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10.03.1998 00:00

RUB-Publikation zur Frauenforschung

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum,10.03.1998 Nr. 53

    ,Blicke auf das Fremde"

    Neue Beiträge zu interdisziplinärer Frauenforschung

    RUB-Publikation zu ,Konstruktionen von Weiblichkeit"

    Für Frauen herrscht nach wie vor ,dünne Luft" an der Spitze der Wissenschaftshierarchie. Zwar steigt die Zahl studierender Frauen kontinuierlich an, aber auch die letzte Eurostatumfrage bewies: Deutschland liegt mit dem Anteil studierender Frauen am Tabellenende. ,Universitäten sind keine `Frauenorte'", sagen die Bochumer Herausgeberin Dr. Gudrun Schäfer (Sektion für Publizistik der RUB) und Rose Wecker (Evang.-Theologische Fakultät der RUB) in ihrer kürzlich erschienenen Publikation ,Konstruktionen von Weiblichkeit - Blicke auf das Fremde".

    Geschlechter- und Rassendualismus als Fremdheitskonstrukte

    Die Frauenforschung mit dem ,sex/gender-Ansatz" (Differenzierung nach biologischem oder sozialem Geschlecht) schärfte in der Vergangenheit den Blick für die vielfältigen Weiblichkeitskonstrukte. Sie arbeitete die dualen Konstrukte heraus, mit denen die Kategorie ,Geschlecht" bestimmt wird. Doch nicht ,Geschlecht" allein wird bipolar - in männlich / weiblich - gefaßt, sondern auch unterschiedliche soziale Merkmale wie ,Rasse". So durchziehen zwei Hauptstränge - der Geschlechter- und der Rassendualismus - die Aufsatzsammlung der beiden RUB-Wissenschaftlerinnen.

    Interdisziplinäre Beiträge

    In neun interdisziplinären, kritischen Beiträgen zur Frauenforschung erfragen Theologinnen, Kunsthistorikerinnen und Kommunikationswissenschaftlerinnen ,Konstrukte von Weiblichkeit". Sie stellen darin einen Bezug auf die konkrete gesellschaftliche Situation von Frauen und den unterschiedlichen kulturellen Ausprägungen.

    Freiheit in der "Elektrizität"

    Aus der Werbung für Elektrotechnik bezieht Dr. Maria Osietzki (Köln, früher RUB) ihr Thema: die Beziehung zwischen der als weiblich dargestellten, ,Elektrizität", der sie die Freiheitsallegorie zugrundelegt und metaphysisch als Erlösungsmotiv deutet.

    Feministischer Antijudaismus

    Die Theologin Rose Weckers verdeutlicht, wie antijudaistische Konzepte die theologische Frauenforschung belasteten. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der ,Antijudaismus", der - wie sie anmerkt -treffender ,christlicher Antisemitismus" heißen müßte und den sie vom ,Rassismus" unterscheidet. Dem gegenüber stellt sie die Theologie schwarzer Frauen in den USA mit der Definition des "womanism". Deren soziale, religiöse und kulturelle Erfahrung hat ihre Wurzeln im Kampf gegen Sexismus und Rassismus.

    Frauen in der Machowelt

    Die RUB-Romanistin Liliana Bizama untersuchte " Schreiben als Selbstfindungsprozeß" in Lateinamerika. Lateinamerikanische Schriftstellerinnen sind im eigenen Land an den Rand gedrängt und werden nicht gelesen; der Machismo weist ihnen eine mütterlich-sentimentale Rolle zu. Trotzdem vermochten Frauen wie die bekannte Isabel Allende aus Chile, aber auch unbekannte wie Rosario Castellanos aus Mexico oder Cristina Peri Rossi aus Uruguay sich solch vernichtender Literaturkritik zu widersetzen. In ihren Schriften spiegeln sie diesen Prozeß wider, thematisieren die Suche nach der eigenen Stimme und reflektieren die Sprache. Ein wichtiges, nicht wegzudenkendes Motiv ihrer Schriften sind erlebte Erfahrungen wie Vergewaltigung und Folter in den jeweiligen Dikaturen sowie die Arbeit im Widerstand.

    Gleichzeitigkeit verschiedener Konzepte

    Für Frauen, so die Herausgeberinnen, ist es notwendig, "nicht in der Selbstbespiegelung verhaftet zu bleiben." Analysen wie die vorangegangenen, die "Weiblichkeit" dekonstruieren und die damit verbundenen diskursiven Machtstrukturen entlarven, setzen Frauen frei, "sich selbst als aktiv Handelnde zu begreifen." Die Frauenforschung, so heißt es weiter, ist an dem Punkt angelangt, an dem sie auf die Gleichzeitigkeit von verschiedenen analytischen Konzepten besteht. Ein wissenschaftstheoretisches shake hands: Denn nur das Zusammenspiel von Dekonstruktion, Gleichheitssdiskurs und Geschlechterdifferenz ermöglicht es Frauen, "Wirklichkeit gestaltend zu begreifen."

    Weitere Informationen

    Dr. Gudrun Schäfer, Lehrstuhl Medienpädagogik, Sektion für Publizistik und Kommunikation, Tel.: 0234/700-4545, Besprechungsexemplare: Centaurus-Verlagsgesellschaft Pfaffenweiler, Britta Schulz, Tel: 07664-9703.

    Titelaufnahme

    Konstruktionen von Weiblichkeit-Blicke auf das Fremde. Hrsg. v. Gudrun Schäfer und Rose Wecker. Centaurus-Verlagsgesellschaft Pfaffenweiler 1997. 202 Seiten, brosch., 49,80 DM (ISBN 3-8255-0135-3)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Es wurden keine Arten angegeben
    Deutsch


     

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