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05.11.2001 13:35

"Jüdische Fragen - Kommunistische Antworten?"

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    VolkswagenStiftung unterstützt internationale Konferenz vom 11. bis 13. November 2001 am Simon-Dubnow-Institut in Leipzig

    Die VolkswagenStiftung unterstützt mit 24.600 Euro eine Konferenz des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur e. V. an der Universität Leipzig. Im Mittelpunkt der Tagung "Jüdische Fragen - Kommunistische Antworten?" vom 11. bis 13. November 2001 steht die Frage, wie sich das Verhältnis vieler Juden gegenüber dem Kommunismus im 20. Jahrhundert beschreiben lässt - dabei vor allem fokussiert auf das östliche Europa der Zwischenkriegszeit.

    Die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden sich insbesondere auseinander setzen mit dem zeitweise geäußerten Kollektivverdacht, Juden seien für den Kommunismus besonders anfällig gewesen. Hier soll jenseits des Ideologischen - auf der Ebene individueller Biografien wie kollektiver Muster - nach Erklärungen dafür gesucht werden, dass einzelne Juden in der kommunistischen Bewegung zeitweise bedeutende Prominenz erlangten. "Nach dem Ende der großen Ideologien in Folge der dramatischen Wende von 1989 ist ein neuer historischer Blick auf dieses Thema ebenso notwendig wie möglich geworden", sagt Tagungsorganisator Dr. François Guesnet vom Simon-Dubnow-Institut. Die Konferenz mit Referierenden aus den USA, Israel und einer Vielzahl europäischer Länder unternimmt es, sich diesem komplexen Gegenstand anhand neuer Fragestellungen und auf der Basis kulturwissenschaftlicher Zugriffe zu nähern.
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    Konferenz am Simon-Dubnow-Institut für Jüdische Geschichte und Kultur: 11. bis 13. November 2001, im Simon-Dubnow-Institut, Universität Leipzig, Goldschmidtstr. 28, 04103 Leipzig

    Kontakt: Dr. François Guesnet, Tel.: 0341/2173562, e-mail: guesnet@dubnow.de
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    Ausgangspunkt der Konferenz ist die Frage, warum sich von Beginn des 20. Jahrhunderts an innerhalb der jüdischen Bevölkerung Osteuropas eine zwar kleine, in Bezug auf kommunistische beziehungsweise revolutionäre Bewegungen jedoch überproportional große und sichtbare Gruppe für den Kommunismus als gesellschaftspolitische Option entschied. Welche Bedeutung für die kommunistische, sprich internationalistische Option mancher jüdischer Kommunisten hatte in diesem Kontext etwa der Zerfall der multi-ethnischen Imperien der Habsburger, der Romanows und zum Teil der Osmanen sowie die Ausbildung von Nationalstaaten auf deren Trümmern? Diente der kommunistische Internationalismus mit seinem universalistischen Anspruch gar als Gegengewicht zu einem im ostmitteleuropäischen Bereich überaus ethnisch geprägten Nationalstaat?

    Die Zeit des Holocaust und dessen Auswirkungen sind ein weiterer Schwerpunkt der Tagung. Wie veränderten die Ereignisse im und um den Zweiten Weltkrieg oder auch die stalinistischen Verbrechen davor die Einstellungen der Kommunisten jüdischer Herkunft zum Kommunismus? Ebenso soll am Beispiel der Situation in der DDR und in anderen Ostblock-Staaten gezeigt werden, wie sich die Haltung Einzelner - etwa Victor Klemperers - veränderte und welche Auswirkungen der spätstalinistische Antisemitismus und die Prozesse in den so genannten Volksdemokratien der frühen 1950er Jahre auf diesen Wandel hatten. Die Konsequenzen des Kalten Krieges werden an Einzelschicksalen nachvollzogen - so an den Biografien Isaac Deutschers, Manès Sperbers und anderer Dissidenten und "Renegaten" unterschiedlicher politischer Orientierung.

    Die Konferenz steht unter Leitung des Direktors des Simon-Dubnow-Instituts, Professor Dr. Dan Diner, und beginnt am Sonntag, dem 11. November, um 9.30 Uhr. Besonders hingewiesen sei auf die Diskussion über kommunistische Juden in der DDR am Dienstag, dem 13. November ab 9 Uhr - unmittelbar vor der Schlussdiskussion. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz sind Historiker, Soziologen und Kulturwissenschaftler - darunter Steven Aschheim und Robert Wistrich aus Jerusalem, der Hannoveraner Wissenschaftler Detlev Claussen, François Fejtoe, Claudie Weill und Victor Karady aus Paris, Feliks Tych aus Warschau.

    In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Institut Leipzig findet am 11. November 2001 im Rahmen der Konferenz eine Diskussionsveranstaltung zum Thema "Mythos und Stereotyp im polnisch-jüdischen Verhältnis" statt. Wie etwa zu erkennen am Beispiel der erst jüngst wieder heftig geführten Diskussion um das Massaker von Jedwabne - im Jahr 1941 von katholischen Polen an ihren jüdischen Nachbarn verübt -, ist das Verhältnis von Polen und Juden vor allem historisch bedingt äußerst angespannt und nach wie vor belastet. Der komplexen Problematik nehmen sich drei führende polnische Intellektuelle und Historiker an; sie gehen dabei auch dem stereotypen Vorwurf nach, wonach gerade in der politischen Kultur Polens die Juden in eine "ethnische" Nähe zum Kommunismus gerückt werden.
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    Diskussionsveranstaltung "Mythos und Stereotyp im polnisch-jüdischen Verhältnis": 11. November 2001, 20 Uhr, Polnisches Institut, Markt 10 in Leipzig.

    Teilnehmer Podium: Professor Wlodzimierz Borodziej (Historisches Institut, Universität Warschau), Professor Feliks Tych (Jüdisches Historisches Institut, Warschau), Professor Aleksander Smolar (Stefan Batory-Stiftung, Warschau).
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    Kontakt: VolkswagenStiftung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Christian Jung, Tel.: 0511/8381-380, e-mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Kontakt Förderung VolkswagenStiftung: Dr. Wolfgang Levermann, Tel.: 0511/8381-212,Fax: 0511/8381-344, e-mail: levermann@volkswagenstiftung.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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