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05.04.2011 12:40

Katholische Kirche: Gemeindeleitung durch Laien?

Michael Kroemer Pressestelle
Bergische Universität Wuppertal

    Der Priestermangel in der katholischen Kirche führt dazu, dass Pfarrämter in immer mehr Gemeinden vakant bleiben. Prof. Dr. Michael Böhnke, Universität Wuppertal, hatte gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Schüller, Universität Münster, dazu ein Projekt über „Gemeindeleitung durch Laien“ durchgeführt. Die Ergebnisse haben beide Theologen, die auch zu den Unterzeichnern des Memorandums zur Zukunft der katholischen Kirche („Ein notwendiger Aufbruch“) gehörten, jetzt in zwei Büchern zusammengefasst.

    Der zunehmende Priestermangel verändert auch die traditionelle Gestalt der Kirche vor Ort. Das Forschungsprojekt von Prof. Böhnke vom Seminar für Katholische Theologie der Uni Wuppertal und Prof. Schüller, Direktor des Instituts für Kanonisches Recht der Uni Münster, wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) über 3 Jahre mit knapp 180.000 Euro gefördert.

    Einen Lösungsvorschlag, um mit der Entwicklung umzugehen, steht im kirchlichen Gesetzbuch „Codex Iuris Canonici“ (CIC). Kanon 517 § 2 erlaubt Bischöfen, die Wahrnehmung der „Hirtensorge“ für eine Pfarrei auch Diakonen und nicht geweihten Personen zu übertragen. Bedingung ist allerdings, dass ein Priester, der nicht Pfarrer in der betreffenden Pfarrei ist, als „moderierender Priester“ fungiert. Diese Norm, deren Anwendung unter dem Titel „Gemeindeleitung durch Laien“ in der katholischen Kirche seit Jahren kontrovers diskutiert wird, wird in Deutschland u.a. in den Diözesen Aachen und Limburg angewandt. Bislang war die durch das kirchliche Gesetzbuch normierte Praxis der Gemeindeleitung in Deutschland noch nicht empirisch erforscht worden. Diese Lücke sollte das Forschungsprojekt schließen. Dazu wurden statistische Daten ausgewertet und in ausgewählten Pfarrgemeinden Befragungen durchgeführt.

    Prof. Böhnke: „Zentrale Erkenntnis ist, dass überaus hohe Erwartungen an die vormals durch Pfarrer gewährleistete und symbolisierte Präsenz der Kirche gerichtet werden. Zudem wurde der grundlegende Konflikt aufgedeckt, dass Erwartungen, Gemeinden vor Ort zu erhalten, durch das Handeln der Diözese, Pfarrgemeinden wegen des Priestermangels zusammenzulegen, nicht entsprochen werden kann.“ Die Studie wurde durch den derzeitigen theologischen Diskurs sowie weitere Daten, z.B. der Anwendung der Norm in den USA, Indien, Australien, Brasilien und Afrika, ergänzt.

    Prof. Böhnke und Prof. Schüller gehörten auch zu den über 300 Unterzeichnern des Memorandums zur Zukunft der katholischen Kirche („Ein notwendiger Aufbruch“), das Anfang Februar veröffentlicht worden war.

    Michael Böhnke/Thomas Schüller: Zeitgemäße Nähe. Evaluation von Modellen pfarrgemeindlicher Pastoral nach c. 517 § 2 CIC; Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge 84; 260 Seiten, Echter-Verlag, Würzburg 2011, 30,00 Euro.
    Michael Böhnke/Thomas Schüller (Hrsg.): Gemeindeleitung durch Laien? Internationale Erfahrungen und Erkenntnisse; 356 Seiten, Verlag Pustet, Regensburg 2011, 24,90 Euro.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Michael Böhnke
    Telefon 0202/439-2353
    E-Mail mboehnke@uni-wuppertal.de


    Weitere Informationen:

    http://www.kath-theologie.uni-wuppertal.de/ueber-uns/personen/professuren/prof-d...
    http://www.uni-muenster.de/FB2/personen/ikr/schueller.html
    http://www.echter.de
    http://www.pustet.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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