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16.06.2011 10:12

„Mein Leben ist Literatur“

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Claudia Hammerschmidt zur neuen Hispanistik-Professorin der Universität Jena ernannt

    Was ist Autorschaft? Kann man auch in postmodernen Zeiten noch vom Autor sprechen? Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Autor und Text? Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt von der Universität Jena sieht diese Relation als eine Art „Kampfbeziehung zwischen Autor und Text“, als immer wiederholte Herausforderung des Ringens um die Autorität über das Wort. Diesem Thema widmete sich die frisch ernannte Lehrstuhlinhaberin für Romanische Literaturwissenschaft bereits in ihrer Habilitation (2006 in Jena) „Autorschaft als Zäsur. Vom Agon zwischen Autor und Text bei d’Urfé, Rousseau und Proust“. Hier führt Hammerschmidt die Geburt der Autorschaft auf den Schäferroman zurück, „der – jenseits der klassischen Rhetorik und mittelalterlichen Allegorese-Tradition – gleichzeitig die Koinzidenz zwischen ,res‘ und ,verba‘ verabschiedet und in einem längst verlorenen Goldenen Zeitalter situiert, aber auch durch unterschiedliche Redeweisen wieder einzufangen versucht.“ Durch diese konstitutive Verlusterfahrung, die erst den Wiedergewinn von Autorität über Sprache ermöglicht, kann denn auch, wie Hammerschmidt zeigt, das Modell des Schäferromans zu einem oder vielleicht dem Paradigma der Verarbeitung der Autorschaftsproblematik werden, das sich auch im 20. Jahrhundert noch nachweisen lässt.

    Es ist dieses Paradox der Autorität über Sprache, die aus dem Verlust der Macht über Sprache entsteht, das die Romanistin in der Literatur fasziniert. Alle großen Autoren der Romania von Cervantes bis Proust, aber auch lateinamerikanische Schriftsteller wie Cabrera Infante haben es der engagierten Literaturwissenschaftlerin angetan, die ein Satz beschreibt: „Mein Leben ist Literatur“.

    Diese Begeisterung und den literarhistorischen wie literaturtheoretischen Überblick will Prof. Hammerschmidt ihren Studierenden vermitteln, wobei ihr v. a. die Arbeit am Text wichtig ist. In Jena, „das mit seiner Uni mitten in der Stadt ein sehr attraktiver, pulsierender Ort ist“, kennt sich die vielsprachige Wissenschaftlerin gut aus. Nach ihrem Studium in Köln, Bordeaux und Buenos Aires und ihrer Promotion in Köln war Hammerschmidt von 1998 bis 2008 bereits als Assistentin und Lehrstuhlvertreterin an der Friedrich-Schiller-Universität tätig. 2008 erhielt sie zunächst einen Ruf nach Gießen, dann nach Trier, wo sie als Professorin tätig war. Zurückgekehrt ist sie vor allem wegen der perspektivisch guten internationalen Vernetzung der Jenaer Universität.

    In Jena wird sie einen Großteil ihrer Arbeit der spanischsprachigen Literatur widmen. Die französische werde jedoch nicht zu kurz kommen und die lateinamerikanische und karibische Literatur wolle sie deutlich ausbauen. Aufbauen kann sie dabei nicht nur auf eigenen Argentinienerfahrungen und der langjährigen Arbeit als Mitarbeiterin im „Arbeitskreis Spanien – Portugal – Lateinamerika“ der Uni zu Köln, sondern ebenso auf ihrer Promotion über Strategien von Autorschaft bei Guillermo Cabrera Infante. Sie schätzt diesen neobarocken Exil-Kubaner sehr, der als „Gedächtnis Havannas gilt“ und den sie noch persönlich kennengelernt hat. So hat sie ihn auch übersetzt. „Arbeit an der Sprache“, nennt das die Hispanistin, „sollten auch Literaturwissenschaftler pflegen“, denn „eine packende Sprache ist auch in der Wissenschaft möglich“.

    In der Forschung wird Claudia Hammerschmidt zahlreiche Themen anpacken: Fragen der Identität und Repräsentation, Autorschaft, Phänomene der Intermedialität, Funktionalisierung von Polyphonie im Roman, Paradoxien von Autobiografie und Autofiktion sind nur einige ihrer aktuellen Forschungsgebiete. Zudem will sie sich für einen Masterstudiengang Lateinamerikanistik und die Etablierung eines Lehramtsstudienganges Spanisch einsetzen. Dass Prof. Hammerschmidt dabei die romanische Literatur vom Mittelalter bis heute vermitteln will, geht nur durch großes Engagement und ein Leben für die Literatur.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt
    Institut für Romanistik der Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944621
    E-Mail: claudia.hammerschmidt[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Die neue Jenaer Hispanistin: Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt.
    Die neue Jenaer Hispanistin: Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt.
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Sprache / Literatur
    regional
    Personalia
    Deutsch


     

    Die neue Jenaer Hispanistin: Prof. Dr. Claudia Hammerschmidt.


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