Universität Jena enthüllt Gedenktafel für die ADEH an ihrer Gründungsstätte
Als im Herbst 1989 die Demonstrationen immer kraftvoller und Ausreisen aus der DDR möglich wurden, war klar, dass sich etwas ändern würde. Wie die Zukunft der DDR aussieht, war damals allerdings ungewiss. Für einige Professoren der Friedrich-Schiller-Universität Jena stand das Ziel deutlich fest: Die DDR und mit ihr die Universität muss reformiert und demokratisiert werden. Zu diesem Zweck trafen sich am 7. Dezember 1989 zunächst sieben Professoren – vor allem aus der Medizin – und gründeten die „Aktionsgemeinschaft Demokratische Erneuerung der Hochschule“ (ADEH). Beim nächsten Treffen, nur wenige Tage später, waren es bereits 30 Universitätsangehörige, die sich diesem Kreis anschlossen, der zur Keimzelle der demokratischen Umgestaltung der Universität in und nach der Wende wurde.
Diesem einmaligen Kreis und allen, die sich an der Universität zu Wendezeiten für Demokratie und Liberalität eingesetzt haben, hat die Universität heute (7.12.) gedacht, indem zu Ehren der ADEH anlässlich des Jahrestages ihrer Gründung eine Tafel im Kollegienhof enthüllt worden ist. „In diesem Hörsaal leitete die Aktionsgemeinschaft Demokratische Erneuerung der Hochschule (ADEH) im Dezember 1989 den politischen Umbruch an der Friedrich-Schiller-Universität ein“, lautet der Text, der um ein Zitat von Prof. Dr. Dietfried Jorke, dem ehemaligen Sprecher der ADEH, ergänzt ist: „Demokratie ist niemals ein abgeschlossenes Sein, sondern ein ständiges Werden“.
Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke betonte bei der Enthüllung der Tafel, die außen am ehemaligen Treffpunkt der ADEH im Anthropologie-Hörsaal befestigt ist, „den Mut, die Standfestigkeit und das hohe persönliche Engagement für Demokratie der Initiatoren und Mitglieder der ADEH, das dauerhaft zu würdigen ist“. Denn damals stand längst nicht fest, ob die DDR und mit ihr die Jenaer Universität den Weg in die heute erreichte Demokratie nehmen würde. ADEH-Mitglieder wie Prof. Dr. Dr. Ulrich Zwiener hatten unter starkem persönlichen Einsatz für diesen Weg gestritten. Das, was die ADEH und die anderen demokratischen Kräfte jener Zeit erreicht haben, soll gewürdigt und als Leitmotiv auch für die Integration und Ausrichtung der Universität in der Gegenwart vergegenwärtig werden, so der Rektor weiter.
Die ADEH verstand sich als „freiwilliger Zusammenschluss demokratisch gesinnter Hochschulangehöriger“, die sich vornahmen, „für die Ziele der demokratischen Erneuerung zu arbeiten“, definierten die Mitglieder das Wesen, das explizit eine „völlige Rede- und Meinungsfreiheit“ einschloss, wobei niemand gezwungen war, „sich Mehrheitsbeschlüssen anzuschließen“.
In den folgenden mehr als vier Jahren hat die ADEH, die aber nicht als außerparlamentarische Opposition agierte, viel erreicht oder zumindest angestoßen: Sie veröffentlichte bereits am 8. Dezember 1989 einen „Aufruf zur demokratischen Erneuerung der Hochschulen in der DDR“. Sie forderte und erreichte die Auflösung der wissenschaftlichen Räte, den Rücktritt des Senats und des Rektors, die demokratische Neuwahl aller Leitungsgremien sowie ein neues Hochschulgesetz. Aber es wurde nicht nur kritisiert, es wurde vor allem aktiv aufgebaut. Die ADEH-Mitglieder haben sich selber vielfach engagiert beim demokratischen Umgestaltungsprozess der Universität. Geblieben ist davon u. a. das Collegium Europaeum Jenense (CEJ), das seine Quelle in der ADEH hatte, die hohe Bedeutung der Meinungsfreiheit an der Universität und der Geist von Demokratie und Widerständigkeit, der die Jenaer Universität seit ihrer Gründung durchfließt – und seit heute eine Gedenktafel, die an die Demokraten der Wendezeit erinnert, die sich selber nie für Helden hielten.
Rektor Klaus Dicke (l.) mit dem ehemaligen ADEH-Sprecher Dietfried Jorke nach der Entüllung der Tafe ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
fachunabhängig
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
Rektor Klaus Dicke (l.) mit dem ehemaligen ADEH-Sprecher Dietfried Jorke nach der Entüllung der Tafe ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
None
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).