idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.01.2002 09:55

Musik von ihrer Wirkung her denken

Kay Gropp Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Ab dem 15. Januar 2002 gastiert der israelische Komponist Gideon Lewensohn als Composer in Residence an der Universität Witten/Herdecke

    Die Spielanweisung für den Epilog im letzten Satz seines preisgekrönten Streichquartetts liest sich wie die Anleitung für ein Experiment: Die Musik solle so lange weitergehen, "wie das Publikum die Spannung aushalten kann."
    Musik als Dialog mit dem Publikum und gleichzeitig als Grenzerfahrung? Beides scheint im Schaffen des israelischen Komponisten Gideon Lewensohn angelegt zu sein.
    Dahinter verbirgt sich ein radikaler Bruch mit jenem musikalischen Konzept, das von abstrakten Kompositionsgesetzlichkeiten her Musik konstruiert - idealtypisch sei hier das Schaffen Johann Sebastian Bachs genannt und in der Moderne die Wiener Schule um Arnold Schönberg. Lewensohn denkt Musik von der Wirkung auf seine Zuhörer her - von ihrer (Er-) Tragbarkeit und konkreten Angemessenheit. Damit unterscheidet er sich graduell oder gar fundamental auch von jenen vier Composern in Residence, die in den letzten Jahren bereits an der Universität Witten/Herdecke gastierten: Qu Xiao-zong, Reinhard David Flender, Oleg Jantschenko und zuletzt Krzystof Meyer.
    Kritiker bescheinigen Lewensohn, er knüpfe wieder an bei der musikalischen Subjektivität eines Gustav Mahler: wie bei ihm (und auch bei Strawinsky und Schostakowitsch) pocht die Musik auf ihr Recht auf Pluralismus, Ironie, Vielseitigkeit und Vorläufigkeit. Diese Vielseitigkeit drückt sich auch im Sprengen von Gattungsgrenzen aus: Lewensohn komponiert Klagerufe, große Proklamationen, Märsche, Walzer und sogar Tangos. Der Komponist erscheint als eine Art "mysteriöser Puppenspieler", der sich hinter den verschiedenen, kontrastierenden Stimmen seiner Musik subtil-ironisch selbst versteckt. Was der Bochumer Philosoph Bernhard Waldenfels einmal als "Vielstimmigkeit der Rede" bezeichnet hat, entfaltet sich in Lewensohns Oeuvre als Viel-Sinnigkeit der Töne.
    Geboren ist der preisgekrönte Komponist 1954. Er ist Dirigent (mit einem Doktortitel in Orchesterleitung vom Peabody-Konservatorium in Baltimore), Kontrabassist und Kompositions-Dozent (an der Bar Ilan University bei Tel Aviv) und Absolvent der Rubin Academy in Tel Aviv; studiert hat Lewensohn u.a. bei Sergiu Celibidache, Charles Brook und dem ungarischen Musikwissenschaftler Erno Lendvai. Bei ECM erscheinen in Kürze zwei CDs mit seinen Werken.

    Veranstaltungen mit Gideon Lewensohn:

    · Dienstag, 15. Januar 2002, 18 Uhr, Universität Witten/Herdecke (UWH), Großer Hörsaal, Campusbau: Vortrag "Jewishness and the commentary of music or the composer as commentator of culture - a Jewish Perspective";
    · Mittwoch, 16. Januar 2002, 20 Uhr, UWH, Großer Hörsaal, Campusbau: Öffentliche Probe und Workshop mit dem Quatuor Danel und Gideon Lewensohn-Streichquartett "Odradek";
    · Donnerstag, 17. Januar 2002, 11.30-13 Uhr, UWH, Raum 2316, Campusbau: Unter dem Titel "strings attached" wird der Künstler sein Werk vorstellen und auf die "Phänomenologie des Hörens" eingehen;
    · Donnerstag, 17. Januar 2002, 13 Uhr UWH Großer Hörsaal, Campus,
    Mittagskonzert: Die Teilnehmer der Kammermusikseminare stellen ihre Semesterarbeit vor;
    · Donnerstag, 17. Januar 2002, 20 Uhr, UWH, Großer Hörsaal, Campus, lecture-concert: Das Quatuor Danel (ensemble in residence) spielt Streichquartette von Gideon Lewensohn ("composer in residence") und Ludwig van Beethoven;
    · Die für Sonntag, 20. Januar 2002, 20 Uhr, angekündigte Uraufführung von Gideon Lewensohns Meronian Echoes muss leider wegen Problemen bei der Drucklegung verschoben werden. Über den Ausweichtermin werden wir Sie rechtzeitig informieren.

    Anschrift: Universität Witten/Herdecke, Alfred-Herrhausen-Straße 50, 58448 Witten

    Informationen: Ingrid Allwardt, allwardt@uni-wh.de; Tel.: 0172/4234860

    Hinweis an die Redaktionen: Unter der angegebenen Web-Adresse finden Sie auch ein Foto von Herrn Lewensohn.


    Weitere Informationen:

    http://www.peermusic-classical.de/lewensohn.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).