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06.12.2010 12:31

Krisen im Schatten der Weltpolitik

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Rafael Biermann ist neuer Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen der Universität Jena

    Diese Meldungen ließen die Weltöffentlichkeit jüngst aufhorchen: Granatenangriffe Nordkoreas auf die südkoreanische Inselgruppe Yeonpyeong fordern Tote und Verletzte; Südkorea seinerseits startet ein Seemanöver im Gelben Meer unmittelbar vor der Küste des Nachbarstaates. Trotz nachdrücklicher Vermittlungsversuche nord- und südkoreanischer Verbündeter spitzt sich die Situation weiter zu. „Ein typisches Beispiel“, nennt Prof. Dr. Rafael Biermann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena diese aktuellen Auseinandersetzungen entlang der innerkoreanischen Grenze. Typisch dafür, wie politische Konflikte im Schatten der Weltpolitik heranreifen und von der Weltöffentlichkeit erst wahrgenommen werden, wenn sie in militärische Auseinandersetzungen münden. „Häufig zeigt sich die Politik dann unvorbereitet und überfordert“, so der neue Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen weiter.

    Statt zu entspannen, heizen gut gemeinte Vermittlungsbemühungen sogar immer wieder Konflikte zusätzlich an, so Biermann und nennt den Kosovo-Konflikt als Beispiel. „Mangelnde Kenntnis über die strukturellen, etwa die kulturellen oder historischen Konfliktursachen spielen hier eine erhebliche Rolle“, so der 46-jährige Politikwissenschaftler, der sich zum Thema Krisenprävention am Beispiel des Kosovo 2004 an der Uni Bonn habilitierte. Am dortigen Zentrum für Europäische Integrationsforschung gehörten auch die EU-Osterweiterung und die europäische Balkanpolitik zu seinen Forschungsschwerpunkten.

    Dabei kann der gebürtige Bielefelder auf eigene praktische Erfahrungen bauen: Vor seinem Wechsel an die Uni Bonn hatte Biermann mehrere Jahre im Planungsstab des Bundesministers der Verteidigung gearbeitet. Während dieser Zeit erlebte er die politischen Folgen des Massakers von Srebrenica unmittelbar mit, bei dem 1995 rund 8.000 bosnische Männer unter den Augen der UN-Blauhelme von Serben getötet wurden. Ein einschneidendes Erlebnis, das sein Interesse für den Balkan-Konflikt nachhaltig geweckt hat.

    Der doppelte Erfahrungshorizont in Wissenschaft und Politik sieht Prof. Biermann als seine große Stärke an: „Auf jedem Standbein konnte ich bisher von den Erfahrungen, die ich im anderen Bereich sammeln durfte, profitieren.“ Bereits in seiner Doktorarbeit konnte sich Rafael Biermann auf persönliche politische Erfahrungen stützen. Kurz nachdem er sein Studium der Politikwissenschaft, Mittleren und Neueren Geschichte sowie der Germanistik an der Uni zu Köln im Sommer 1989 abgeschlossen hatte, fiel die Mauer und Biermann trat eine Position im Bonner Kanzleramt an. Im Referat für Politische Analysen befasste er sich mit den Zwei-plus-Vier-Gesprächen und begleitete den Prozess der deutschen Einigung aktiv. Seine Dissertation „Zwischen Kreml und Kanzleramt. Wie Moskau mit der deutschen Einheit rang“, die er 1996 an der Uni Bonn abschloss, untersucht insbesondere die Entscheidungsprozesse in Moskau zum Einigungsprozess, in enger Wechselwirkung mit Washington und Bonn.

    Diesen vielseitigen Erfahrungsschatz, zu dem auch mehrjährige Aufenthalte an der Naval Postgraduate School im kalifornischen Monterey und am George C. Marshall European Center für Security Studies in Garmisch-Partenkirchen gehören, bringt Prof. Biermann jetzt in Forschung und Lehre an der Uni Jena ein. Hier engagiert sich der Vater dreier Kinder bereits im Graduiertenkolleg 1412 „Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa“ und knüpft derzeit Kontakte zu Institutskollegen sowie Rechts- und Erziehungswissenschaftlern mit dem Ziel, eine gemeinsame, international besetzte Doktorandenschule aufzubauen, die sich neueren Forschungsansätzen zu internationalen Organisationen widmet.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Rafael Biermann
    Institut für Politikwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945410
    E-Mail: rafael.biermann[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Der neue Jenaer Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen: Prof. Dr. Rafael Biermann.
    Der neue Jenaer Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen: Prof. Dr. Rafael Biermann.
    Foto: Anne Günther/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Politik
    regional
    Personalia
    Deutsch


     

    Der neue Jenaer Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen: Prof. Dr. Rafael Biermann.


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