Mediendienst 3-1998
Thema 5
Hochwertige Futtermittel aus Keimlingen
Pflanzenkeimlinge haben das Potential, die Tierfuetterung entscheidend zu verbessern - sie besitzen alle wichtigen Naehr- und Mineralstoffe in verwertbarer Form. Ein neues Keimverfahren ermoeglicht ihre Herstellung unter kontrollierten Bedingungen und im grossen Massstab.
Getreide-, Mais- oder andere Samenkoerner von Pflanzen sind weltweit der meist verwendete Tierfutterzusatz. Da sie landwirtschaftlich leicht zu erzeugen sind, soll ihr Anteil am Futter weiter erhoeht werden. Samenkoerner besitzen zwar einen hohen Energieanteil und alle Naehrstoffe, aber nur einen eingeschraenkten Naehrwert. Wichtige Mineralstoffe liegen nur in fest gebundener Form vor und koennen vom Organismus nicht verwertet werden - oder sie fehlen ganz. Damit die Tiere trotzdem alles erhalten, was fuer eine ausgewogene Ernaehrung wichtig ist und das Wachstum foerdert, muessen verschiedene Zusatzstoffe etwa Aminosaeuren, Mineralien wie Zink oder Phosphat zugesetzt werden. Einfacher und ernaehrungsphysiologisch ergiebiger waere es, anstatt Getreidekoerner frische Getreidekeimlinge zu verfuettern. Denn sie sind in ihrer Naehrstoffzusammensetzung wesentlich besser als ungekeimte Koerner. Bisher war es jedoch nicht moeglich die schnell wachsenden Keimlinge in groesseren Mengen und unter geregelten Bedingungen zu erzeugen.
Forscher am Fraunhofer-Institut fuer Grenzflaechen- und Bioverfahrenstechnik IGB entwickeln eine steuerbare Keimanlage, mit der sie biochemische Prozesse, die waehrend der Keimung im Samenkorn ablaufen, kontrollieren koennen. Die Ablaeufe werden zur Zeit in einer Anlage automatisiert. "Wir koennen durch geeignete Wahl von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftmenge verschiedene Keimstadien von Weizen oder anderen Koernern erzeugen. In Fuetterungsversuchen soll das jeweils optimale Stadium ermittelt werden", erklaert Dr. Manfred-Karl Otto aus dem IGB. Auf diese Weise koennen die Wissenschaftler Keimlinge in Chargen von zum Beispiel 100 kg herstellen. Die gezielte Erzeugung solcher Keimlinge bringt eine Reihe von Vorteilen. Da die Zusatzfuetterung von Phosphat, Zink und Vitaminen zum Teil wegfaellt, sinkt neben den Kosten fuer das Futter auch die Umweltbelastung. Denn der Stickstoff- und Phosphatgehalt der Guelle wuerde sich verringern. Eine ganz andere Anwendung bietet sich in der Medizintechnik: Die stoffwechselaktiven Keimlinge sind eine Quelle fuer wertvolle, bisher ungenutzte Inhaltsstoffe. Sie enthalten unter anderem Antibiotika, Proteasehemmer oder Differenzierungsfaktoren.
Weitere Informationen: Dr. Manfred-Karl Otto, Telefon 07 11/9 70-41 00, Telefax 07 11/9 70-42 00, Fraunhofer-Institut fuer Grenzflaechen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Nobelstrasse 12, D-70569 Stuttgart, email: mko@igb.fhg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Informationstechnik
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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