Bochum, 19.12.1996 Nr. 239
Wo Geschichte und Gegenwart eins sind
Weihnachten oder Ostern im Heiligen Land
Bochumer Theologe schrieb israelischen ,Reisebegleiter"
Wem ist schon klar, dass die meisten Suendenboecke unserer Tage ein einigermassen ertraegliches Schicksal erleiden, gemessen an biblischen Zeiten, in denen die Suendenboecke in die Wueste getrieben wurden, damit sie die gesamte Schuld des Volkes Israel auf sich und mit sich nehmen. Auch wer in Israel/Palaestina - sei es die Weihnachts- oder Ostertage oder zwischendurch - nur einen ,normalen" Badeurlaub mit einigen pflichtgemaessen Abstechern zu den bekannten Kultstaetten verbringen will, kann der Faszination dieses Landes und seinen Legenden erliegen. Der Bochumer Theologe Georg Roewekamp (Fakultaet fuer Katholische Theologie der RUB, bei Prof. Dr. Wilhelm Geerlings) hat ein Buch geschrieben - ,Israel. Ein Reisebegleiter zu den heiligen Staetten von Judentum, Christentum und Islam" (Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1995, 2. Auflage), das schon zu Hause Lust macht, die Urspruenge der eigenen christlichen oder muslimischen Kultur besser verstehen zu lernen oder vor Ort dabei hilft, einen Erdwall am Rande der Wueste als die Mauern von Jericho, der aeltesten Stadt der Welt, zu erkennen.
Israel und die Westbank erfasst
Georg Roewekamp meint mit Israel nicht nur das Gebiet des heutigen Staates Israel, sondern auch die sogenannte Westbank (das Gebiet der Palaestinenser) und den Sinai, die zusammen das ,heilige Land Israel" ausmachen. Denn ,heilig" ist dieses Land fuer Juden, Christen und Muslime gleichermassen, was bis heute die kulturelle und politische Spannung in dieser Region begruendet.
Wo die Geschichte begann
Reisefuehrer koennen und wollen meist nicht ueber die reinen Ortsbeschreibungen hinaus Hintergruende zum besseren Verstaendnis der Baudenkmaeler aufzeigen. In seinem Reisebegleiter setzt Georg Roewekamp andere Schwerpunkte. Er waehlte Orte aus, an denen sich Geschichte abspielte oder eine bestimmte Entwicklung besonders gut sichtbar und verstaendlich wird. Mit Ausnahme Jerusalems, das wegen seiner Bedeutung mehrmals erwaehnt wird, ist jede Ortsbeschreibung in sich geschlossen. In einem nachfolgenden thematischen Teil wird zusaetzlich zu Texten ueber die Bauten und ihre Geschichte eine bestimmte Frage ausfuehrlich behandelt. Meist werden in lockerer Form Bibel- und andere Quellentexte zeitgenoessischen Betrachtungen gegenuebergestellt, wodurch zum einen dem Leser eine verstaendliche Einfuehrung in die moderne Bibelauslegung geboten wird, zum anderen der gegenwaertige Kontext erhalten bleibt. Immer geht es weniger um den exakten Ort, als um die mit ihm verbundenen Mythen und Geschichten. So endet das Kapitel ueber die biblische Wuestenwanderung und die Bedeutung der Wueste fuer das juedische Volk mit einem Zitat des zeitgenoessischen Literaten Amos Oz, in dem er ueber sein Leben in Arad am Rande der Negevwueste berichtet.
Chronologie der religioesen Bewegungen
Das Buch folgt insgesamt mit seiner Einteilung der Chronologie der religioesen Bewegungen. Zu Anfang steht also die (Vor-)Geschichte der kanaanischen Kultur, aus der sich etwa im 12. Jahrhundert das ,Volk Israel" entwickelte. Judentum, Christentum und Islam bilden drei Themenbloecke, die aber miteinander in Beziehung gebracht werden. Christentum und Islam hinterliessen gleichsam durch die Verbindung von politischen und religioesen Interessen nachhaltig ihre Spuren in Palaestina. Jerusalem ist die Stadt, in der die kulturellen Identitaeten der westlichen Hemisphaere in Stein gehauen, in Form von Palaesten, Moscheen, Kirchen der christlichen Konfessionen und Synagogen, versammelt sind.
Israel - mehr als Herzels moderner ,Judenstaat"
Der moderne Staat Israel entwickelte sich durch die Zuwanderung verfolgter europaeischer Juden, die zum Ende des 19. Jahrhunderts damit begannen, mehr oder weniger planmaessig landwirtschaftliche Siedlungen zu gruenden. Dabei gelang dem russischen Juden Eliezer ben Jehuda mit Hilfe seines hebraeischen Woerterbuches nach 2000 Jahren die Wiederbelebung der hebraeischen Sprache als Alltagssprache. Politisch bereitete Theodor Herzl den Weg fuer die erstmalige Einheit von Kultur und Nation der Juden. 1896 forderte er programmatisch den ,Judenstaat'; ein Jahr spaeter formierte sich auf dem ersten Weltkongress in Basel eine weltweit agierende zionistische Bewegung, die ihr Ziel unter dem Eindruck des Holocaust 1948 endlich erreichte. Das Zusammengehoeren von Volk und Religion im Judentum wird vom Zionismus eigentlich nicht mit einer rassistischen Ausgrenzung der Araber in Palaestina verbunden, lediglich bestimmte Formen des Versuchs, eine juedische Heimat zu erzwingen, nahmen diese Formen an.
Reichlich bebildert und mit Plaenen versehen
Neben abschliessenden praktischen Tips fuer Reisende enthaelt Georg Roewekamps Reisebegleiter Farbfotografien der wichtigsten historischen Orte sowie zahlreiche weitere Abbildungen von Kunstwerken, Bauplaenen und Lageskizzen. Eine Zeittafel fasst noch einmal die wichtigsten Eckdaten der Geschichte Palaestinas zusammen und ueber ein Register findet der Leser schnell die entsprechenden Seiten im Buch, die ueber Namen, Orte und andere Stichworte Aufschluss geben. Ein Stadtplan Jerusalems und eine Landkarte Palaestinas mit den historischen Staetten runden den Leserservice ab.
Weitere Informationen
Georg Roewekamp, Ruhr-Universitaet Bochum, Fakultaet fuer Katholische Theologie, Lehrstuhl fuer Alte Kirchengeschichte, Patrologie, Christliche Archaeologie, Prof. Dr. Wilhelm Geerlings, 44780 Bochum, Tel.: (0234) -700-4703.
Titelaufnahme
Georg Roewekamp, Israel - Ein Reisebegleiter zu den heiligen Staetten von Judentum, Christentum und Islam; Herder-Verlag, Freiburg, Basel, Wien, 2. Aufl. 1995. (ISBN 3-451-23472-6)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie
überregional
Es wurden keine Arten angegeben
Deutsch
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