Thede Kahl ist neuer Professor für Südslawistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Den Balkan kann man nur verstehen, wenn man ihn von innen kennt, ihn bereist und aus vielen Perspektiven betrachtet hat. Davon ist Prof. Dr. Thede Kahl von der Universität Jena überzeugt. Außerdem, so der neue Professor für Südslawistik, „kann man Südosteuropa nicht aus einer Disziplin heraus verstehen“. Kenntnisse der Geschichte, Politik, Literatur, Kultur und Sprachen gehören für Prof. Kahl ebenso dazu wie die Vertrautheit mit dem Raum. „Wobei der Raum auf dem Balkan sehr vielfältig und kleinteilig ist“, weiß der 39-jährige gebürtige Hamburger aus zahlreichen Reisen.
Und so schmücken Kahls neues Jenaer Büro zahlreiche Fotos von Interviewpartnern. Stark vertreten sind darunter Vertreter von Minderheiten wie Roma, slawischen Pomaken und romanischen Aromunen. Mit den Aromunen hat sich der vielsprachige Wissenschaftler bereits in seiner Promotion, die er 1999 an der Uni Münster abschloss, beschäftigt. Kahl analysierte, wie sich diese Minderheit mit ihren „Aufnahmeländern“ identifiziert hat. „Sie waren immer begeisterte Vorantreiber ihrer eigenen Assimilierung“, sagt der Neu-Jenaer und verweist darauf, dass sich die Aromunen weder in Griechenland noch in Albanien für eine Minderheit hielten und halten.
Es sind gerade jene seltenen Kulturen und Identitäten, die Prof. Kahl antreiben und die er als „Kulturwissenschaftler, Ethnograph und Sprachwissenschaftler“ untersucht. Das Tonband gehört bei seinen zahlreichen Reisen daher immer zur Ausrüstung und so entstehen neben Fachaufsätzen auch oft Schallplatten als klingende Ergänzung seiner Feldforschung.
Mit dem Tonband war er ebenfalls für seine Habilitation, die er 2007 an der Uni Wien beendete, auf dem Balkan unterwegs. Er untersuchte Wanderhirten in Epirus und Südalbanien als Beispiel eines Kulturwandels. Die einst patriarchalische Gesellschaftsform löst sich immer stärker auf. Mit Blick auf Sprache und Tradition ein Verlust, sagt Thede Kahl, denn „Wanderhirten sind Bewahrer von Dialekten“. Und trotz ihrer Möglichkeiten verlassen sie ihr Terrain selten, „sie wandern eben nicht aus und bewahren somit die Tradition“, sagt Prof. Kahl – so lange sie sich bei der gesellschaftlichen Transformation noch halten können.
Kahl selber hat den Ruf von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an die Friedrich-Schiller-Universität „wegen der Offenheit der Institute zur Interdisziplinarität“ angenommen und wegen des starken Südosteuropa-Schwerpunkts: „Ein großer Pluspunkt für Jena“. In ihn will sich der verheiratete Minderheitenforscher mit geographischer Grundausbildung mit seinen Projekten – etwa zur Dialektologie – integrieren.
Den Studierenden will er in der Lehre, die Kahl sehr ernst nimmt, die Vielfalt des Balkan näherbringen. Dabei wird er auch die südslawischen Dialekte und Soziolekte, die vom Aussterben bedroht sind, nicht vergessen. Nicht zuletzt seine Tonbandaufzeichnungen werden dabei bereichernd sein. Und seine Vorhaben, „viel bei Exkursionen zu erfahren“, wird seine Studierenden bei Feldforschungen ins Innerste des Balkans führen.
Kontakt:
Prof. Dr. Thede Kahl
Institut für Slawistik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944725
E-Mail: thede.kahl[at]uni-jena.de
Der neue Jenaer Südslawist: Prof. Dr. Thede Kahl.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Sprache / Literatur
regional
Personalia
Deutsch
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