idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.12.2010 10:11

WissenschafterInnen der Uni Graz diagnostizieren Herdenverhalten in der Finanzmarktkrise

Mag. Gudrun Pichler Presse + Kommunikation
Karl-Franzens-Universität Graz

    Menschen sind Herdentiere – zumindest wenn das rationale Denken aussetzt. Eine Studie am Institut für Finanzwirtschaft der Karl-Franzens-Universität Graz hat bestätigt, dass auch das Börsengeschäft von diesem Drang, der Masse zu folgen, maßgeblich beeinflusst werden kann. Dr. Susanne Lind-Braucher und Mag. Lukas Sattlegger stellten fest, dass in der aktuellen Finanzmarktkrise in Deutschland und Großbritannien eindeutig Herdenverhalten zu beobachten war, während sich die AnlegerInnen in Österreich kaum mitreißen ließen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen dazu beitragen, die Entstehung von Krisen besser zu verstehen, um ihnen zukünftig besser vorbeugen zu können.

    In Ausnahmesituationen, etwa in Panik, folgen Menschen ihrem Herdentrieb und tun, was alle tun. Ein Verhalten, das im Lauf der Geschichte an den Börsen immer wieder für Turbulenzen gesorgt hat. In ihrer empirischen Studie analysierten Lind-Braucher und Sattlegger Daten aus Österreich, Deutschland, Großbritannien, den USA und Japan aus den Jahren 2005 bis 2009, um herausfinden, ob es spezielle Märkte gibt, in denen Herdenverhalten besonders stark vorhanden ist.

    „Wir haben einen fiktiven Marktindex konstruiert, der keine Einflüsse von Herdenverhalten zeigt, und dann untersucht, wie weit die realen Indices der einzelnen Länder davon abweichen“, erklärt Lind-Braucher die Methode. „Gibt es große Unterschiede, so ist das ein Hinweis auf Herdenverhalten“, folgert die Studienautorin. Besonders deutlich ließ sich dieses Phänomen auf den Finanzmärkten in Deutschland und Großbritannien diagnostizieren. In Japan zeigte sich Herdenverhalten nur in Extremsituationen, während in Amerika und Österreich kaum entsprechende Anzeichen zu beobachten waren. „In den USA scheint sich die lange Erfahrung mit dem Aktiengeschäft positiv auszuwirken. Was Österreich betrifft, so liegt die Ursache wahrscheinlich darin, dass nach wie vor traditionelle Spar- und Anlageformen bevorzugt werden“, vermutet Lind-Braucher.

    Der Wissenschaftszweig der Behavioral Finance, in den auch die Grazer Studie fällt, versucht, Vorkommnisse auf dem Finanzmarkt unter Berücksichtigung psychologischer Faktoren zu erklären. „Ziel ist es, daraus zuverlässige Modelle zur Berechnung von Risiken und Gewinnchancen zu entwickeln“, informiert Lind-Braucher. Diese Modelle sollen Banken und AnlegerInnen vor fatalen Fehlinvestitionen bewahren.

    Kontakt:
    Dr. Susanne Lind-Braucher
    Institut für Finanzwirtschaft der Karl-Franzens-Universität Graz
    Tel.: +43 (0)316/380-3515
    E-Mail: susannne.lind-braucher@uni-graz.at


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).