Greifswalder Forscher analysierten mehr als 6 Millionen Herz-Kreislauf-Todesfälle
Es wird schon lange vermutet, dass die ersten Abschnitte unseres Lebens, sei es noch im Mutterleib oder nach der Geburt, besonders nachhaltige Auswirkungen auf eine Vielzahl von Ereignissen in unserem weiteren Leben haben können. Dies betrifft wahrscheinlich auch die gesundheitlichen Risiken, an Bluthochdruck, einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall zu erkranken.
Jetzt machten Greifswalder Wissenschaftler eine verblüffende Entdeckung: Bei der Analyse von mehr als sechs Millionen Todesfällen zwischen 1992 und 2007 in Deutschland, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen waren, konnte ein Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und der Jahreszeit der Geburt hergestellt werden. Die Ergebnisse wurden kürzlich im amerikanischen „Journal of the American College of Cardiology“* veröffentlicht.
Frauen, die im November geboren waren, wurden im Durchschnitt 7.3 Monate älter als Frauen, die im Mai geboren waren. Männer mit Geburtstag im November wurden sogar 11.7 Monate älter als solche, die im Mai zur Welt kamen. Diese Abhängigkeit war erstaunlicherweise in allen analysierten Untergruppen festzustellen, beispielsweise sowohl in nördlichen und südlichen Bundesländern, in Bundesländern mit hoher Lebenserwartung und relativ niedriger Lebenserwartung, als auch in ländlichen Gegenden und in Großstädten. Auch Mecklenburg-Vorpommern machte hier keine Ausnahme.
Die Analysen wurden von der Klinik für Innere Medizin B (Kardiologie) der Universitätsmedizin Greifswald in enger Kooperation mit dem Statistischem Bundesamt und dem Forschungsdatenzentrum im Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen (Kamenz) unter Federführung von PD Dr. Thorsten Reffelmann durchgeführt.
„Wir können über die Faktoren, die in unseren ersten Lebensmonaten vor oder nach der Geburt einen so prägenden Einfluss auf das Herz-Kreislauf-Risiko ausüben, derzeit nur spekulieren“, sagte Dr. Thorsten Reffelmann. „Neben meteorologischen Daten oder der Sonnenlichtexposition sind auch viele andere Einflussgrößen denkbar. Nahrungsangebot und Ernährungsgewohnheiten in der Schwangerschaft, Luftverschmutzung oder Infektionskrankheiten im Laufe eines Jahres oder auch das Ausmaß körperlicher Bewegung, welches ebenfalls jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt.“
Die Identifizierung dieser Einflussgrößen, so die Wissenschaftler in der Greifswalder Kardiologie unter Leitung von Prof. Stephan Felix, stelle eine große Herausforderung dar, könne aber in der kardiovaskulären und präventiven Medizin von herausragender Bedeutung werden.
*Reffelmann T, Ittermann T, Empen K, Dörr M, Felix SB. Is cardiovascular mortality related to the season of birth?
Evidence from more than 6 million cardiovascular deaths between 1992 and 2007. J Am Coll Cardiol 2011;57:887-888.
Universitätsmedizin Greifswald
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Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
Direktor: Prof. Dr. med. Stephan Felix
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PD Dr. Thorsten Reffelmann
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