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02.12.2010 12:04

Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler erforscht Hochleistung in Teams

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Hochleistung in Teams entsteht durch Dissonanz, durch Spannung zwischen Gegensätzen. Das ist die Erkenntnis, die der Wirtschaftswissenschaftler Christian Scholz gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen gewonnen hat. Das Ensemble, das meist ohne Dirigent auskommt, muss permanent die Balance halten zum Beispiel zwischen perfektem Spiel und gekonnter Improvisation. Solche Gegensätze sind es, die das Orchester zu Höchstleistungen antreiben. Auch andere Teams, etwa in Wirtschaft, Kultur und Sport, funktionieren nach diesem „5-Sekunden-Modell“, fünf sich ausschließenden Begriffspaaren wie zum Beispiel „Perfektion – Abenteuer“, in deren Spannungsfeld Teams Höchstleistungen erzielen.

    Einen ungewöhnlichen Weg zur Erforschung von Hochleistung in Teams beschritt Christian Scholz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Saar-Uni. Er arbeitete für seine Forschung acht Jahre lang eng mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zusammen. Das Besondere an diesem Ensemble: Es tritt oft ohne Dirigenten auf. Denn: „Moderne Teamleistung entsteht nicht durch eine allmächtige Führungsperson“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Scholz. Die Musiker müssen als Team entscheiden, wie sie ein Stück interpretieren. Niemand gibt den Takt vor. Ein Modell, das sehr erfolgreich ist, denn das Orchester ist von der Carnegie-Hall über Salzburg bis nach Tokio in allen großen Konzertsälen der Welt zu Hause. Gemeinsam mit Albert Schmitt, dem Managing Direktor des Orchesters, hat Christian Scholz jetzt seine Ergebnisse in Buchform vorgelegt.

    Die erstaunliche Erfolgsformel für Hochleistungsteams: Nicht permanente Harmonie, sondern der bewusste Umgang mit realer Dissonanz bringt Teams zu dauerhafter Hochleistung. Scholz und Schmitt haben aus ihrer Zusammenarbeit das so genannte „5-Sekunden-Modell“, das dem Buch zugrunde liegt, entwickelt. Darunter versteht man die Zusammenführung der fünf sich eigentlich ausschließenden Begriffspaare „Hierarchie – Demokratie“, „Spaß – Erfolg“, „Perfektion – Abenteuer“, „Energie – Konzentration“, „Notwendigkeit – Sinn“. Eine Sekunde beschreibt hierbei nicht die Zeiteinheit, sondern den Abstand zwischen zwei Tönen, der in seiner Dissonanz störend klingt, aber gleichzeitig Fortschritt und Dynamik herausfordert.

    Ein Beispiel: Nimmt man als eine der Sekunden das Wortpaar „Perfektion und Abenteuer“, so steht dies gleichermaßen für ein kontinuierliches Streben nach Perfektion, aber auch für ein bewusstes Einlassen auf ein – vielleicht im Ergebnis nicht mehr perfektes – Abenteuer. Hochleitungsteams brauchen also immer beides.

    „Diese Logik ist die generelle DNA von Hochleistungsteams in Wirtschaft, Kultur, Sport und Politik“, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Scholz. Die Erkenntnisse aus dem Projekt baut Christian Scholz inzwischen regelmäßig in seine Vorträge ein. Zudem entstand daraus ein Management-Training, bei dem er gemeinsam mit Albert Schmitt und Musikern hochrangigen Managern die Geheimnisse von Hochleistungsteams nahe bringt. Vor allem aber gehört das „5-Sekunden-Modell“ zum Lehrprogramm des Saarbrücker BWL-Studiums: „Dies alles ist ein überzeugendes Beispiel dafür, wie wissenschaftliche Forschung als Transfer sowohl in die Praxis wie auch in die Lehre einfließt“, so der Professor.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Christian Scholz
    Tel.: (0681) 3024120
    E-Mail: scholz@orga.uni-sb.de

    Zum Buch:

    Christian Scholz/Albert Schmitt: Hochleistung braucht Dissonanz: Was Teams vom 5-Sekunden-Modell der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen lernen können; Wiley-VCH 2011.


    Weitere Informationen:

    http://www.orga.uni-sb.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Wirtschaft
    regional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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