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03.03.2011 19:28

„Frauen sind idealistischer und daher weniger gewaltbereit als Männer“

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Frauen orientieren sich viel stärker als Männer an idealistischen Werten und neigen deshalb deutlich weniger zu Gewaltkriminalität. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung am Institut für Kriminologie der Ruperto Carola. Während vor allem jüngere Männer stärker als Frauen nach schnellem Erfolg oder hohem Lebensstandard streben, haben für Frauen Wertvorstellungen wie Toleranz oder soziales Engagement eine größere Bedeutung. „Je wichtiger aber idealistische Werte für eine Person sind, desto größer ist ihre Bereitschaft, Rechtsnormen zu akzeptieren, die Gewalt verbieten – und je größer die Akzeptanz dieser Normen ist, desto seltener wird diese Person gewalttätig“, so Prof. Dr. Dieter Hermann.

    Pressemitteilung
    Heidelberg, 3. März 2011

    „Frauen sind idealistischer und daher weniger gewaltbereit als Männer“
    Heidelberger Wissenschaftler untersucht Gründe für Geschlechterunterschiede bei Gewalttaten

    Frauen orientieren sich viel stärker als Männer an idealistischen Werten und neigen deshalb deutlich weniger zu Gewaltkriminalität. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung am Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg. Während vor allem jüngere Männer stärker als Frauen nach schnellem Erfolg oder hohem Lebensstandard streben, haben für Frauen Wertvorstellungen wie Toleranz oder soziales Engagement eine größere Bedeutung. „Je wichtiger aber idealistische Werte für eine Person sind, desto größer ist ihre Bereitschaft, Rechtsnormen zu akzeptieren, die Gewalt verbieten – und je größer die Akzeptanz dieser Normen ist, desto seltener wird diese Person gewalttätig“, betont der Heidelberger Wissenschaftler Prof. Dr. Dieter Hermann.

    Dass Frauen bei Gewaltkriminalität eine niedrigere Rate aufweisen als Männer, ist nach Angaben von Prof. Hermann empirisch belegt, die Gründe für die Unterschiede sind bisher aber nicht ausreichend erklärt. In Deutschland sind beispielsweise lediglich zwei Prozent der Inhaftierten, die wegen Körperverletzung verurteilt wurden, weiblich. Um herauszufinden, wie sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede in Gewaltkriminalität erklären lassen, hat der Wissenschaftler im Jahr 2009 rund 1.600 zufällig ausgewählte Personen zwischen 14 und 70 Jahren aus Heidelberg befragt. Diese Studie bestätigt und differenziert ein Erklärungsmodell einer früheren Untersuchung, die Prof. Hermann zu diesem Thema 1998 mit rund 3.000 Personen zwischen 14 und 70 Jahren durchgeführt hat.

    Der Wissenschaftler unterscheidet in seiner aktuellen Befragung zwischen vier verschiedenen Wertekategorien. Neben religiösen Werten gibt es idealistische Wertvorstellungen, zu denen beispielsweise umweltbewusstes Verhalten oder eigenverantwortliches Leben und Handeln gehören. Im hedonistisch-materialistischen Bereich zählen der Wunsch nach einem vergnügungsreichen Leben, schneller beruflicher Erfolg oder das Streben danach, cleverer und gerissener als andere zu sein. Als posttraditionale Werte gelten zum Beispiel Fleiß und Ehrgeiz.

    Die Geschlechter unterscheiden sich nach den Befragungsergebnissen von Prof. Hermann vor allem bei der Bedeutung idealistischer Wertorientierungen, die bei Frauen in jedem Alter, vor allem aber in jungen Jahren, ausgeprägter sind als bei Männern. Je bedeutsamer solche Werte aber für eine Person sind, desto eher lehnt diese Gewalt ab. „Die Geschlechterzugehörigkeit hat einen direkten und auch indirekten Einfluss auf die Wichtigkeit religiöser, idealistischer, hedonistisch-materialistischer und posttraditionaler Werte, und diese Werte beeinflussen die Einstellung zu Gewalt verbietenden Rechtsnormen“, erklärt Prof. Hermann. „Insbesondere Menschen mit idealistischen Wertvorstellungen sind stärker bereit, Regeln zu akzeptieren, die den Einsatz von Gewalt verbieten – und das betrifft häufiger Frauen als Männer.“

    Originalveröffentlichung
    D. Hermann: Geschlechterunterschiede in der Akzeptanz von Gewalt. Eine Replikationsstudie. In: Trauma und Gewalt, 5. Jahrgang, Heft 01/2011, S. 44 – 53.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Dieter Hermann
    Institut für Kriminologie
    Telefon (06221) 54-7449
    hermann@krimi.uni-heidelberg.de

    Kommunikation und Marketing
    Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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