Erworbene falsche Selbsteinschätzungen im Fach Mathematik oft Ursache für Unsi-cherheiten von Studierenden auch in anderen Fächern
Wilhelmshaven. Immer mehr junge Menschen haben mit dem Übergang von der Schule zur Hochschule Probleme. Einerseits sind es Wissenslücken, andererseits feh-lende Lernkompetenzen, die nicht selten sogar zum Studienabbruch führen. An der Jade Hochschule begegnet Mathematiker Karl-Heinz Winkler dem Problem konstruk-tiv. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens entwickelte er Methoden zur Verbesserung der Studierfähigkeit durch Vermittlung von Lernkompetenzen am Beispiel der Mathematik.
„Es macht keinen Sinn, dauernd die Defizite bei angehenden Studierenden zu bekla-gen. Sie können nur das mitbringen, was ihnen in der Schule beigebracht worden ist“, stellt Karl-Heinz Winkler klar. „Es mangelt ihnen keineswegs an Intelligenz.
Wenn wir also wollen, dass möglichst viele junge Menschen ihr Studium erfolgreich absolvieren, dann müssen wir ihnen weiterqualifizierende Angebote machen.“
Inzwischen sind mit Ausnahme des Online Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen alle Bachelorstudiengänge des Fachbereichs Fachbereich Management, Information, Technologie (MIT) beteiligt. Die Lehrenden der einführenden Mathematikveranstal-tungen im 1. und 2. Semester im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen (Frauen und koedukativ) sowie der Studiengänge Wirtschaftsinformatik und Medienwirtschaft und Journalismus arbeiten im Projekt „Verbesserung der Studierfähigkeit durch Ver-mittlung von Lernkompetenzen am Beispiel Mathematik“ eng zusammen, um päda-gogische Konzepte zur Verbesserung der Kompetenzen der Studierenden in den Lehrveranstaltungen und besonders in speziell eingerichteten Tutorien umzusetzen.
Im aktuellen Wintersemester sind dazu zwölf Tutorien eingerichtet worden. Darunter ist auch ein Fördertutorium, um neben dem übergeordneten Ziel der allgemeinen Verbesserung der Studierfähigkeit, je nach Bedarf und effektiv, mangelnde grundle-gende mathematische Kenntnisse aufzufrischen. „Am Gegenstand der Mathematik sollen die Studierenden selbstständiges Arbeiten lernen, sich konstruktiv in ein Team einbringen sowie Methoden- und Recherchekompetenzen, Abstraktionsvermögen sowie intellektuelle Neugier erwerben und über längere Zeiträume konzentrationsfä-hig werden“, berichtet Karl-Heinz Winkler.
„Junge Leute können zwar mit neuen Medien kommunizieren, allerdings sprechen sie dabei nicht unmittelbar mit anderen“, beobachtet der Mathematiker. „Sobald sie ihr Studium aufnehmen, müssen sie sich mit anderen auseinandersetzen. Auch später im Berufsleben werden die meisten von ihnen einem Team angehören, wo gemeinsam an einer Thematik gearbeitet wird und inhaltliche Absprachen an der Tagesordnung sind“, macht er deutlich.
Parallel zu den klassischen Vorlesungen wird die Mathematikerin Zülal Aktan am Fachbereich statt der klassischen Übungen mehrere Sprechstunden anbieten, um Fra-gen zu den Übungsaufgaben individuell zu klären. „Da haben die Studierenden die Chance, Lernstrategien zu entwickeln und sie zu reflektieren“, berichtet Karl-Heinz Winkler.
Aber nicht nur Studierende mit zunächst noch geringeren Kompetenzen und Studie-rende mit normalem Kompetenzniveau werden gefördert. Studierende, die bereits über ein hohes Maß an Studierfähigkeit verfügen, werden in einem pädagogisch-didaktischen Seminar auf die anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet, ein Tutorium lern-begleitend durchzuführen. Das erfordert nicht nur sicheren Umgang mit den mathe-matischen Inhalten, sondern die Tutorinnen und Tutoren benötigen das entsprechen-de pädagogische Handlungswissen, Lernprozesse anzuleiten und zu steuern.
Die studentischen Leiterinnen und Leiter der Tutorien müssen diagnostische Kompe-tenzen entwickeln, um zum Beispiel negative Selbstkonzepte der Studierenden zu erkennen und zu überwinden helfen. Oft sind erworbene falsche Selbsteinschätzun-gen im Fach Mathematik Ursache auch für Unsicherheiten von Studierenden in ande-ren Fächern ihres jeweiligen Studiengangs und beeinträchtigen damit die Studierfä-higkeit insgesamt.
Neben vielen anderen Erkenntnissen gibt das Projekt deutliche Hinweise darauf, dass eine fundierte Schulung und Ausbildung von Tutorinnen und Tutoren im Rahmen von speziellen Programmen, neben vielen aktuellen Initiativen, ein guter Weg ist, den heutigen Anforderungen des Hochschulstudiums im System des institutionalisieren Lernens gerecht zu werden und auch anderen Fachbereichen empfohlen werden kann.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter
Mathematik
regional
Studium und Lehre
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