Nahezu jede Wissenschaft baut auf Erfahrungen auf. Wissenschaftliche Erfahrungen sind allerdings mehr als Alltagserfahrungen: Sie müssen unabhängig von der Person des Wissenschaftlers von jedem anderem zu überprüfen sein und noch eine Reihe anderer Kriterien erfüllen. Die "wissenschaftliche Erfahrung" ist daher bereits häufig und von fast allen Seiten von Philosophen und Wissenschaftstheoreti-kern beleuchtet worden. Nur selten aber haben sich praktisch arbeitende Fachwissenschaftler zusammengefunden, um sich über ihre Erfahrung mit der jeweils spezifischen "Erfahrung" ihrer Fächer und Disziplinen auszutauschen. Genau dies haben vor einiger Zeit eine Reihe von Wissenschaftlern - Historiker, Pädagogen, Physiker, Kunstwissenschaftler, Philosophen und Mediziner - an der Universität Essen im Rahmen einer interdisziplinären Ringvorlesung getan. Die unter der Federführung von Professor Paul Münch erarbeitete neue Ausgabe der ESSENER UNIKATE unter dem Titel "Erfahrung - über den wissenschaftlichen Umgang mit einem Begriff" dokumentiert nun diesen Versuch, auf breiter Basis die Strukturen wissenschaftlich gemachter Erfahrung zu beschreiben und die fachlichen Unterschiede im Umgang mit ihr auszuloten.
Zu Beginn des Heftes fragt Herbert Schriefers "Baby's Weltanschauung" danach, ob wir mit einem genetisch verankerten Vorwissen über die Welt geboren werden, anschließend betrachtet Andreas Gruschka die Institution, die uns Erfahrungen über Welt vermitteln soll - die Schule - und fragt, ob wir in ihr tatsächlich "aus Erfahrung klug" werden. Ob die "historische Erfahrung", die uns die Ge-schichtswissenschaft zur Verfügung stellt, noch als "Lehrmeisterin des Lebens" gelten kann, versucht Paul Münch zu klären; Hermann Sturms Überlegungen zur ästhetischen Erfahrung und zur "Lust am Falschen" schließen den ersten Teil der Überlegungen zur "wissenschaftlichen Erfahrung" ab. Die vier weiteren Beiträge beschäftigen sich mit der Rolle der Erfahrung in der Naturwissenschaft und in den Sozialwissenschaften: Siegfried Gehrmann berichtet über Francis Bacon und die Anfänge der modernen Naturwissenschaft, Dietrich von der Linde erörtert die gegenwärtige Rolle von "Erfahrung" in diesem Wissenschaftsbereich, Jutta No-wosadtko untersucht die "unterschiedlichen Erfahrungsebenen" in der Soziologie und Vittorio Hösle schließlich versucht zu klären, wie die Welt zu dem wurde, "was der Fall ist" und ob es eine Entwicklungslogik in der Geschichte der Sozialwissenschaften dorthin gibt.
Mit den ESSENER UNIKATEN, dem Forschungsmagazin der Universität Es-sen, informiert die Hochschule seit 1992 ein breites Publikum über aktuelle Wissenschaftsthemen. Über 130 renommierte Wissenschaftler der Universität haben in den vergangenen Jahren zum Erfolg dieses Magazins beigetragen, das unter anderem über die Krebsgrundlagenforschung, die aktuellen Entwicklungen im Kommunikations- und Industriedesign, die globalen ökologischen Risiken, das Phänomen des "Fremden" in der Geschichte, das Kräfteverhältnis zwischen Bildung und Wissenschaft, über die Chaosphysik, Entwicklungen in der Europäischen Gemeinschaft, die Transplantationsmedizin und zuletzt über die Fortschritte in der Krebsbehandlung berichtete.
Die aktuelle Ausgabe des Forschungsmagazins der Universität Essen, die ESSENER UNIKATE 16 unter dem Titel "Erfahrung - Über den wissenschaftlichen Umgang mit einem Begriff" ist zu einem Preis von 15,- DM / 7,50 im Buchhandel erhältlich (ISBN 3-934359-16-7). Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die ESSENER UNIKATE im Abonnement über die Heinrich-Heine-Buchhandlung, Viehofer Platz 8, 45127 Essen zu beziehen (25,- DM / 12,50 für zwei Ausgaben im Jahr). Das nächste Heft der Reihe wird sich mit den aktuellen Entwicklungen im Design beschäftigen.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 - 20 85.
Weitere Informationen: Norbert Weigend,
Telefon (02 01) 1 83 - 39 83;
Professor Dr. Paul Münch, (02 01)1 83 - 35 84
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
regional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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