Ob Gentherapie, Präimplantationsdiagnostik oder therapeutisches Klonen - immer deutlicher treten die Anwendungsmöglichkeiten der Biotechnologien am Menschen hervor. Dabei wird zum Teil beabsichtigt, menschliche Embryonen zu verbrauchen. Zu dieser Problematik melden sich die katholischen Theologen von der Universität Würzburg erneut zu Wort.
Viele Hoffnungen ruhen derzeit auf Stammzellen, denn diese können unter gewissen Bedingungen Zellen unterschiedlicher Gewebe bilden. Deshalb kann man sie in der Zukunft möglicherweise verwenden, um kranke Menschen mit gesunden Geweben oder Organen zu versorgen.
In Deutschland ist es bislang gesetzlich verboten, Stammzellen aus Embryonen herzustellen, weil die Embryonen dabei sterben. Da dies in anderen Ländern aber nicht untersagt ist, wird zurzeit die Frage diskutiert, ob man die im Ausland produzierten Stammzellen - aus denen sich kein ganzer Mensch mehr entwickeln kann - zu Forschungszwecken importieren soll. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft billigt das (siehe Link am Ende des Textes). Der Würzburger Moraltheologe Stephan Ernst ist skeptisch: "Damit akzeptiert man, dass im Ausland Embryonen für die Forschung sterben."
Unter anderem um diese Problematik geht es bei dem öffentlichen Studientag "Machbarkeit des Menschen? Theologie angesichts der Macht der Biotechnologien", zu dem die Katholisch-Theologische Fakultät am Donnerstag, 22. November, von 9.30 bis 17.30 Uhr in die Neubaukirche in Würzburg einlädt. Der Eintritt ist frei; geboten werden Vorträge und Diskussionen sowie eine abschließende Podiumsdiskussion mit Franz Barthel vom Bayerischen Rundfunk als Moderator.
Sind die Absichten der Biotechnologen ethisch legitim? Sind die möglichen technischen Anwendungen sinnvoll und human? Eine Antwort auf diese Fragen lässt sich nach Einschätzung der Theologen nicht finden, solange man nicht darüber nachdenkt, welches Bild vom Menschen und seiner Welt man sich zu eigen machen will.
Die Theologie gehöre, so eine Mitteilung der Fakultät, zu den Wissenschaften, welche die gängigen Leitbilder des Menschseins kritisch hinterfragen. Sie wolle im Kontext der Gottesrede zu einem begründeten Entwurf von Humanität ihren Beitrag leisten, der beim Studientag in den öffentlichen Diskurs einfließen soll.
Die Veranstaltung wendet sich nicht nur an Studierende der Theologie und der Naturwissenschaften, sondern auch an Verantwortliche in Seelsorge, Unterricht und Forschung sowie an Schüler der gymnasialen Oberstufe und alle anderen Interessierten.
Das Programm des Studientags:
* 9.30 Uhr: Begrüßung durch den Präsidenten der Universität, Prof. Dr. Theodor Berchem, und den Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Otmar Meuffels
* 9.45 Uhr: Das Entwicklungspotenzial embryonaler und adulter Stammzellen, Prof. Dr. Albrecht Müller, Institut für Medizinische Strahlenkunde und Zellforschung
* 10.15 Uhr: Wundermittel der Medizin oder Bedrohung der Menschenwürde? Theologisch-ethische Anfragen an die Biomedizin, Prof. Dr. Stephan Ernst, Moraltheologie
* 10.45 Uhr: Diskussion und Pause
* 11.30 Uhr: Macht und Ohnmacht der Medizin. Alttestamentliche, neutestamentliche und jüdische Perspektiven, Prof. Dr. Theodor Seidl, Prof. Dr. Bernhard Heininger, Prof. Dr. Dr. Karlheinz Müller, Biblische Theologie
* 12.00 Uhr: Die neue Erfindung des Menschen und die humane Bedeutung der Opfer. Die prekäre Macht biowissenschaftlichen Wissens, PD Dr. Hans-Joachim Sander, Fundamentaltheologie
* 13.00 Uhr: Mittagspause
* 14.00 Uhr: Schöner neuer Mensch? Zehn Thesen zum Menschen-Bild aus praktisch-theologischer Sicht, Prof. Dr. Erich Garhammer, Pastoraltheologie
* 14.30 Uhr: Von der Klugheit des Igels. Warum Vorsicht eine Forscher-Tugend ist, PD Dr. Michael Rosenberger, Moraltheologie
* 15.00 Uhr: Diskussion und Pause
* 15.45 Uhr: Der politische Bioethik-Diskurs und die Erwartungen an die Sinnwissenschaften, Margot von Renesse, MdB, Vorsitzende der Enquête-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin"
* 16.15 Uhr: Podiumsdiskussion mit allen Referenten des Tages. Moderation: Franz Barthel, Bayerischer Rundfunk
Weitere Informationen: Prof. Dr. Stephan Ernst, T (0931) 31-2261, Fax (0931) 31-2673, E-Mail:
stephan.ernst@mail.uni-wuerzburg.de
http://www.dfg.de/aktuell/stellungnahmen/lebenswissenschaften/empfehlungen_stamm...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin, Philosophie / Ethik, Religion
regional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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