Fast zehn Jahre war er auf Forschungsreise in Russland, Persien, Indien, Südostasien und Japan. Von ihm stammt die erste botanische Beschreibung des Ginkgobaums, und die japanische Riesenkrabbe (Macrocheira kaempferi) wurde nach ihm benannt: Der deutsche Arzt, Botaniker und Forschungsreisende Engelbert Kaempfer (1651–1716) schuf mit seinem Werk „Das heutige Japan“ einen Klassiker der wissenschaftlichen Reiseliteratur und Landeskunde und prägte das europäische Japanbild bis ins 19. Jahrhundert hinein.
Kaempfers Schriften, Notizen und Zeichnungen blieben jedoch weitgehend unediert, bis durch die „Kritische Ausgabe in Einzelbänden“ 2001 und 2004 wenigstens ein Teil von Kaempfers Aufzeichnungen erschien. Einer der drei Herausgeber ist der Oldenburger Germanist Prof. Dr. Detlef Haberland. Seit Februar ist das von ihm geleitete und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt der Edition, Übersetzung und Kommentierung von Kaempfers Hauptwerk „Amoenitates Exoticae“ (Exotische Köstlichkeiten, Lemgo 1712) am Institut für Germanistik angesiedelt.
Das lateinische Werk konnte bis heute nicht angemessen rezipiert werden, so Haberland. „Das syntaktisch und rhetorisch außerordentlich komplexe Latein Kaempfers, das selbst Philologen Rätsel aufgibt, verhinderte seine Rezeption“, erläutert der Wissenschaftler. Der 940-seitige Quartband sollte Kaempfer den Einstieg in die gelehrte Welt erleichtern. Und während Carl Peter Thunberg, Carl von Linné, Alexander von Humboldt, Philipp Franz von Siebold und viele andere renommierte Wissenschaftler daraus geschöpft haben, hat das Werk Kaempfer nicht zu der ersehnten akademischen Karriere verholfen. Gleichwohl ist seine Asienreise ein Schritt hin zur modernen Wissenschaft: Er hat sie geplant, durchgeführt, und seine Ergebnisse sollten die verschiedenen Disziplinen innovativ bereichern.
Der 1651 im westfälischen Lemgo geborene Engelbert Kaempfer hatte in Krakau und Königsberg u.a. Medizin und Naturgeschichte studiert. Als Sekretär einer schwedischen Gesandtschaft reiste er über Moskau nach Persien. In der Hauptstadt Isfahan hielt er sich zwanzig Monate auf, lernte Persisch und Türkisch und verschaffte sich genaue Einblicke in das Leben am Hof der Safawiden, in ihre Sitten, Bräuche und Kultur. In Bandar Abbas am Persischen Golf entstand seine Schrift über die Dattelpalme. Anschließend reiste Kaempfer als Angestellter der Niederländischen Ostindien-Kompanie über Arabien, Indien nach Java und von dort im Auftrag der Kompanie nach Siam, das heutige Thailand, und nach Japan, das sich seit 1633 von aller Welt abgeschottet hatte.
Auf zwei Reisen an den Hof des Shogūns in Edo (Tokio) sammelte er so viele Informationen über Land und Leute wie nur möglich. Ein spektakuläres Resultat war die erste detaillierte Karte vom Südosten der Insel Honshū. Zurück in Deutschland war Kaempfer Leibarzt des Grafen zur Lippe und arbeitete daneben an den „Amoenitates Exoticae“.
Das Hauptwerk Kaempfers besteht aus fünf Büchern. Das Projektteam um Haberland hat bereits das Buch über Staat und Hof der persischen Safawiden bearbeitet. Jetzt hat die DFG die Edition des Buchs über japanische Pflanzen als ein weiteres Teilprojekt bewilligt; es folgen das Buch über die Dattelpalme und zwei über orientalische Varia. Insgesamt sind noch acht Jahre für die Arbeit veranschlagt, an der WissenschaftlerInnen aus dem In- und Ausland beteiligt sind.
Mit dem Projekt werden editorisch zeitgemäße Wege beschritten. Die Erstellung von kritischem Text und Übersetzung (Dr. Karl August Neuhausen und Dr. Astrid Steiner-Weber, Bonn) und die Kommentierung durch Spezialisten folgt bewährter Tradition. Neu ist die Publikation im Internet. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) der Universität Köln wird das Werk elektronisch aufbereitet (Ulrike Henny, Bonn) und in der Digitalen Bibliothek der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (http://www.hab.de/bibliothek/wdb/editionen) auf Latein und Deutsch zugänglich sein. Auch der Druck von 1712 wird abgebildet. Links verbinden den Text mit Sachkommentaren sowie Zeichnungen Kaempfers von Städten, Landschaften etc.
Die für seine Zeit außerordentliche Leistung Kaempfers, der sich methodisch als direkter Vorfahr Alexander von Humboldts erweist, werde, so Haberland, am Ende in zuverlässiger Form der Wissenschaftsgeschichte zur Verfügung stehen.
Kontakt: Prof. Dr. Detlef Haberland, Institut für Germanistik, Tel.: 0441/96195-13, E-Mail: detlef.haberland@bkge.uni-oldenburg.de
http://www.hab.de/bibliothek/wdb/editionen
Titelblatt von Engelbert Kaempfers Hauptwerk, das 1712 in seiner Heimatstadt Lemgo gedruckt wurde.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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