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20.05.2011 11:22

Eine kurze Geschichte der Menschenkunde

Stephan Laudien Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Biologiedidaktiker Uwe Hoßfeld von der Universität Jena gibt Buch zur Herkunft des Menschen heraus

    Das Deutsche Institut für Menschenrechte initiierte 2010 eine Kampagne mit dem Ziel, den Begriff der Rasse aus dem Grundgesetz zu entfernen. Dort heißt es in Artikel 3, niemand dürfe wegen seiner Rasse benachteiligt oder bevorzugt werden. „Ein Passus, der längst nicht mehr zeitgemäß ist“, urteilt Prof. Dr. Uwe Hoßfeld von der Universität Jena. Wenn von menschlichen Rassen gesprochen werde, sei Rassismus nicht fern, sagt Hoßfeld, der als Professor für Didaktik der Biologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena lehrt. Aktuell hat Hoßfeld das Buch „Biologie und Politik – Die Herkunft des Menschen“ vorgelegt. In konzentrierter Form wird darin die Geschichte der biologischen Anthropologie erzählt, ohne deren dunkle Kapitel auszusparen.

    Der Begriff selbst geht auf Aristoteles zurück, der Gelehrte Johann Friedrich Blumenbach aus Göttingen gilt hingegen als Begründer der Anthropologie. Während die Griechen noch das eigene Volk von den Fremden, den Barbaren, abgrenzten, entwickelten die Gelehrten des Mittelalters ihre Ideen hingegen auf rein spekulativen, deskriptiven Wegen. Bewegung in das Bild von den Anderen kam erst wieder in der Zeit der großen Entdeckungs- und Forschungsreisen.

    Hoßfeld behandelt in einem Kapitel auch den deutschen Sonderweg, der als „Jenaer Sonderweg“ bezeichnet werden könnte. Gab es doch kurz vor und während der Nazizeit an der Jenaer Universität eine unheilvolle Quadriga von „Rasseforschern“, zu der neben dem Rektor Karl Astel der als „Rasse-Günther“ titulierte Publizist Hans F. K. Günther gehörte. Komplettiert wurde das Quartett durch die Zoologen Gerhard Heberer und Victor Franz (sowie die Dozenten, den Mediziner Lothar Stengel von Rutkowski sowie die Biometrikerin Erna Weber). Diese „Rassekundler“ übertrugen dabei oftmals Erkenntnisse der Biologie – insbesondere der Darwinschen Lehren – auf die menschliche Gesellschaft.

    Hoßfelds Buch endet mit einem Ausblick auf das 21. Jahrhundert. Weitgehend sei der Rasse-Begriff inzwischen obsolet geworden, so das Fazit des Autors. Es sei richtig, von unterschiedlichen menschlichen Ethnien oder Kulturen zu sprechen. In biologischer Hinsicht werde zudem u. a. der Begriff der Fortpflanzungsgemeinschaft verwendet.

    Leider kehrten am Ende des 20. Jahrhunderts aber biopolitische Diskurse ebenso zurück wie rassistische Praktiken, die längst überwunden geglaubt schienen, konstatiert Hoßfeld. Der Biologiedidaktiker von der Universität Jena verweist auf die Jugoslawien- und Tschetschenienkriege, den Völkermord in Ruanda sowie den Umgang mit den australischen Ureinwohnern.

    Das Buch „Biologie und Politik – Die Herkunft des Menschen“ ist bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erschienen und dort erhältlich. Uwe Hoßfeld sieht es als Handreichung für Lehrer, Schüler und Studenten, denen entsprechendes Lehrmaterial gegenwärtig noch fehle. Das Buch wird besonders Biologielehrern willkommen sein, die sich ob veralteten Lehrmaterials schon mit dem Rassismus-Vorwurf der GEW im Herbst 2010 herumschlagen mussten. „Doch ein neuer Lehrplan braucht gut acht bis zehn Jahre“, sagt Hoßfeld.

    Bibliografische Angaben:
    Uwe Hoßfeld: „Biologie und Politik/Die Herkunft des Menschen“, erschienen bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Regierungsstraße 73, 99084 Erfurt, Erfurt 2011, 102 Seiten, ISBN 978-3-937967-74-5. Zu beziehen über www.lzt.thueringen.de.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Uwe Hoßfeld
    Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Am Steiger 3 (Bienenhaus)
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949491
    E-Mail: uwe.hossfeld[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Cover der neuen Publikation.
    Cover der neuen Publikation.

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    Der Autor Uwe Hoßfeld leitet die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
    Der Autor Uwe Hoßfeld leitet die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität J ...
    Foto: Anne Günther/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Cover der neuen Publikation.


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    Der Autor Uwe Hoßfeld leitet die Arbeitsgruppe Biologiedidaktik der Friedrich-Schiller-Universität Jena.


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