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22.10.2001 10:50

Klein-Davos an der Weingartener Fachhochschule

Dipl.-Journ. Tove Simpfendörfer Pressestelle
Hochschule Ravensburg-Weingarten

    Präsident des Weltwirtschaftsforums auf dem 3. Management-Symposium im historischen Schlossbau

    Gestern noch im Gespräch mit dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger, einen Tag später an der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten: Der Präsident des Davoser Weltwirtschaftsforums, Professor Dr. Klaus Schwab, stand im Mittelpunkt des 3. Management-Symposiums. Vor mehr als 400 Zuhörerinnen und Zuhörern stellte er seine Vision einer "neuen neuen Welt" vor.

    Die "neue Welt", damit bezeichnet der Professor für Unternehmenspolitik die Zeit nach dem Fall der Berliner Mauer, die geprägt war von Aufbruchstimmung und ungezügeltem Optimismus. "Die goldene Periode", so Schwab in leicht schweizerisch gefärbtem Akzent, "ist vorbei", abrupt beendet durch den Fall der beiden Türme, also den Einsturz des World Trade Centres nach den Terrorattacken vom 11. September. Fast scheint es unweigerlich, dass dieser Weltenbürger sich am 11. September in New York aufhielt, dort hat er seinen hochaktuellen Weingartener Vortrag ausgearbeitet. Nötig für die "neue neue Welt" seien nun Visionen und eine gerechte Weltordnung, die nicht mehr vom alleinigen Vorrang der Wirtschaft bestimmt ist.

    Der 63-Jährige bestach auf dem Management-Symposium des Fachbereichs Technologie und Management nicht nur durch glasklare Analyse und kluge Gedanken. Den eigentlich eher unauffälligen Herrn umgibt, steht er auf der Bühne, eine ganz besondere Aura, schließlich gehen die globalen Größen auf seinem Weltwirtschaftsforum ein und aus. So zeigte das einleitende Kurzvideo den israelischen Außenminister Peres in Davos im Gespräch mit dem Palästinenserpräsidenten Arafat. Das Weltwirtschaftsforum, 1971 von Schwab gegründet, sieht es als seine Aufgabe an, Politik, Wirtschaft, internationale Organisationen und Intellektuelle an einen gemeinsamen globalen Tisch zu bringen. Ein Schwab'scher Kernsatz lautet: "Wir sind eine globale Schicksalsgemeinschaft."

    Wie hat Professor Dr. Josef Fischer, der Macher des Management-Symposiums, es geschafft, den versierten Skifahrer und Bergsteiger Schwab an die FH Ravensburg-Weingarten zu bekommen? Die Antwort verblüfft: "Ich hab ihn gefragt, und er hat zugesagt." Doch so einfach war es nicht. Klaus Schwab hält, wie er gleich zu Anfang sagte, "seit sieben oder acht Jahren keine Vorträge mehr außerhalb des Weltwirtschaftsforums und meiner Universität in Genf". Zugesagt hat er, weil er gebürtiger Ravensburger ist.

    Professor Klaus Schwab war nur einer von acht hochkarätigen Referenten auf dem 3. Management-Symposium, das unter dem Thema stand: "Auf der Spur des Erfolgs - Lernen von erfolgreichen Unternehmen". Die Bandbreite der schwäbischen Unternehmerprominenz reichte vom Vorstand eines Unternehmens mit 37.000 Mitarbeitern bis zum Chef einer erste zehn Jahre alten Firma mit 30 Beschäftigten. Auch die speziellen Wege zum Erfolg waren vielfältig: Dr. Michael Heinrich von Müller Weingarten hielt ein Plädoyer für eine partnerschaftliche Unternehmenskultur; Peter Rösler von rose plastik betonte, dass Mitarbeiter das wertvollste Potential sind; Joachim Rohwedder von Rohwedder gelang es, mit Kundennähe und Perfektion zum Markterfolg zu kommen; Volker Jauch von visicontrol hatte eine bahnbrechende Idee, die zum Erfolg seines Unternehmens führte.

    Jost Frank von mtu votierte für eine klare und nachvollziehbare Strategie, während Wolfgang Vogel von ZF unter anderem die Forschung und Entwicklung als Grundelement der Unternehmensidentität bezeichnete. Wolfgang Grupp von trigema betonte den Mut zum eigenen Weg, der durch den Erfolg bestätigt worden sei. Diese Andeutungen müssen hier genügen, obwohl jede einzelne Persönlichkeit aus dem Kreis dieser unternehmerischen Creme de la Creme es verdient gehabt hätte, in einem ausführlichen Text gewürdigt zu werden.

    Für die Studierenden des Studiengangs Technik-Management ist das Management-Symposium ein wichtiges Element der Ausbildung. Die Führungskräfte von morgen mit den besten Köpfen der Gesellschaft von heute zusammenbringen. So könnte man die Philosophie umschreiben. Auch beim diesjährigen Management-Symposium sammelten Studierende im Rahmen ihres Studiums wieder Projekterfahrung. Eingebunden war eine Vielzahl der jungen Leute in der Planung und Durchführung. Darüber hinaus erstellten Studierende einen Multimedia-Spot sowie Video-Clips. Sie beteiligten sich an Entwurf und Produktion der Flyer, organisierten Infostände, übernahmen das Catering, betreuten Besucher und waren", so Professor Josef Fischer, "für all die tausend Kleinigkeiten zuständig, die eine solche Großveranstaltung erfordert".

    Alles in allem ein faszinierender Abend, der sechseinhalb Stunden lang begeisterte, wenn auch viele mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend den Weg nach Hause antraten. "Ich bin berühmt dafür, dass ich immer Optimist bin", sagte Klaus Schwab. An diesem Abend war davon aber nicht viel zu spüren. Die Szenarien, die der Wahlschweizer als Reaktion auf den 11. September an die Wand malte, reichten bis zum Krieg der Kulturen und dem völligen Chaos. Sie erinnerten an die Warnungen eines alttestamentlichen Propheten, der fast schon verzweifelt zur Umkehr ruft.

    Globalisierungsbefürworter und gleichzeitig - kritiker Schwab forderte: "Wir müssen die Globalisierung globalisieren." Nötig sei eine Globalisierung der Solidarität. Auf den Einwand, dass viele Regime in den Entwicklungsländern kein Interesse an Gerechtigkeit und Wohlstand für ihre Völker hätten, antwortete Professor Schwab mit "TINA": There is no alternative. Auf Deutsch: Es gibt keine Alternative.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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