Yin und Yang sollen für mehr Harmonie sorgen, Taiji und Qigong zudem den Körper jugendlich halten, und bestimmte Kampfsportarten den Gegner ins Leere laufen lassen: Tatsächliche und vermeintliche Elemente des Daoismus haben mittlerweile auch im Westen ihren Platz gefunden. Die Lehre selbst aber ist hierzulande weitgehend unbekannt. Der LMU-Sinologe Hans van Ess zeichnet in dem schmalen Band „Der Daoismus. Von Laozi bis heute“ die mehr als 2500 Jahre umfassende Geschichte des Daoismus nach, der mittlerweile zu den fünf offiziell anerkannten Religionen Chinas gehört, und kommt zu dem Schluss: „Daoismus ist nach wie vor eine philosophische Lehre, die dem Weichen den Vorzug vor dem Harten, dem Schwachen vor dem Starken und dem Nichthandeln vor dem Handeln gibt.“
Als Gründervater gilt der Philosoph Laozi, der im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte und später in den Rang der höchsten Gottheit erhoben wurde. Ihm wird das Daodejing als erste und wichtigste Schrift des Daoismus zugeschrieben. In diesem Werk geht es um das Dao, das sich am besten mit „Weg“ gleichsetzen und als Methode wie auch als moralisch korrektes Verhalten verstehen lässt. Laozi erlebte den Verfall der herrschenden Zhou-Dynastie und plädierte für einen Rückzug aus dem öffentlichen Leben. Damit aber stand er in starkem Widerspruch zu einem Mann, der vielen als Laozis Schüler gilt: Der Philosoph Konfuzius propagiert unter anderem das aktive Engagement im Staat und hat damit das chinesische Denken und die chinesische Geschichte stärker geprägt als alle anderen Lehren. Dies habe aber spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Ende gefunden, wie van Ess in dem Vorgängerband „Der Konfuzianismus“ ausführt. Denn der Konfuzianismus stand vielen nur für die Unterwerfung des Untertanen unter den Fürsten, die mit der Demokratie unvereinbar ist, diejenige des Sohnes unter den Vater, welche kein Revolutionär akzeptieren kann, und diejenige der Frau unter den Mann – auch sie unvereinbar mit dem modernen China. „Wo europäische und amerikanische Unternehmen an die Grenzen ihres Verständnisses stoßen, da werden schnell konfuzianische Kräfte verantwortlich gemacht, die nur recht verstanden werden müssten, damit sich auch in entlegenen Weltgegenden der kommerzielle Erfolg einstelle“, so van Ess. „Dabei ist der Begriff „konfuzianisch“ in sich zu widersprüchlich, als dass er für eine Charakterisierung heutiger chinesischer oder gar ostasiatischer Verhaltensweisen taugen würde.“ (suwe)
Publikationen:
„Der Daoismus. Von Laozi bis heute“
Hans van Ess
Beck Verlag, 18. Februar 2011
ISBN-13-978-3406612183
„Der Konfuzianismus“
Hans van Ess
Beck Verlag, 2009 (2., durchgesehene Auflage)
ISBN-13: 978-3406480065
Ansprechpartner:
Professor Hans van Ess
Institut für Sinologie der LMU
Tel.: 089 / 2180 - 2362 oder 089 / 2180 - 2024
E-Mail: vanEss@ostasien.fak12.uni-muenchen.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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