erfahrungen von Jugendlichen und fragen nach der Bedeutung der Lebensphase "Jugend" im Lebenslauf. Bei der Analyse ihres Gegenstandes greift die historische Jugendforschung Ansätze aus der Soziologie, der Entwicklungspsychologie, der Pädagogik und der Ethnologie auf. Die entsprechenden Methoden und Theorien lassen sich jedoch nicht bruchlos auf die "Jugend" vergangener Epochen übertragen. Vielmehr sind gerade historische Arbeiten dazu geeignet, die Standortgebundenheit der jeweiligen Theorien deutlich zu machen.
    Obwohl die historische Jugendforschung über Anfänge längst hinausgekommen ist, lässt sich auch für die 1990er Jahre von einem Forschungsdesiderat sprechen, wenn es um die Einbeziehung von geschlechtergeschichtlichen Fragestellungen bzw. um die Berücksichtigung der weiblichen Jugend in jugendhistorischen Arbeiten geht. Zum einen erschienen die "jungen Rebellen" vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte als attraktive Identifikationsfiguren, und zum anderen ließen sich als typisch jugendlich apostrophierte Eigenschaften wie das Streben nach Unabhängigkeit und Bestätigung oder Abenteuerlust und die Freude an aggressiver Körperlichkeit vor allem bei männlichen Jugendlichen, nicht aber bei gleichaltrigen Mädchen ausmachen. Da männliche Jugendliche darüber hinaus nicht nur heute für mehr Schlagzeilen sorgen, sondern bereits in der Vergangenheit die öffentliche Aufmerksamkeit weitaus mehr erregten als weibliche, kann eine als Jugendgeschichte daherkommende Jungengeschichte auf reichhaltiges Quellenmaterial zurückgreifen, während über das Leben von Mädchen in der Vergangenheit weitaus weniger Quellen vorliegen.

    Angefangen mit Arbeiten zur Mädchenbildung sind in den letzten Jahren vermehrt Studien entstanden, die sich ausdrücklich mit der Geschichte der weiblichen Jugend beschäftigen und nach der Lebenswirklichkeit und den Wahrnehmungswelten weiblicher Jugendlicher, nach zeitgenössischen Mädchenbildern und deren Umsetzung in Institutionen oder nach der Bedeutung der Jugendphase im Leben von Frauen fragen.
    Die Tagung soll dazu beitragen, einschlägige Forschungsergebnisse vorzustellen und zugleich in einen allgemeineren Kontext zu stellen. Sie widmet sich dem Zeitraum zwischen 1750 und 1970. Geographisch konzentriert sie sich auf Nord- und Westeuropa, also auf die Region, für die die historische Demographie ein spezielles Heiratsverhalten, das so genannte western european marriage pattern festgestellt hat. Ein vergleichsweise hohes Heiratsalter führte hier dazu, dass sich für Frauen und Männer eine im weltweiten Vergleich ganz ungewöhnlich lange, mehrere Jahre umfassende Jugendphase herausbildete.

    Die Tagungsbeiträge sollen in vier Sektionen vorgestellt werden.
    - Die erste Sektion beschäftigt sich mit verschiedenen Formen der Erwerbsarbeit von Mädchen.
    - Die zweite Sektion untersucht auf Mädchen ausgerichtete Sozialisationsbemühungen und die Sozialisationserfahrungen weiblicher Jugendlicher.
    - Die dritte Sektion befasst sich mit Expertendiskursen, wie sie seit dem Ende des 19. Jahrhunderts immer wichtiger für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Jugend wurden.
    - Die vierte Sektion stellt die sich im Verlauf des 20. Jahrhunderts allmählich erweiternden Spielräume weiblicher Jugendlicher dar.

    Anfragen zur Tagung beantwortet das Tagungsbüro des ZiF: Telefon 0521/106-2768; Fax 0521/106-6024. Das Programm findet sich im Internet unter:
    http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/ags2001/Benninghaus-Programm.html


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/ags2001/Benninghaus-Programm.html


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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