Mary Asgharnia bewältigte Medizinstudium
im Eiltempo mit Bestnoten
Universität Rostock verlieh Preis an iranische Absolventin
"Endlich keine Studentin mehr." Mary Asgharnia ist erleichtert, jetzt ganz offiziell nicht mehr zu dieser Gruppe gemeinhin junger Leute zu zählen. Denn ihr hat es hin und wieder scheele Blicke eingebracht, wenn sie sich als Studentin zu erkennen gab: Mary Asgharnia ist 38 Jahre alt.
Dabei hätte die iranische Staatsbürgerin allen Grund zu Freude und Stolz über das Erreichte. Sie hat in der kürzest möglichen Zeit ihr Medizinstudium mit der Gesamtnote 1,6 abgeschlossen. Das schaffen die wenigsten ihrer deutschen Kommilitonen. Für diese Leistung erhielt die Ärztin gestern (13.12.) den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) als beste ausländische Studierende des Jahres 2001 an der Universität Rostock.
1994 kam Frau Asgharnia nach Deutschland. Im Iran hatte sie bereits erfolgreich ein Studium abgeschlossen und sieben Jahre als Physiotherapeutin gearbeitet. Ihr akademischer Grad wurde hierzulande anerkannt, nur gab es keine entsprechenden Berufsaussichten. Mary Asgharnia entschloss sich zum Medizinstudium, nach einem halben Jahr Deutschkurs kam sie als 32-jährige Erstsemestlerin im Oktober 1995 an die Rostocker Universität.
"Die ersten beiden Jahre waren sehr hart", blickt die Absolventin zurück. Jede Vorlesung musste sie intensiv nacharbeiten, weil die fremde Sprache genauso viele Probleme bereitete wie die Aneignung des Lernstoffes. Trotzdem bewältigte sie jede Prüfung im ersten Anlauf, ab dem dritten Studienjahr mit tollen Noten. "Um alles gut verstehen zu können, saß ich im Hörsaal immer in der zweiten Reihe." So sei allein eine räumliche Distanz zu den deutschen Kommilitonen entstanden, zu denen sie kaum Kontakt fand. "Alle waren viel jünger als ich. Und Diskobesuche sind auch nichts für mich", begründet Frau Asgharnia. Einsamkeit habe sie mit Arbeit verdrängt.
"Ich werde den deutschen Behörden immer dankbar sein, dass sie mir mit einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung die Chance zu diesem Studium eröffneten." Und auch von den Rostocker Hochschullehrern habe sie jede Menge Unterstützung erfahren. "Rostock ist ein guter Ort fürs Medizinstudium", urteilt Frau Asgharnia. Vor allem die kleinen Arbeitsgruppen, in denen der Professor jeden Studenten kennt, tragen aus ihrer Sicht wesentlich zum Erfolg bei. "Man kann nicht schwänzen und ist außerdem permanent gefordert."
Der DAAD-Preis ist mit 2000 Mark dotiert. Dieses Geld braucht Mary Asgharnia dringend. Mit dem Studienabschluss sind die BAFöG-Zahlungen beendet. Ihre Arbeit als Ärztin im Praktikum an der Chirurgischen Klinik der Universität Lübeck beginnt am 2. Januar. Eine finanzielle Lücke entsteht bis dahin und danach, denn das Zimmer im Wohnheim muss bis zum Ende des Wintersemesters bezahlt werden. So sieht es der Mietvertrag mit dem Studentenwerk vor. Zusätzlich muss der Umzug finanziert werden.
Nach der Zeit in Lübeck und der Facharztausbildung möchte Mary Asgharnia gern für internationale Hilfsorganisationen arbeiten. Pläne für ihr Privatleben hegt sie dagegen nicht. "Natürlich sehne ich mich nach einem Partner und nach einem Kind. Aber das liegt nicht in meiner Hand, das ist Schicksal."
Pressestelle (Anja Neutzling)
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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