Drei Physiker der Universität Bonn werden am Mittwoch, 12.1., in Solingen als „patente Erfinder“ ausgezeichnet. Die Wissenschaftler haben eine völlig neue Lichtquelle entwickelt, eine Art „Super-Photon“. Eventuell lassen sich damit leistungsfähigere Computerchips herstellen. Auch für andere Anwendungen wie die Spektroskopie oder die Photovoltaik könnte das Verfahren nützlich sein. Der Wettbewerb „patente Erfinder“ wird vom Innovationsministerium NRW und der Patentvermarktungs-Gesellschaft Provendis ausgerichtet. Fast als 120 Forschergruppen nahmen in diesem Jahr teil.
Die Physiker Professor Dr. Martin Weitz, Dr. Frank Vewinger und Jan Klärs haben Licht gekühlt und gleichzeitig konzentriert. Dabei entstand eine Art „Super-Photon“ aus einer knappen Million Lichtpartikeln, ein so genanntes „Bose-Einstein-Kondensat“ (siehe auch http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/305-2010). Experten hatten es noch bis vor kurzem für unmöglich gehalten, ein solches Lichtkonzentrat herzustellen.
Die neue Lichtquelle ähnelt in ihren Eigenschaften einem Laser: Sie ermöglicht die Herstellung stark gebündelter Strahlung einer streng definierten Farbe. Physiker nennen derartiges Licht „kohärent“. Natürliche Quellen wie die Sonne, aber auch Glühlampen oder Leuchtdioden erzeugen dagegen inkohärente Strahlung.
Der Siegeszug des Lasers ist unter anderem auf diese Kohärenz zurückzuführen. Sie erlaubt nämlich beispielsweise, Licht so stark zu bündeln, dass sich damit kleinste Strukturen gravieren lassen. Chiphersteller nutzen das, um logische Schaltkreise in ihre Halbleitermaterialien zu fräsen. Wie fein diese Strukturen sein können, wird allerdings durch die Lichtwellenlänge begrenzt: Langwellige Laser eignen sich für Feinarbeiten weniger gut als kurzwellige - das ist, als wollte man einen Brief mit einem Malerpinsel unterschreiben.
„Wir können heute keine Laser herstellen, die sehr kurzwelliges Licht erzeugen - also etwa UV- oder Röntgen-Licht“, erläutert Jan Klärs. „Mit einem photonischen Bose-Einstein-Kondensat sollte das dagegen gehen.“ Der Vorteil: Mit kurzwelligen Röntgenlasern sollten sich im Prinzip auf derselben Siliziumfläche erheblich komplexere Schaltkreise unterbringen lassen. Das würde eine neue Generation von Hochleistungschips ermöglichen - und damit leistungsfähigere Computer für den Endanwender. Auch bei anderen Anwendungen wie zum Beispiel der Spektroskopie oder der Photovoltaik könnte das Verfahren nützlich sein.
Der Hochschulwettbewerb „patente Erfinder“ richtet sich an Forscherinnen und Forscher aller Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. Ausgezeichnet werden Erfindungen mit einem besonders hohen Innovations- und Marktpotenzial. Das Preisgeld von insgesamt 41.000 Euro soll die Wissenschaftler bei der Weiterentwicklung ihrer Entdeckungen bis zur Produktreife unterstützen. Provendis betreut dabei die Vermarktung der Schutzrechte. Der Preis wird durch den Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung, Helmut Dockter, überreicht.
Kontakt:
Prof. Dr. Martin Weitz
Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-4837 oder -4836
E-Mail: Martin.Weitz@uni-bonn.de
Dr. Frank Vewinger
Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3475
E-Mail: vewinger@iap.uni-bonn.de
Jan Klärs
Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3453
E-Mail: klaers@iap.uni-bonn.de
Marion Kubitza
PROvendis GmbH
Telefon: 0208/94105-17
email: ku@provendis.info
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/305-2010 - Bilder zu dieser Pressemitteilung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Physik / Astronomie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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