In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt ist es dem Forschungsteam um Professor Dr. Martin Röcken, Lehrstuhl für Dermatologie der Universität Tübingen, erstmals gelungen, das Wachstum von Tumoren anzuhalten, ohne sie gleichzeitig abzutöten. Die Forscher behandelten Mäuse, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt waren (RIP1-Tag2 Mäuse), mit weißen Blutkörperchen, sogenannten T-Helferzellen. Die T-Helferzellen wurden vorher in einem Spenderorganismus gegenüber dem Tumor „scharf gemacht“. Durch diese Immuntherapie konnte die Überlebensdauer der erkrankten Mäuse verdoppelt werden.
Die Wirkung der T-Helferzellen gegen den sehr aggressiven Tumor in der Bauchspeicheldrüse beruht nicht auf der Zerstörung der Krebszellen, sondern erfolgt durch die Ruhigstellung des Tumorgewebes und eine Normalisierung der Entwicklung der Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Außerdem fand das Team um Professor Röcken heraus, dass der mit den spezifischen T-Helferzellen erzielte Therapieerfolg von zwei Botenstoffen abhängt, die die T-Helferzellen ausschütten, dem Interferon-γ (IFN-γ) und dem Tumornekrosefaktor (TNF).
In einer weiteren Projektphase wollen die Forscher nun die direkte Wirkung dieser Botenstoffe auf den Tumor klären. Insbesondere soll untersucht werden, inwieweit eine T-Zell-basierte Therapie bei Tumoren vom Zusammenspiel der Botenstoffe IFN-γ und TNF mit den Zellen des Immunsystems und den Tumorzellen abhängt. Weiter geht es darum, wie tumorspezifische T-Helferzellen die physiologischen und biochemischen Merkmale von endogen wachsenden Tumoren beeinflussen, ohne sie zu zerstören. Ein in diesem Zusammenhang wichtiger zellulärer Mechanismus ist die Seneszenz, also die irreversible Ruhigstellung einer Zelle beziehungsweise eines Gewebsverbandes. Die Seneszenz ist in letzter Zeit als einer der Mechanismen beschrieben worden, durch den ein Organismus das unbegrenzte Wachstum eines entarteten Zellverbandes stoppen kann. Insbesondere bei der Überwachung von Tumorgeweben durch das Immunsystem könnte dieser Mechanismus von größter Bedeutung sein.
Sind Immunzellen in der Lage, Tumorzellen durch die Wirkung von Botenstoffen ruhigzustellen? Welche Rolle spielt dabei jeweils die Seneszenz und die Tumorzelldifferenzierung? Diesen Fragen wollen die Forscher sowohl an isolierten Tumorzellen aus der Bauchspeicheldrüse (β-Insulinomzellen) als auch an Gewebsschnitten von Mäusen vor, während und nach einer Therapie mit „scharf gemachten“ T-Helferzellen auf den Grund gehen. Prof. Röcken und sein Team erwarten, dass die Untersuchungen neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit und den Mechanismus einer T-Zell-basierten Tumortherapie bringen. In absehbarer Zeit könnten dadurch die wissenschaftlichen Grundlagen für die Einführung alternativer, zellulärer Therapien zur Tumorbekämpfung beim Menschen geschaffen werden, die einen Mechanismus des Körpers gegen den Tumor ansteuern, der nicht auf die totale Zerstörung des Gewebes abzielt.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert die dritte Phase dieses Forschungsprojekt mit rund 170.000 Euro, nachdem bislang bereits über 340.000 Euro Fördermittel geflossen sind. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
Kontakte:
Prof. Dr. Martin Röcken, Tel: +49 (0)7071 29 84574, Fax: +49 (0)7071/29 5450, E-mail: Martin.Roecken@med.uni-tuebingen.de
http://www.hautklinik-tuebingen.de/forschung/tumorimmunologie.html
Weitere Informationen zur Wilhelm Sander-Stiftung: http.//www.sanst.de
Interferon-γ induzierte Seneszenz in Tumorzellen. Die Abbildung zeigt aus Mäusen isolierte Tumorzell ...
Bildquelle: AG Prof. Röcken, Universitäts-Hautklinik Tübingen
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Journalisten, Wissenschaftler
Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Interferon-γ induzierte Seneszenz in Tumorzellen. Die Abbildung zeigt aus Mäusen isolierte Tumorzell ...
Bildquelle: AG Prof. Röcken, Universitäts-Hautklinik Tübingen
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