idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
27.11.2001 13:47

Wie schmecken wir sauer?

Dr. Jörg Häseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

    Neue am Sauergeschmack beteiligte Kanalfamilie identifiziert

    Der Sauergeschmack spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Bekömmlichkeit komplexer Lebensmittel wie unreifes und verdorbenes Obst. Außerdem hilft er Gewebsverletzungen und Störungen des Säure-Basenhaushaltes zu vermeiden, die durch die Aufnahme starker Säuren hervorgerufen werden könnten. Obwohl schon lange an den molekularen Grundlagen des Sauergeschmacks gearbeitet wird, ist bislang ungeklärt, wie Wasserstoffionen (Protonen) die Geschmacksrezeptorzellen aktivieren. Zwei verbreitete Gedankenansätze gehen davon aus, dass der Einstrom der Protonen selbst die Geschmacksrezeptorzellen aktiviert und/oder dass die Protonen zunächst Ionenkanäle öffnen. Diese Öffnung führt daraufhin zu einer Aktivierung der Geschmacksrezeptorzellen. Klare Befunde für die zuletzt genannte Hypothese wurden jetzt durch die Zusammenarbeit der Arbeitsgruppen von Bernd Lindemann (Homburg/Saar), Benjamin Kaupp (Jülich) und Wolfgang Meyerhof vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke erbracht (Stevens et al., Nature 413, 631-635). Diese weisen auf eine Beteiligung der so genannten HCN-Familie von Ionenkanälen am Sauergeschmack hin (HCN = Hyperpolarisation aktivierte nicht selektive Kationenkanäle). Die Mitglieder dieser Ionenkanalfamilie sind vor allem in rhythmischen Zentren von Herz und Gehirn vorhanden, wo sie als "Schrittmacherkanäle" an der Aufrechterhaltung des Herzschlages und der Atmung beteiligt sind. Bei elektrophysiologischen Messungen an Präparaten von Rattenzungen zeigte sich jetzt, dass ein Teil der Geschmacksrezeptorzellen nach Ansäuerung des Mediums mit der Aktivierung eines Ionenkanals antwortete, dessen Eigenschaften denen der HCN-Familie entsprachen. Mit Hilfe von PCR-Techniken konnten tatsächlich zwei der vier Mitglieder der Familie, HCN1 und HCN4, in den Zungenpräparaten nachgewiesen werden. Dass diese tatsächlich in den Geschmacksrezeptorzellen selbst vorhanden sind, bewiesen umfangreiche biochemische Experimente. In Zellkulturmodellen gelang es auch, den überraschenden Befund zu bestätigen, dass die beiden in Geschmacksrezeptorzellen vorhanden HCN-Kanäle durch Protonen, die sich außerhalb der Zelle befinden, aktivierbar sind. Die vorgelegte Arbeit beleuchtet nicht nur einen Aspekt der Sinneswahrnehmung sondern zeigt erneut, dass die Natur gleiche Proteine zur Bewältigung unterschiedlicher Aufgaben einsetzt.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Wolfgang Meyerhof
    meyerhof@www.dife.de
    oder
    Bernd Bufe
    bufe@www.dife.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).