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22.11.2001 15:08

Fortschrittliche Qualitätssicherung in der Medizin

Bernad Lukacin Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD

    Richard-Merten-Preis 2001 ging an Prof. Georgios Sakas

    Den Richard-Merten-Preis 2001 für "herausragende Leistungen in der Entwicklung zur Qualitätssicherung in der Medizin" erhielten Prof. Dr. Georgios Sakas und Prof. Dr. Nikolaos Zamboglou. Der renommierte Fachpreis zeichnet das zukunftsweisende Projekt "IORT - System zur Qualitätssicherung und Dokumentation bei der intraoperativen Radiotherapie" aus. Der Wissenschaftler Georgios Sakas vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD und sein Projektpartner Prof. Zamboglou von der Strahlenklinik Offenbach nahmen die mit 10.000 Mark dotierte Auszeichnung entgegen. Die Preisvergabe erfolgte am 31. Oktober 2001 im Rahmen einer festlichen Feierstunde im Kurhaus Wiesbaden. Den Festvortrag vor zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland hielt Prof. Peter Oberender von der Universität Bayreuth. Die Laudatio auf die Preisträger sprach Dr. Mario Weiss, Geschäftsführer der Unternehmensberatung GAIA, Hamburg.

    Das ausgezeichnete Projekt "IORT" setzt neue Maßstäbe in der Krebsbehandlung. Die Forscher entwickelten ein leistungsfähiges, chirurgisches Visualisierungs- und Dokumentationsystem, das die intraoperative Radiotherapie (IORT) nachhaltig unterstützt. IORT wird eingesetzt, um operativ nicht entfernbare Tumorreste nach einem chirurgischen Eingriff zu bestrahlen, denn diese Fragmente sind häufig die Ursache für weitere bösartige Wucherungen (Rezidive). Die mit IORT verfügbare multifunktionale Software erfasst computertomographische (CT)-, Röntgen- oder Ultraschallaufnahmen und wandelt sie in dreidimensionale Volumendaten um. Daraus entsteht ein virtuelles Patientenbild, das dem operierenden Arzt auf einem PC-Monitor angezeigt wird. Die aktuellen, intraoperativen Daten aus der Eingriffsstelle werden in diese Simulation eingeblendet. Dies geschieht über ein integriertes Navigationssystem, das - angekoppelt an das jeweilige chirurgische Instrument - die exakte Lage und Orientiertung des Instrumentes im Körperinneren wiedergibt. Jetzt können auf dem CT identifizierte, verbliebene Tumorteile gezielt lokalisiert werden. Der Radiologe kann nun präzise einen röhrchenförmigen Einsatz (Tubus) oder ein Gitter aus Kanälen zur Führung der Strahlungsdosis, sog. Flab, im Tumorbett platzieren. Damit kann zum einen die entsprechende Strahlendosis punktgenau verabreicht werden bei minimaler Belastung umliegenden Gewebes oder Organen. Zum anderen entsteht eine exakte quantitative Dokumentation über die erfolgte Bestrahlung des Patienten. Das Projekt zur medizinischen Qualitätsicherung wurde in Zusammenarbeit mit den Städtischen Kliniken Offenbach realisiert.

    "In der Krebstherapie ist zielgerichtete Bestrahlung ein lebensrettender Faktor, deshalb ist die stetige Überprüfung und der Austausch von Wissen zu dieser Behandlungsmethode besonders wichtig" betont Prof. Dr. Georgios Sakas, Leiter der Abteilung "Cognitive Computing & Medical Image" am Fraunhofer IGD. Mit IORT können Ärzte ihre eigene medizinische Diagnostik und Therapie zeitnah überprüfen und korrigieren, denn jede onkologische Operation wird vollständig dokumentiert und lässt sich später nach Belieben analysieren. So kann z. B. nach dem radiotherapeutischen Eingriff das Vorgehen jederzeit mit einem Fachkollegen besprochen werden. Ferner lässt sich die hochwertige Dokumentation für medizinischen Aus- und Weiterbildungszwecke sowie zur Überprüfung der Wirksamkeit einer bestimmten Methode nutzen. Auch eine Telekonsultation ist ohne weiteres möglich, denn das ausgereifte System basiert auf der InViVo-Software, für die - in das Telemedizin-System TeleInVivo eingebracht - Georgios Sakas bereits den "European Information Society Technology Grand Prize" 2001 erhielt.

