An der Universität Greifswald ist zu Jahresbeginn ein Forschungsprojekt zu Risiken und Potenzialen von mobilen miniaturisierten Diagnostiksystemen angelaufen, die als „lab-on-a-chip“-Systeme (LOCs) bezeichnet werden. Sie ermöglichen Diagnosen direkt beim Patienten, ohne dass dafür Proben mit Biomaterial verschickt werden müssen.
Sie finden immer stärkere Verbreitung im Gesundheitswesen. Mediziner, Psychologen, Informatiker und Juristen werden sich mit ethischen, psychosozialen und rechtlichen Fragen befassen, die beim Einsatz dieser „Kitteltaschenlabore“ entstehen. Es wird erwartet, dass solche Anwendungen auch für den Verbraucherbereich entwickelt werden, ähnlich wie den Schwangerschafts-Selbsttest. Der Projektverbund DIA-LOC wird vom Lehrstuhl für Gesundheit und Prävention am Institut für Psychologie der Universität Greifswald geleitet. Partner in Greifswald, Göttingen und Berlin sind eingebunden. Das interdisziplinäre Forschungsvorhaben zur Technologiefolgenbewertung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die kommenden drei Jahre mit etwa 800.000 Euro gefördert.
„Im Rahmen des Projektverbundes interessiert uns unter anderem, wie die technische Entwicklung dieser Anwendungen in den kommenden Jahren verlaufen wird, welcher Bedarf und welche Potenziale seitens des Gesundheitswesens bestehen und welche rechtlichen, psychologischen und ethischen Prämissen es beim Einsatz dieser Anwendungen zu berücksichtigen gilt“, so Projektchefin Prof. Dr. Silke Schmidt vom Institut für Psychologie der Universität Greifswald. „Neben diesen grundsätzlichen Fragen möchten wir auch untersuchen, wie bei einem möglichen Einsatz im Verbraucherbereich diagnostische Informationen ohne professionelle Unterstützung interpretiert werden und ob sich daraus auch ein Bedarf an neuen Gesundheitsexperten bzw. Gesundheitsberatern ableitet, welche diagnostisch relevante Informationen für den Privatanwender sachgerecht ‚übersetzen‘ und verständlich machen. Dies könnte auch Konsequenzen für das berufliche Selbstverständnis von Ärzten haben.“
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes Mobile diagnostische „lab-on-a-chip“-Systeme (LOCs) im Gesundheitswesen und in Konsumentenkontexten: Interdisziplinäre Analyse der Risiken und Möglichkeiten sollen potenzielle Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesundheitswesen mit Informationen und Vorschlägen für die Etablierung der ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen ausstatten und über Möglichkeiten und Risiken des Einsatzes von portablen diagnostischen „lab-on-a-chip“-Systemen informie-ren.
Der Projektverbund DIA-LOC wird innerhalb des Förderschwerpunktes „Ethische, rechtliche und soziale Aspekte der modernen Lebenswissenschaften“ (ELSA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für einen Zeitraum von drei Jahren gefördert.
Neben Prof. Dr. Silke Schmidt und Dr. Holger Mühlan vom Institut für Psychologie der Universität Greifswald sind das Institut für Community Medicine mit der Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health der Universitätsmedizin Greifswald (Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann), die Abteilung Medizinische Informatik der Universitätsmedizin Göttingen (Prof. Dr. Otto Rienhoff), die Charité Berlin (Prof. Dr. Gerhard Gaedicke) sowie die Kanzlei Dierks+Bohle in Berlin (Prof. Dr. Dr. Christian Dierks) als Partner beteiligt sind.
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Silke Schmidt – Leiterin des Projektverbundes
Dr. Holger Mühlan – Koordinator des Projektverbundes
Institut für Psychologie
Robert-Blum-Straße 13, 17487 Greifswald
Telefon 03834 86-3810 bzw. 86-3802
silke.schmidt@uni-greifswald.de
holger.muehlan@uni-greifswald.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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