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19.04.2011 12:51

Gibt es eine Religion jenseits von Kirche?

Ingrid Rieck Presse und Kommunikation
Universität Rostock

    Rostocker Forscher untersuchen, ob sich an symbolischen Orten religionsbezogene Kultur etabliert

    Die Soziologin der Universität Rostock, Marlen Schröder, hat eine Landkarte von Mecklenburg-Vorpommern mit unendlich vielen Fähnchen versehen. Die 220 gelben geben einen Hinweis auf die Standorte der 220 Kirchbaufördervereine im Land, die 86 blauen verweisen auf die Gutshausvereine und die 135 orangen sind für die alternativen Gemeinschaften in Mecklenburg-Vorpommern gesteckt.
    „Wir untersuchen empirisch, inwieweit sich an bestimmten symbolischen Orten im ländlichen Raum von Mecklenburg-Vorpommern eine Kultur etabliert, die religionsbezogen ist“, sagt Professor Thomas Klie als Sprecher eines der größten Drittmittelprojekte, das die Theologische- sowie Wirtschafts-
    und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock in den nächsten drei Jahren im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersuchen wird. 400 000 Euro stehen den Rostocker Wissenschaftlern dafür zur Verfügung.
    Entgegen der revisionsbedürftigen These vom Verschwinden der Religion soll in Erfahrung gebracht werden, wie sich Religion an alten Dorfkirchen, in den vielen Gutshäusern und an anderen auratischen Orten möglicherweise neu und anders herausbildet. „Wir werden aus den unterschiedlichsten Perspektiven einen Blick auf diese Phänomene werfen“, sagt Klaus Hock, Professor für Religionswissenschaft. „Es ist die Frage zu beantworten, ob es eine Religion jenseits von Kirche gibt. Und wenn ja, wie diese sich zeigt.“ Herausfinden wollen die Forscher auch, ob solche Projekte die Abwanderung in MV beeinflussen bzw. zu Neuansiedelungen führen.
    „Religionshybride“, ist der Arbeitstitel für die siebenköpfige Forschergruppe in Rostock. Für den Sozialwissenschaftler Prof. Peter A. Berger sind die „so sehr aktiven Kirchbaufördervereine, die es in MV, aber auch in Brandenburg und Sachsen-Anhalt zahlreich gibt, ein Phänomen“. Da sehen die unterschiedlichsten Leute - darunter auch sehr viele Konfessionslose - mit unterschiedlichen Interessen eine verfallende Kirche und gründen einen Verein, um das historische Bauwerk zu retten. Andere wiederum stecken ihre ganze Kraft in den Wiederaufbau eines heruntergekommenen Gutshauses. Die Wissenschaftler wollen herausbekommen, ob sie für dieses Engagement neue Elemente ausfindig machen können, die über den Alltag hinausweisen und was dieses Mehr an Engagement für eine mögliche Sinnstiftung bedeutet.
    „Es könnte etwas entstehen, was in den religiösen, politischen oder kulturellen Bereich hineinspielt“, sagt Prof. A. Berger. Zur anstehenden Forschung gibt es auch eine Theoriedebatte zum Thema: Wo fängt es an, wenn Kultur in Religion übergeht - und umgekehrt? „In den Blick geraten somit auch die besonderen Formen von Vergemeinschaftung und Vernetzung, Festkulturen und Events, wie Hoffeste, Werthaltungen und soziale Motive“, sagt Prof. Klie. All das beleuchten nun an der Universität Rostock die Praktische Theologie, Religionswissenschaft und Soziologie. „Die Forscher suchen nach Deutungsmustern in der gemeinsam geteilten Praxis“, so Prof. Klie. Bewusst solle von einer positiven Religion abgesehen werden. „Es geht um religiöse Sinnsichten, die nicht, beziehungsweise nicht mehr im Zentrum der kulturellen Wahrnehmung stehen und die sich in bestimmte Szenen verlagern oder dort neu wachsen“

    Kontakt: Professor Thomas Klie
    Mail: thomas.klie@uni-rostock.de


    Bilder

    Die siebenköpfige Forschergruppe: Auf dem Foto v. l hinten.: Thomas Käckenmeister, Dr. Arnaud Liszka, Professor Klaus Hock, Professor Thomas Klie und Christoph Räth. vorne: Prof. Peter A. Berger und Marlen Schröder.
    Die siebenköpfige Forschergruppe: Auf dem Foto v. l hinten.: Thomas Käckenmeister, Dr. Arnaud Liszka ...
    Foto: Medienzentrum Universität Rostock
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die siebenköpfige Forschergruppe: Auf dem Foto v. l hinten.: Thomas Käckenmeister, Dr. Arnaud Liszka, Professor Klaus Hock, Professor Thomas Klie und Christoph Räth. vorne: Prof. Peter A. Berger und Marlen Schröder.


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