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16.04.1997 00:00

Wie neue Blutgefässe entstehen

Beate Koch Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

    Mediendienst 4 - 1997

    Thema 2

    Wie neue Blutgefaesse entstehen

    Winzige Blutkapillaren bringen das Blut fast zu jeder Zelle des Organismus. Jetzt haben Fraunhofer-Forscher den Faktor entdeckt, der die Bildung von neuen Blutgefaessen anregt. Dies eroeffnet grosse Perspektiven zur Behandlung bei Durchblutungsstoerungen.

    Der Blutkreislauf verteilt die in der Lunge mit Sauerstoff angereicherte Fluessigkeit im gesamten Organismus, fuehrt sie zu den Organen und wieder zurueck zum Herzen. Winzige Kapillaren sorgen dafuer, dass das Blut selbst die entfernteste Zelle erreicht, denn auch die Zehenspitzen wollen durchblutet sein. Wie neue Blutgefaesse nach einer Verletzung entstehen, darueber wusste die medizinische Forschung bis vor kurzem kaum etwas. Forschern des Fraunhofer-Instituts fuer Grenzflaechen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart ist es nun gelungen, ein bisschen mehr Licht in das Dunkel der Angiogenese - der Neubildung von Blutkapillaren - zu bringen: Sie entdeckten in Zellkulturuntersuchungen mit Schweineblut, dass weisse Blutkoerperchen einen Faktor absondern, der dazu fuehrt, dass sich neue Blutgefaesse bilden. "Wir haben ihn auf den Namen Angiotropin getauft", berichtet der Chemiker Dr. Stefan Kiesewetter, der die ungewoehnliche Struktur des koerpereigenen Wirkstoffes aufklaeren konnte: Neben einem Eiweissmolekuel ist darin auch eine Nukleinsaeure (RNA) enthalten. Als Beweis lassen die Wissenschaftler in einer Kulturschale Zellen aus der Wand von Blutkapillaren nebeneinander wachsen. Geben sie das gereinigte Angiotropin darauf, so lagern sich die Zellen innerhalb von zwei bis drei Tagen zu einer Kapillare zusammen. Nicht umsonst haben die Stuttgarter Forscher ihre Erkenntnisse patentiert. Stefan Kiesewetter erwartet, dass Angiotropin in der Tiermedizin schon bald eingesetzt werden koennte - bei der Behandlung von Verletzungen oder, um bei Masttieren die Gewebedurchblutung und damit das Muskelwachstum zu verbessern. Als naechstes Ziel haben sich die Stuttgarter Forscher das Angiotropin des Menschen vorgenommen. Denn mit seiner Hilfe koennten AErzte zum Beispiel Bypass-Operationen am Herzen unterstuetzen, Gefaesskrankheiten lindern oder die Heilung von Wunden foerdern. Und mit einem besseren Verstaendnis von der Angiogenese ergeben sich vielleicht auch neue Moeglichkeiten, die Durchblutung dort zu verhindern, wo sie unerwuenscht ist - zum Beispiel bei den chronischen Entzuendungen bei Gelenkrheumatismus oder bei den Tochtergeschwuelsten von Tumoren.

    Ihr Ansprechpartner fuer weitere Informationen: Dr. Stefan Kiesewetter Telefon 07 11/9 70-41 62, Telefax 07 11/9 70-42 00 Fraunhofer-Institut fuer Grenzflaechen- und Bioverfahrenstechnik IGB Nobelstrasse 12, 70569 Stuttgart email: kies@igb.fhg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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