Leiharbeit, befristete Beschäftigung und andere sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse nehmen weiterhin zu, berichtete das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Dennoch sei das Normalarbeitsverhältnis kein Auslaufmodell. Noch immer sei eine sozialversicherungspflichtige, unbefristete Vollzeitbeschäftigung außerhalb der Leiharbeit der Regelfall.
IAB-Direktor Joachim Möller betonte: „Die Arbeitswelt driftet auseinander“. Es gebe mehr Leiharbeiter, mehr Teilzeit, mehr befristete Beschäftigungsverhältnisse. Dennoch habe sich die durchschnittliche Beschäftigungsdauer kaum verändert und liege immer noch bei rund zehn Jahren. Die große Mehrheit der Arbeitnehmer erfreue sich weiterhin langer Betriebszugehörigkeiten und stabiler Arbeitsplätze.
Umso stärker werde der Kontrast aber von denen empfunden, deren Beschäftigungsverhältnisse mit einer höheren Unsicherheit verbunden sind. So seien in der Leiharbeit die Beschäftigungsdauern in der Regel nur sehr kurz. Mehr als die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse ende nach weniger als drei Monaten. Zudem hätten die Leiharbeiter einen Lohnnachteil von rund 20 Prozent gegenüber vergleichbaren Kollegen der Stammbelegschaften. Auch die befristete Beschäftigung habe deutlich zugenommen: „Vor zehn Jahren war weniger als jede dritte Neueinstellung befristet, mittlerweile ist es fast jede zweite.“
IAB-Vizedirektor Ulrich Walwei sagte: „Das Normalarbeitsverhältnis ist nicht mehr so dominierend wie früher, es ist zudem anders als früher – aber es ist kein Auslaufmodell.“ In den letzten Jahren sei die Beschäftigung in vielerlei Hinsicht flexibler geworden. Und so sehe auch das sogenannte Normalarbeitsverhältnis mittlerweile anders aus als noch vor zwanzig Jahren. Gerade die jüngste Wirtschaftskrise habe gezeigt, dass in Deutschland heute verschiedene Elemente der Normalarbeit viel stärker mit der Konjunktur atmen als früher: Tarifverträge sehen flexible Entlohnungs- und Arbeitszeitkomponenten vor, Betriebe vereinbaren mit ihren Belegschaften Arbeitszeitkonten sowie beschäftigungssichernde Maßnahmen im Krisenfall, und bei starken Nachfrageeinbrüchen wird die Kurzarbeit genutzt, um gut eingearbeitete und motivierte Arbeitskräfte zu halten.
Die Arbeitsmarktforscherin Stefanie Gundert präsentierte neue Befragungsergebnisse des IAB, aus denen hervorgeht, dass sich Leiharbeiter und befristet Beschäftigte weniger in die Gesellschaft integriert fühlen als Festangestellte. Arbeitslose empfinden sich aber noch häufiger als ausgeschlossen. Verglichen mit Leiharbeitern fühlen sich befristet Beschäftigte etwas besser integriert. Das Teilhabe-Empfinden von Selbstständigen ist am stärksten ausgeprägt, knapp gefolgt von dem der unbefristet Beschäftigten.
„Eine stabile Integration in den Arbeitsmarkt gilt als wesentliche Bedingung für gesellschaftliche Teilhabe“, erläuterte Gundert. Die Befragungsergebnisse würden die Annahme untermauern, dass Erwerbstätigkeit mit dem Gefühl sozialer Teilhabe Hand in Hand gehe.
Weitere Informationen zur IAB-Studie „Soziale Teilhabe ist eine Frage von stabilen Jobs“: http://www.iab.de/presse/kb0411.
Zahlen zum Thema „Auslaufmodell Normalarbeitsverhältnis?“: http://www.iab.de/presse/030311z.
O-Töne von der Pressekonferenz in Berlin stehen ab 14 Uhr unter http://www.iab.de/audiodienst zum Download bereit>.
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