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25.10.2001 10:21

FU-Medizin ist Kompetenzzentrum für chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Dipl.Pol. Justin Westhoff UKBF-Pressestelle / MWM-Vermittlung
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    UKBF-Mediendienst Nr. 149 vom 25.10.01
    Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind zwei weit verbreitete Darmerkrankungen, die in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sind, für Patienten aber erhebliche Beeinträchtigung bedeuten. Denn eine Heilung ist bisher nicht möglich. Um so wichtiger ist die konzentrierte medizinische Forschung auf diesem Gebiet. Aus diesem Grund hatte das Bundesforschungsministerium vor wenigen Jahren ein "Kompetenznetzwerk für chronisch entzündliche Darmerkrankungen" ins Leben gerufen. Dabei wurden für Deutschland vier "Kernregionen" gebildet, zu denen neben Kiel, Regensburg und Tübingen Berlin gehört. Wichtiges Schwerpunkt-Forschungszentrum ist dabei das Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) der FU Berlin.

    Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) betreffen vor allem junge Menschen, die in aller Regel lebenslang in ärztlicher Betreuung bleiben müssen. In Deutschland sind über 200.000 Menschen betroffen, davon alleine in Berlin mehr als 10.000. Die Zahl ist in den letzten Jahren gestiegen. Neben blutigen Durchfällen und Bauchschmerzen leiden Betroffene an Darmeinengungen, Osteoporose (Knochenentkalkung) und weiteren Symptomen. Bei lange dauernder Erkrankung ist zudem das Risiko erhöht, einen Darmkrebs zu bekommen. Trotz moderner Diagnostik und Therapie kann die Entzündung nur bei einem Teil der Patienten unterdrückt werden, so dass viele operiert werden müssen. Eine ursächliche Behandlung gibt es bisher nicht.
    In den Schwerpunktregionen werden Vernetzungen zwischen niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern sowie weiteren Forschungseinrichtungen aufgebaut. Genauso wichtig ist die enge Zusammenarbeit mit der Patienten-Organisation "Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung e.V.". Dem dienen unter anderem auch Arzt-Patienten-Seminare am UKBF. Die Zahl von 500 Teilnehmern bei einer solchen Veranstaltung im Oktober 2001 zeigt, wie groß der Bedarf an Informationen aus erster Hand ist.
    Am UKBF werden bestimmte Fragestellungen vorrangig bearbeitet. Dazu gehört beispielsweise die Untersuchung von Frühstadien chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, um mehr über deren Entstehung zu erfahren und sie dann auch besser zu behandeln. In Zusammenarbeit von Chirurgen und Internisten werden die Erfolge von Arzneitherapien oder Operationsmethoden untersucht.

    Medikamentöse Therapie

    Die Therapie der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit Arzneimitteln muss sehr differenziert die Art der Erkrankung und den Entzündungsort berücksichtigen.
    Heute stehen sehr unterschiedliche erprobte Medikamente zur Verfügung. Aminosalicylate wie das "Sulfasalazin" und die "5-Aminosalizylsäure" sind insbesondere bei Patienten mit akuter Colitis ulcerosa effektiv. Für die Aufrechterhaltung der Entzündungsfreiheit bei Patienten mit unkomplizierter Colitis ulcerosa sind die Aminosalicylate und Probiotika (lebende, nicht krankmachende Bakterien) wirksam. Antibiotika helfen bei Colitis Crohn. Örtlich anzuwendende Kortisonpräparate wie "Budesonid" sind bei Patienten mit Morbus Crohn, Befall von Dünn- und Dickdarm sowie leichter bis mittelgradiger Aktivität wirksam und haben im Vergleich zum konventionellen Kortison weniger Nebenwirkungen. Beim schweren Schub des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa stellen aber traditionelle Kortison-Mittel aufgrund ihrer besseren Wirksamkeit weiterhin das Mittel der Wahl dar. Bei schwerer und rasch fortschreitender Colitis ulcerosa kann eine Behandlung mit dem aus der Transplantationsmedizin und Rheumatherapie bekannten Cyclosporin notwendig werden. Darüber hinaus werden zunehmend Substanzen aus der immunologischen Grundlagenforschung erprobt. Dazu gehören Antikörper gegen TNF-Alpha, die mittlerweile in der Rheumabehandlung angewandt werden und auch für bestimmte Fälle von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen geeignet sein könnten.

