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30.10.2001 10:25

Wie sich Kinder Lern- und Gedächtnisstrategien aneignen

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wenn Kinder neun bis zehn Jahre alt sind, dann eignen sie sich bestimmte Lern- und Gedächtnisstrategien an. Bis heute ist umstritten, ob sich diese Strategien langsam herausbilden oder ob sie sozusagen schlagartig entstehen. Diese Frage wollen jetzt Psychologen von den Universitäten Würzburg und Göttingen klären.

    Wie eine im Alltag und in der Schule gut nutzbare Lern- und Gedächtnisstrategie aussieht, erklärt der Würzburger Psychologe Prof. Dr. Wolfgang Schneider: Angenommen, man soll sich eine größere Anzahl von Objekten einprägen, die bestimmten Oberbegriffen (etwa Fahrzeugen, Tieren oder Möbelstücken) zuzuordnen sind. In diesem Fall hilft es für das spätere Erinnern, wenn man die Objekte zunächst nach Kategorien sortiert und sie sich dann nach Kategorien getrennt einprägt.

    Diese Strategie bietet den Vorteil, dass man sich lediglich die Oberbegriffe vor Augen führen muss, wenn man die gelernten Objekte aus dem Gedächtnis abrufen will. Die zu den Kategorien gehörenden Begriffe fallen einem dann mehr oder weniger automatisch ein, so Prof. Schneider.

    Solche Strategien bilden sich bei Kindern vielleicht langsam heraus. Möglicherweise werden sie aber auch im Sinne eines Alles-oder-Nichts-Prinzips verfügbar, so dass sie nach der ersten spontanen und möglicherweise eher zufälligen Anwendung dauerhaft im Verhaltensrepertoir verbleiben. Welche dieser Möglichkeiten zutrifft, wird laut Schneider unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert.

    Weiterhin gebe es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob bei der ersten Anwendung ein "Nutzungsdefizit" zu beobachten ist, das heißt ob die Gedächtnisleistung der Kinder trotz der korrekten Verwendung der Strategie nicht unmittelbar von dieser profitiert. Verfechter des Nutzungsdefizit-Ansatzes gehen davon aus, dass die Strategie bei der ersten Anwendung sehr viel mentale Energie und Anstrengung erfordert, was den eigentlich zu erwartenden Ertrag des strategischen Vorgehens vermindert.

    Ein Forschungsprojekt soll diese Streitfragen jetzt klären. Es ist geplant, etwa 100 Vorschulkinder aus Würzburg und Umgebung über mehrere Jahre hinweg in regelmäßigen Abständen zu untersuchen und dabei insbesondere Veränderungen in ihrem strategischen Verhalten zu erfassen.

    Dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Langzeit-Projekt soll Hinweise auf die Art der Strategieentwicklung liefern. Die Psychologen erwarten auch Informationen darüber, ob einmal erworbene Strategien konsequent beibehalten oder auch wieder aufgegeben werden.

    Um eine möglichst große Altersbandbreite zu erreichen, wird das Projekt in Kooperation mit Prof. Dr. Marcus Hasselhorn vom Institut für Psychologie der Universität Göttingen durchgeführt. Er untersucht die gleichen Fragen im gleichen Zeitraum, aber an einer anderen Altersgruppe, nämlich an etwa 100 Zweitklässlern. Auf diese Weise wollen die Wissenschaftler den Verlauf der Strategieentwicklung bei Kindern im Alter von fünf bis zwölf Jahren genauer dokumentieren.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Wolfgang Schneider, T (0931) 888-4822, Fax (0931) 888-4891, E-Mail:
    schneider@psychologie.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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