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29.11.2001 15:03

Selektion oder Selbstselektion: Frauen in Naturwissenschaft und Technik weiter unterrepräsentiert

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Die Mathematik ist das Thema der international besetzten Jahreskonferenz "Mathematik und Geschlecht" am Essener Kolleg für Geschlechterforschung. Heute (Freitag, 30. November) wird sie im Glaspavillon der Universität Essen eröffnet. Rund 100 Gäste aus ganz Deutschland und dem Ausland wollen sich zwei Tage lang mit den Unterschieden von Wissenschaftssystemen in verschiedenen Ländern befassen und kulturvergleichend herausarbeiten. Vorwiegend sind es Mathematikerinnen, die Uni-Rektorin Ursula Boos-Nünning begrüßen wird.

    Modellversuche und Fördermaßnahmen bewirkten nur wenig

    Seit etwa zwanzig Jahren thematisiert die Frauen- und Geschlechterforschung die Situation von Frauen in Naturwissenschaft und Technik. Immer wieder wurde dabei auf die Unterrepräsentanz von Frauen in den meisten dieser Fächer verwiesen. Auch Modellversuche und Fördermaßnahmen an Schulen, Universitäten und in Erwerbsbereichen haben an diesem Tatbestand nichts Grundsätzliches ändern können. Nach wie vor sei eine negative Selektion und Selbstselektion von Frauen zu konstatieren, die sich mit zunehmender Statushöhe zu Lasten des Frauenanteils vergrößere. Das gelte auch für das in den Naturwissenschaften einen besonderen Platz einnehmende Fach Mathematik, stellte gestern (Donnerstag, 29. November) in einer Pressekonferenz zum Auftakt der Tagung die Direktorin des Essener Kollegs, Soziologieprofessorin Doris Janshen, fest.
    Beitrag zur Rekonstruktion sozialer Prozesse

    Die internationale Konferenz "Mathematik und Geschlecht" wird einen Beitrag zur Rekonstruktion der komplexen sozialen Prozesse leisten, die zur Geschlechtsselektion in den entsprechenden Lern- und Arbeitsfeldern führen. Darüber wird es zu einer noch unabgeschlossenen Debatte kommen: Würde eine geschlechtsparitätische Besetzung im traditionsreichen Fach Mathematik die intellektuellen Diskurse und Innovationen verändern? Die Tagung führt diese Auseinandersetzung einen Schritt weiter, indem sie auch analysiert, wie Mathematiker ihr soziales Profil als Männer in das Fach hineingetragen haben. Ansätze der vergleichenden Geschlechterforschung kommen hier zum Tragen.

    Zur Situation von Mathematikstudentinnen

    Am ersten Tag der Konferenz stehen kulturvergleichende Beiträge im Zentrum, am zweiten fokussiert sich das Interesse auf Bilder und Vorstellungen zur Mathematik und deren Auswirkungen auf die Geschlechterselektion. Sichtbar werden die Positionierungen von Frauen in der Geschichte der Mathematik. Für die Gegenwart werden Männlichkeitstypen herausgestellt, die die scientific community gestalten. Damit kontrastieren Untersuchungsergebnisse über die Situation von Mathematikstudentinnen an der heutigen Universität.

    In einer abschließenden Podiumsdiskussion am Samstag ab 13 Uhr erörtern Frauen und Männer mit unterschiedlichem Praxisbezug neue Bilder des Faches und Möglichkeiten zur Verbesserung der öffentlichen Akzeptanz von Mathematik.

    Hochrangiger Preis für Zahlentheoretikerin

    Am Abend des ersten Tages findet eine Festveranstaltung statt, bei der zum dritten Mal der Maria Sibylla-Merian-Preis an eine herausragende Naturwissenschaftlerin verliehen wird. Dieser mit 10 000 Mark dotierte Preis wird von der Deutschen Telekom gesponsert. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an Professorin Dr. Eva Bayer-Fluckiger. Sie lehrt an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne, Schweiz, und hat sich durch hervorragende wissenschaftliche Arbeiten zur Zahlentheorie einen Namen gemacht.

    Zusammen mit Eva Bayer-Fluckiger stehen sechs junge Wissenschaftlerinnen der Universität Essen im Mittelpunkt des Festaktes. Sie sind die ersten Teilnehmerinnen an dem beim Essener Kolleg für Geschlechterforschung jetzt begründeten interdisziplinären Maria Sibylla Merian-Förderprogramm für zukünftige Hochschullehrerinnen. Die jungen Frauen erhalten Stipendien, personelle Unterstützung und einen voll eingerichteten Arbeitsplatz, an dem sie sich als zukünftige Hochschulprofessorinnen qualifizieren können. Das Programm ist mit einer im Rahmen eines Frauenförderprogramms in Nordrhein-Westfalen einmaligen Zielvereinbarung zwischen dem Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes und der Universität Essen verbunden.

    Hinweis für die Redaktionen: Zur Eröffnung der internationalen Konferenz "Mathematik und Geschlecht" am Freitag, 30. November, 9.30 Uhr, im Glaspavillon der Universität Essen, Universitäts-, Ecke Gladbecker Straße, sowie zur Festveranstaltung am Samstag, 1. Dezember, 19 Uhr, im Rathaus der Stadt Essen sind Vertreter Ihrer Redaktion herzlich eingeladen.

    Mit freundlichen Grüßen
    (Monika Rögge)

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 - 20 85
    Weitere Informationen:
    Professorin Dr. Doris Janshen, Telefon (02 01) 1 83 - 35 21; Dipl.-Pädagogin Sybille Ullmann, Telefon (02 01) 1 83 - 39 33


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Mathematik, Physik / Astronomie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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