    Die innovativen Ansätze der prämierten Arbeit für die Medizin lobte Dr. Mario Weiss, ein Gewinner des vergangenen Jahres, in seiner Laudatio. Den Preisträgern sei es gelungen, diese Ansätze auch als positiven Beitrag zur Qualitätssicherung zu kommunizieren.

    Neue, zukunftsweisende Therapieansätze und technische Lösungen in Bereichen wie der Radioonkologie seien für die Qualitätssicherung im Gesundheitswesen von hoher Bedeutung, hob Prof. Dr. Peter Oberender in seinem Festvortrag hervor. Denn medizinische Leistungen würden zunehmend in ihrem Umfang beschränkt und geringer vergütet. Der Volkwirtschaftler Peter Oberender forderte im Rahmen seines Vortrages Politiker und Mediziner auf, sich für eine Reform der staatlichen Budgetierungspolitik einzusetzen. Das schaffe Anreize für die Mediziner ihre Leistungen für die Patienten zu optimieren ohne an anderer Stelle medizinische Versorgung streichen zu müssen.

    Als weiterer Preisträger wurde der Medizinstudent Thorsten Johnson geehrt. Er erhielt den mit 5.000 Mark ausgezeichneten Förderpreis für seine Arbeit zur Herzmuskelanalyse: "MR-tagging - Die effektive Nutzung dieser Bildgebung durch computergestützte Auswertung".

    Der Richard-Merten-Preis ist nach dem Begründer der Ringversuche in der Laboratoriumsmedizin, Prof. Dr. med. Richard Merten, benannt. Der Preis würdigt Entwicklungen, die neue Systeme der Informationstechnologie nutzen, um eine herausragende Qualitätsverbesserung in der Humanmedizin zu ermöglichen. Der Richard-Merten-Preis wird von den Unternehmen DataCard, Bad Homburg, IMS Health, Frankfurt a.M., MCS AG, Eltville, und Stada AG, Bad Vilbel, getragen. Er wurde erstmalig im Jahr 1992 verliehen.

    Weitere Informationen zum Preis und den Preisträgern finden Sie unter der URL:

    http://www.richard-merten-preis.de

    Detaillierte Angaben zum Projekt IORT erhalten Sie unter der URL:

    http://www.igd.fhg.de/igd-a7/projects/iort/iort

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Georgios Sakas
    Telefax: 06151/155-199
    E-Mail: Georgios.Sakas@igd.fraunhofer.de

    Kurzprofil INI-GraphicsNet:
    Das internationale Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung (INI-GraphicsNet) besteht aus dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) e.V., beide in Darmstadt und Rostock, und dem Fachgebiet Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS) der Technischen Universität Darmstadt. Weitere Institutionen des Netzwerkes sind das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Computergraphik in Chemie und Pharmazie (AGC) in Frankfurt, das Fraunhofer Center for Research in Computer Graphics (CRCG) in Providence, Rhode Island (USA), das Fraunhofer Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) in Singapur und das Centro de Computaç"o Gráfica (CCG) in Guimar"es (Portugal).
    Innerhalb des Netzverbundes sind an den sechs Standorten über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 560 wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Bei einem Haushalt von über 41 Millionen EURO bildet das INI-GraphicsNet weltweit den größten Forschungsverbund auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung.


    Weitere Informationen:

    http://www.richard-merten-preis.de
    http://www.igd.fhg.de/igd-a7/projects/iort/iort


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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