    Möglichkeiten der Chirurgie

    Der Morbus Crohn tritt meist immer wieder auf. Die meisten Patienten müssen daher während ihres Lebens mehrfach operiert werden. Das oberste Prinzip bei jeder Operation ist, soviel Darm wie möglich zu erhalten. "Konservative Chirurgie" beinhaltet, bei nur kurzstreckigen Engstellen (Strikturen) nicht den Darm zu entfernen, sondern durch eine spezielle chirurgische Technik (Strikturoplastiken) zu erhalten. Gleiche Prinzipien wurden auch für die Fisteltherapie erarbeitet. Bestimmte Fisteln bedürfen aber einer aggressiven und konsequenten Therapie. Nicht in jedem Fall operationspflichtige Fisteln sind bestimmte Analfisteln und Enddarmscheidenfisteln. Hier reicht manchmal das Einlegen eines Fadens zur Drainage aus. Die einzige wirkliche Neuerung bei dieser Krankheitsform stellen laparoskopische Operationen ("Schlüssellochchirurgie") dar. Diese Technik birgt jedoch gerade für den Morbus Crohn einige Gefahren. Zum einen können nicht alle Therapieprinzipien der Crohn-Chirurgie eingehalten werden. Zum anderen besteht die Gefahr, dass sich entlang der Arbeitskanäle Fistelgänge zwischen Darm und Haut ausbilden. Die spezialisierten UKBF-Chirurgen sehen derzeit nur eine Anwendung für ein laparoskopisches Vorgehen, nämlich bei der Anlage eines künstlichen Darmausganges.
    Im Unterschied zum Morbus Crohn ist die Colitis ulcerosa eine chirurgisch heilbare Erkrankung. Mit der Entfernung des gesamten Dickdarms endet die häufig lange Krankheitsgeschichte der Colitis ulcerosa-Kranken. In den letzten 15 Jahren hat sich die chirurgische Therapie entscheidend gewandelt. Durch Anlage eines "Pouch" wird häufig ein permanenter künstlicher Darmausgang vermieden.

    Ansprechpartner:
    Dr. Jörg C. Hoffmann
    UKBF, Med. Klinik I
    Koordinator im Kompetenznetzwerk CED
    Hindenburgdamm 30, 12200 Berlin
    Tel.: 030/8445-3950, Fax: -4481
    E-Mail: joerg.hoffmann@medizin.fu-berlin.de

    Informationen zum Kompetenznetzwerk:
    www.kompetenznetz-ced.de
    www.medizin.fu-berlin.de/gastro/ced/index.html
    Patientengruppe:
    http://www.dccv.de

    Veranstaltungshinweis:
    26. Symposium Aktuelle Chirurgie 23.-24.11.2001
    Thema:
    Entzündungen im oberen Gastrointestinaltrakt
    Auskunft:
    Frau A. Howald
    UKBF, Chirurgische Klinik I
    Telefon: (030) 8445-2541, Fax:-2740
    E-Mail:howald@ukbf.fu-berlin.de
    www.ukbf.fu-berlin.de/chi/veranstaltungen/achi01/achi.html

    (siehe u.a. auch UKBF-Mediendienst Nr. 12: Meilenstein für die Diagnose und das Verständnis der unterschätzten Darmkrankheit "einheimische Sprue")

    Abdruck bzw. Verwendung frei
    Belegexemplar erbeten an:
    MWM-Vermittlung
    Kirchweg 3 B, 14129 Berlin


    Weitere Informationen:

    http://www.kompetenznetz-ced.de
    http://www.mwm-vermittlung.de
    http://www.medizin.fu-berlin.de/gastro/ced/index.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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