(München) In Deutschland leiden etwa vier Prozent der Bevölkerung unter ausgeprägten Schlafstörungen. Demgegenüber findet in Groß Britannien jeder fünfte Bürger in der Nacht keine Ruhe. Dies belegt eine repräsentative europäische Studie. Schlaferziehung, Reizkontrolle und regelmäßige Schlafenszeiten können Ein- und Durchschlafstörungen lindern, so das Ergebnis einer amerikanischen Untersuchung. Solche einfachen Maßnahmen sind auch langfristig wirksam, betonen Experten in der Fachzeitschrift InFo Neurologie&Psychiatrie.
Eine internationale Forschergruppe hat in fünf europäischen Ländern die Häufigkeit von Schlafstörungen (Insomnie) untersucht und dabei alleine in Deutschland rund 2000 Bürger über 18 Jahren befragt. Unter leichten bis mäßigen Schlafstörungen leiden hierzulande etwa 41 Prozent der Bevölkerung, vier Prozent berichteten von schweren Ein- und Durchschlafstörungen seit mindestens vier Wochen. Damit sind schwere Schlafstörungen in Deutschland deutlich seltener als in den anderen EU-Staaten, in denen zwischen sechs und 22 Prozent der Bürger betroffen sind.
Auffallend war der Unterschied zwischen Stadt und Land: Menschen, die in Städten leben, klagen häufiger über schwere Schlafstörungen als die Landbevölkerung. Dies gilt auch für Frauen, getrennt Lebende oder Geschiedene sowie Menschen, die nicht mehr berufstätig sind. Ebenso registrierten die Wissenschaftler in der Bundesrepublik erhebliche Unterschiede von Bundesland zu Bundesland. Die Betroffenen nannten als Auslöser zumeist Stress, Angst, Unfälle, Klinikaufenthalte, Probleme am Arbeitsplatz oder Todesfälle in der Familie.
Der Schlafmittelkonsum ist nicht so weit verbreitet, wie immer wieder vermutet wird. Nur ein Viertel der schwer betroffenen Patienten nimmt Schlaftabletten. Gravierend ist jedoch, dass nur ein Drittel der Menschen mit schweren Schlafstörungen deswegen einen Arzt konsultiert hatte. Nur die Hälfte hatte darüber mit ihrem Arzt überhaupt einmal gesprochen. Dabei führen schwere Schlafstörungen zu einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.
Eine US-Studie belegt, dass bereits einfache Maßnahmen Schlafstörungen wirkungsvoll lindern können. Psychologen der Duke University in Durham verglichen bei 75 Patienten die Wirksamkeit einer einfach einzusetzenden kognitiv-verhaltensmedizinischen Therapie mit jener der progressiven Muskelentspannung und einer Scheinbehandlung. Ergebnis: die kognitiv-verhaltensmedizinische Therapie - Schlaferziehung, Reizkontrolle und regelmäßige Schlafenszeiten - konnte die subjektiv erlebte Wachzeit der Patienten um mehr als die Hälfte reduzieren.
Demgegenüber verminderte die Muskelentspannung diese Wachzeit nur um 16 Prozent, die Plazebotherapie um zwölf Prozent. Die Maßnahmen waren darüber hinaus nicht nur kurzfristig, sondern auch nach sechs Monaten noch wirksam.
Quelle:
InFo Neurologie&Psychiatrie, Heft 5, Bd. 3 S. 391 und 392
Hajak G, on behalf of the SINE. Epidemiology of severe insomnia and its consequences in Germany. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci 2001;251:49-56
Edinger JD et al.: Cognitive behavioral therapy for treatment of chronic primary insmnia - a radomized controlled trial. JAMA 2001;285:1856-64
Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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